Leonardo da Vinci, Sandro Botticelli oder Rembrandt van Rijn begeistern Millionen Kunstliebhaber. Ihre Bilder sind weltbekannt. Trotzdem haben Forscher nun eine ganz neue Erkenntnis über sie erlangt. Laut einer Studie, die jüngst im Fachjournal "Nature Communications" erschien, benutzten die alten Meister sehr wahrscheinlich Eigelb in ihren Ölgemälden.
Bereits zuvor wurden Spuren von Proteinrückständen in Ölgemälden nachgewiesen. Diese wurden bislang jedoch auf Verunreinigungen zurückgeführt. Die neue Studie legt jedoch nahe, dass die Maler des 16., 17. und 18. Jahrhunderts diese absichtlich in ihre Farben gemischt hatten.
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Gemälde von da Vinci und Co.: Eigelb schützt Ölfarbe vor Feuchtigkeit
Studienautorin Ophélie Ranquet sagte dem US-amerikanischen Nachrichtensender "CNN": "Unsere Ergebnisse zeigen, dass man selbst mit einer sehr kleinen Menge Eigelb eine erstaunliche Veränderung der Eigenschaften von Ölfarbe erreichen kann, was zeigt, wie vorteilhaft dies für die Künstler gewesen sein könnte."
Für ihre Studie stellten die Forscher um Ranquet Farbe her, die auch in der Zeit der alten Meister beliebt war: Bleiweiß und Ultramarinblau. Dafür mischten sie vier Zutaten: Eigelb, destilliertes Wasser, Leinöl und Pigment. "Die Zugabe von Eigelb ist von Vorteil, weil dadurch die Eigenschaften der Farben drastisch verändert werden können", sagte Ranquet gegenüber CNN.
Das Eigelb helfe demnach dabei, die Farbe widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit zu machen. Auch das Fließverhalten, also wie zäh die Masse ist, verändere sich. Zudem ließen sich durch die Verwendung des Eigelbs damals teure Pigmente sparen. Die Forscher sind deshalb überzeugt, dass das Eigelb absichtlich in die Farben gemischt wurde.
Leonardo da Vinci: Wie ging der Maler wirklich vor?
Einen Beweis für die Wirkung oder das Fehlen einer Wirkung von Eigelb in Ölfarben will das Forscherteam in Leonardo da Vincis "Madonna mit der Nelke" entdeckt haben. Das Werk ist derzeit in der Alten Pinakothek in München ausgestellt und zeigt Maria und das Kind mit deutlichen Falten im Gesicht. Schuld daran ist der Trocknungsprozess: "Ölfarbe beginnt von der Oberfläche nach unten zu trocknen, weshalb sie knittert“, sagt Ranquet. Das Werk gehöre zum Frühwerk Leonardos und entstand als dieser noch versuchte, die neue Ölfarbe zu beherschen. Erst in späteren Werken lässt sich das Eigelb dann nachweisen.
Ranquet hofft, dass die Ergebnisse ihrer Studie weitere Forschung inspiriert. Denn noch bergen die Werke der alten Meister zahlreiche Geheimnisse. (lro)
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