Berlin. Eine Studie zeigt: Gasherde geben krebserregende Gase ab und könnten so das Risiko auf Krebsarten mehr erhöhen als beim Passivrauchen.

Wie gesundheitsschädlich Gasherde sind, wird bereits lange diskutiert. Eine neue Studie hat jetzt herausgefunden, dass die Herde eine hohe Konzentration des krebserregenden Stoffes Benzol in Innenräumen abgibt. Die Werte sollen höher als beim Passivrauchen sein, was das Risiko auf Krebsarten wie Lymphome und Leukämie erhöhen könnte.

In der US-Studie, die im Fachmagazin „Environmental Science & Technology“ veröffentlicht wurde, untersuchten Wissenschaftler der Stanford University die Benzolwerte in 87 Haushalten in den US-Staaten Kalifornien und Colorado.

Dabei fanden sie bei Gas- und Propangasherden Werte, die über den von der Weltgesundheitsorganisation und der Umweltschutzbehörde der Vereinigten Staaten (EPA) festgelegen Werte liegen.

Auch in andere Räume weit entfernt von der Küche wurde Benzol gefunden. Im Schlafzimmer übertrafen die gemessenen Konzentrationen nationale und internationale Gesundheitsmaßstäbe. Bereits das Einschalten einer einzigen Gasbrennerplatte für 45 Minuten erhöhte sich die Konzentrationen auf Werte. Diese seien höher als die beim Passivrauchen von Tabak und lägen an der Grenze von Öl- und Gasanlagen, gibt die Studie an.

Gasherde: Krebserregende Stoffe gefährden Gesundheit

Dabei sind die Emissionen 10- bis 25-mal höher als die von elektrischen Herden. Selbst beim Betrieb von niedrig brennenden Kochfeldern oder eines Gasherdes werden signifikante Mengen an Benzol freigesetzt. Induktionsherde hingegen geben kein Benzol ab, stellten die Forschenden fest.

Erhöhte Benzolkonzentrationen können bis zu sechs Stunden in einem Haus oder einer Wohnung anhalten, nachdem ein Gasherd ausgeschaltet wurde, geben die Forschenden an. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Konzentrationen von Benzol, unter bestimmten Bedingungen das Gesundheitsrisiko erhöhen können.“

Gasherde geben laut einer Studie mehr krebserregende Gase ab als beim Passivrauchen.
Gasherde geben laut einer Studie mehr krebserregende Gase ab als beim Passivrauchen.

In vielen Haushalten mit Gasherd fehlt die angemessene Belüftung, um gefährliche Benzolkonzentrationen zu verringern. Dunstabzugshauben führen oft nur dazu, dass die Luft in einem Gebäude zirkuliert, anstatt die schädlichen Chemikalien abzuführen. Das Ergebnis sind Innenraumluftgefahren, die oft die Außenluftverschmutzung übertreffen.

Die Studie ist nach Angaben der Stanford University die erste, die neue Monitore verwendet, um Benzol effektiv im Innenbereich zu messen. Selbst geringe Mengen an luftgetragenem Benzol können das Risiko verschiedener Krebsarten erhöhen, einschließlich Lymphomen und Leukämie, indem sie das Knochenmark der Menschen schädigen.

Gasherde entfachen Streit in US-Politik

Bereits Anfang des Jahres zeigte eine andere Studie, dass Gasherde einen Einfluss auf die Gesundheit haben könnten. Untersucht wurde, dass Gasherde wohl für mehr als 12 Prozent aller Asthmafälle bei Kindern in den USA verantwortlich sind. Andere Forschungen hatten bereits auf eine Luftverschmutzung durch Kohlenmonoxid und Formaldehyd hingewiesen.

Während in Deutschland mit dem Heizungsgesetz über ein mögliches Gasheizungsverbot diskutiert wird, ist in den USA der Gasherd im Mittelpunkt politischer Debatte. Mehr als ein Drittel der Haushalte in den Vereinigten Staaten verwenden Gasherde

Die Regierung von US-Präsident Joe Biden hat versucht, Effizienzstandards für neue Herde zu entwickeln, um die Verschmutzung zu verringern, wobei rund die Hälfte aller derzeit verkauften Herde wahrscheinlich die vorgeschlagenen Schutzmaßnahmen nicht erfüllen werden. Mehrere Bundesstaaten, wie zum Beispiel New York, haben auch damit begonnen, den Einsatz von Gasgeräten in neuen Gebäuden einzuschränken.

Dies hat jedoch eine heftige politische Gegenreaktion ausgelöst. Der Gouverneur Floridas und möglicher Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Ron DeSantis, versucht beispielsweise in Florida ein Verbot von Gasherden zu verhindern. Republikaner im US-Repräsentantenhaus und im Senat haben Gesetzesvorlagen vorangetrieben, die ein Verbot von Gasherden verbieten würden.

Gasherde in Deutschland

In Deutschland ist die Anzahl an Gasherden in Haushalten hingegen eher geringer. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 2018 nur 2,5 Prozent der Haushalte mit einem Gasherd ausgestattet. Fast 40 Prozent der Haushalte nutzen hingegen einen Elektroherd.

Zudem schrieb das Umweltbundesamt 2020 in einer eigenen Untersuchung: „Durch das Kochen und Backen mit Gasherden oder das Rauchen in der Wohnung können kurzzeitig hohe NO2-Belastungen entstehen.“ Diese könnten aber durch Lüften oder eine Dunstabzugshaube mit einer Abluftführung nach draußen schnell wieder beseitigt werden.