Liverpool. Nach dem zweiten Halbfinale stehen nun alle Finalisten des Eurovision Song Contests 2023 fest. Ein Land sorgte für eine Überraschung.

Zwei Tage vor dem großen Finale konnten sich im zweiten Halbfinale des Eurovision Song Contests am Donnerstagabend zehn weitere Länder für die nächste Runde qualifizieren. Somit werden am kommenden Samstag 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihr jeweiliges Land vertreten.

Doch in diesem Jahr ist vieles anders: Obwohl die ukrainische Band Kalush Orchestra den Eurovision Song Contest 2022 deutlich gewonnen hatte und somit eigentlich das diesjährige Megaevent austragen sollte, blicken ESC-Fans gerade aufgeregt nach Liverpool.

Der Grund: wegen des andauernden Angriffskriegs von Russland auf die Ukraine ist eine Veranstaltung dort aktuell nicht möglich. Stattdessen bekam Großbritannien, das 2022 den zweiten Platz belegten, den Zuschlag, um den 67. Songwettbewerb ausrichten zu dürfen. Neu ist außerdem, dass die Länderjurys im Halbfinale kein Mitspracherecht mehr haben. Es entscheidet nur noch das Televoting, welche Acts ins Finale einziehen.

ESC: Ein Land zum ersten Mal seit fünf Jahren im Finale

Also, was gab es alles im zweiten Halbfinale: Einen dänischen TikToker mit 11 Millionen, der bereits einen Plattenvertrag mit einem der größten Independent-Labels der USA in der Tasche hat, mit seinem rosaroten Gute-Laune-Song allerdings trotzdem nicht den Sprung in die Finalshow schaffte. Eine Familie aus Albanien, die mit viel Pathos, heulendem Gesang und großzügigem Einsatz der Windmaschine über die Bedeutung von familiären Traditionen sang. Zypern war barfuß unterwegs und schickte einen Australier auf die Bühne, der eine poppige Herzschmerz-Powerballade zum Besten gab.

Alles in allem plätscherte der Abend mit wenigen Highlights vor sich hin. Das mag auch daran liegen, dass sich die großen Favoritinnen und Favoriten auf den Sieg bereits am Dienstag qualifiziert hatten. Ganz vorne bei den Buchmachern liegt zum Beispiel die schwedische Sängerin Loreen, die bereits 2012 mit ihrem Song „Euphoria“ den ESC für sich entscheiden konnte. Auf Platz zwei liegt der finnischen Rapper Käärijä, gefolgt von dem Duo Tvorchi aus der Ukraine mit dem Song „Heart Of Steel“.

Für eine der wenigen Überraschungen am Donnerstagabend sorgte das Duo Teya & Salena. Dank ihnen und dem überraschend starken Song „Who the Hell is Edgar“ konnte sich Österreich zum ersten Mal nach fünf Jahren wieder für die Finalshow qualifizieren. Doch so humorvolle der Text des Beitrags klingt, die Botschaft der beiden Sängerinnen ist ernst: Es geht um den Kampf als Musikerin im Musikbusiness überhaupt wahrgenommen zu werden und darum, dass sich Frauen immer härter beweisen müssen als Männer, um ernst genommen zu werden.

Das Duo Teya & Salena aus Österreich jubelt über seinen Einzug ins Finale während des zweiten Halbfinales beim 67. Eurovision Song Contest.
Das Duo Teya & Salena aus Österreich jubelt über seinen Einzug ins Finale während des zweiten Halbfinales beim 67. Eurovision Song Contest. © Martin Meissner/AP

Für noch mehr Frauenpower sorgten auch die estnische Sängerin Alika Milova, die mit ihrer Klavierballade das Gefühl des Verlorenseins in einer großen Welt ausdrückt sowie Diljá aus Island, die in ihrem kraftvollen Track von den Schatten der Vergangenheit sang, die mittlerweile keine Macht mehr über sie haben.

ESC 2023: Diese Acts aus dem zweiten Halbfinale sind weiter

ESC 2023: Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer

Für Albanien geht beim ESC 2023 Albina ins Rennen. Weil sie auf der großen Bühne offenbar nicht so allein sein wollte, hat sie ihr ganze
Für Albanien geht beim ESC 2023 Albina ins Rennen. Weil sie auf der großen Bühne offenbar nicht so allein sein wollte, hat sie ihr ganze "Familja Kelmendi" mitgebracht. © RTSH
Wie nennt sich eine Sängerin mit braunen Haaren? Richtig, Brunette. Sie geht beim ESC 2023 für Armenien an den Start.
Wie nennt sich eine Sängerin mit braunen Haaren? Richtig, Brunette. Sie geht beim ESC 2023 für Armenien an den Start. © Robert Koloyan/AMPTV
Das Duo TuralTuran aus Aserbaidschan schickt ist im ersten Halbfinale des ESC ausgeschieden.
Das Duo TuralTuran aus Aserbaidschan schickt ist im ersten Halbfinale des ESC ausgeschieden. © Khalid Zeynalov
Obwohl nicht Teil der EU, darf Australien auch 2023 wieder beim ESC mitmachen. Auf der Bühne stehen wird dabei die Band Voyager.
Obwohl nicht Teil der EU, darf Australien auch 2023 wieder beim ESC mitmachen. Auf der Bühne stehen wird dabei die Band Voyager. © Nick Wilson/SBS Australia
Gustaph posiert – mehr oder weniger glücklich – vor Brüssels Wahrzeichen, dem Atomium. Er tritt beim ESC 2023 für Belgien an.
Gustaph posiert – mehr oder weniger glücklich – vor Brüssels Wahrzeichen, dem Atomium. Er tritt beim ESC 2023 für Belgien an. © Roen Lommelen
Dänemark schickt mit Reiley einen Künstler zum ESC, der von sich selbst sagt, er sei wie Peter Pan.
Dänemark schickt mit Reiley einen Künstler zum ESC, der von sich selbst sagt, er sei wie Peter Pan. © Reiley/DR | Reiley/DR
Kann Deutschland seine Negativ-Serie beim ESC beenden? Hoffnung macht die Rock-Gruppe Lord Of The Lost.
Kann Deutschland seine Negativ-Serie beim ESC beenden? Hoffnung macht die Rock-Gruppe Lord Of The Lost. © NDR/VDPictures | NDR/VDPictures
Sobald sie ihre Haare gerichtet hat, fährt Alinka für Estland zum ESC 2023.
Sobald sie ihre Haare gerichtet hat, fährt Alinka für Estland zum ESC 2023. © Silver Mikiver
Käärjä mag es bunt und laut – perfekte Voraussetzungen, um Finnland beim ESC 2023 zu vertreten.
Käärjä mag es bunt und laut – perfekte Voraussetzungen, um Finnland beim ESC 2023 zu vertreten. © Nelli Kenttä/Yle
Frankreich setzt beim ESC 2023 auf eine echte Diva: La Zarra.
Frankreich setzt beim ESC 2023 auf eine echte Diva: La Zarra. © SLAM
Für Georgien geht beim ESC 2023 Iru Khenchanovi an den Start. Ob sie auch ihr Fransenkleid mit nach Liverpool bringt?
Für Georgien geht beim ESC 2023 Iru Khenchanovi an den Start. Ob sie auch ihr Fransenkleid mit nach Liverpool bringt? © Vakhtang Alania/Kikala Studio
Der kleine Victor möchte bitte aus dem Bällebad abgeholt werden. Mit nur 16 Jahren sagt der Grieche von sich selbst, er möchte der jüngste ESC-Sieger aller Zeiten werden. Das könnte schwierig werden, denn den Rekord hält Sandra Kim aus Norwegen. Bei ihrem Sieg war sie 13.
Der kleine Victor möchte bitte aus dem Bällebad abgeholt werden. Mit nur 16 Jahren sagt der Grieche von sich selbst, er möchte der jüngste ESC-Sieger aller Zeiten werden. Das könnte schwierig werden, denn den Rekord hält Sandra Kim aus Norwegen. Bei ihrem Sieg war sie 13. © Nikos Zikos
Die Männer, die hier so nachdenklich dreinblicken, vertraten unter dem Namen
Die Männer, die hier so nachdenklich dreinblicken, vertraten unter dem Namen "Wild Youth" Irland beim ESC 2023. Allerdings nur im ersten Halbfinale, dann war Schluss. © Mollie McKay/RTÉ
Island schickt 2023 Diljá zum ESC – und die kniet sich richtig rein.
Island schickt 2023 Diljá zum ESC – und die kniet sich richtig rein. © Helgi Ómars
Bis vor einem Jahr diente sie noch beim israelischen Militär. 2023 fährt Noa Kirel für ihr Heimatland zum ESC nach Liverpool.
Bis vor einem Jahr diente sie noch beim israelischen Militär. 2023 fährt Noa Kirel für ihr Heimatland zum ESC nach Liverpool. © Eran Levi
Beim italienischen Sanremo Festival hat Marco Mengoni schon überzeugt. Nun will er diesen Erfolg beim ESC wiederholen.
Beim italienischen Sanremo Festival hat Marco Mengoni schon überzeugt. Nun will er diesen Erfolg beim ESC wiederholen. © Andrea Bianchera
Sie könnten auch von der Reeperbahn kommen, doch beim ESC 2023 gehen Let 3 für Kroatien ins Rennen.
Sie könnten auch von der Reeperbahn kommen, doch beim ESC 2023 gehen Let 3 für Kroatien ins Rennen. © Franko Kelam
Sudden Lights sehen aus wie eine etwas in die Jahre gekommene Schülerband. Beim ESC 2023 sind sie im ersten Halbfinale ausgeschieden.
Sudden Lights sehen aus wie eine etwas in die Jahre gekommene Schülerband. Beim ESC 2023 sind sie im ersten Halbfinale ausgeschieden. © Andris Barbarns
Manche setzen auf viel Farbe, andere auf möglichst wenig. Zu letzteren gehört Monika Linkyte, die beim ESC 2023 Litauen vertritt.
Manche setzen auf viel Farbe, andere auf möglichst wenig. Zu letzteren gehört Monika Linkyte, die beim ESC 2023 Litauen vertritt. © Reda Mickeviciute
Sie wollen den ESC 2023 zu ihrer eigenen Party machen: Die Band The Busker aus Malta. Im Halbfinale hat das auch geklappt – für das Finale hat es dennoch nicht gereicht.
Sie wollen den ESC 2023 zu ihrer eigenen Party machen: Die Band The Busker aus Malta. Im Halbfinale hat das auch geklappt – für das Finale hat es dennoch nicht gereicht. © Daryl Cauchi
Nein, das ist kein religiöses Bild sondern ein Porträt von Pasha Parfeni. Er geht beim ESC 2023 für Moldau an den Start.
Nein, das ist kein religiöses Bild sondern ein Porträt von Pasha Parfeni. Er geht beim ESC 2023 für Moldau an den Start. © Katriches
Nochmal wenig Farbe: Mia Nicolai (r.) & Dion Cooper sind beim ESC in Liverpool die Niederlande an den Start gegangen und im ersten Halbfinale ausgeschieden.
Nochmal wenig Farbe: Mia Nicolai (r.) & Dion Cooper sind beim ESC in Liverpool die Niederlande an den Start gegangen und im ersten Halbfinale ausgeschieden. © Jasper Suyk
Sie sieht aus wie eine antike Göttin und hat tatsächlich italienische Wurzeln: Alessandra. Beim ESC geht sie aber für Norwegen ins Rennen.
Sie sieht aus wie eine antike Göttin und hat tatsächlich italienische Wurzeln: Alessandra. Beim ESC geht sie aber für Norwegen ins Rennen. © Ulrik Kramer/NRK
Österreich setzt beim ESC 2023 auf Frauenpower und schickt Teya & Salena an den Start. In ihrem Song kritisieren die Sängerinnen die teilweise ausbeuterische Musik-Industrie.
Österreich setzt beim ESC 2023 auf Frauenpower und schickt Teya & Salena an den Start. In ihrem Song kritisieren die Sängerinnen die teilweise ausbeuterische Musik-Industrie. © Huy Tran
Zumindest auf diesem Bild scheint sich Blanka sehr zu freuen, dass sie für Polen zum ESC fahren darf. Die Buchmacher sind nicht ganz so euphorisch: Der Einzug ins Finale könnte ihren Prognosen nach eng werden.
Zumindest auf diesem Bild scheint sich Blanka sehr zu freuen, dass sie für Polen zum ESC fahren darf. Die Buchmacher sind nicht ganz so euphorisch: Der Einzug ins Finale könnte ihren Prognosen nach eng werden. © Magic Mars
Nein, er ist kein Zauberer. Beim ESC möchte Theodor Andrei aus Rumänien trotzdem (Vorsicht, schlechter Witz) verzaubern.
Nein, er ist kein Zauberer. Beim ESC möchte Theodor Andrei aus Rumänien trotzdem (Vorsicht, schlechter Witz) verzaubern. © Theodora Ungureanu
Das kleinste ESC-Land gibt trotz bisher überschaubarer Erfolge nicht auf: San Marino schickt die Band Piqued Jacks ins Rennen.
Das kleinste ESC-Land gibt trotz bisher überschaubarer Erfolge nicht auf: San Marino schickt die Band Piqued Jacks ins Rennen. © Aurora Cesari
Loreen aus Schweden konnte den ESC schon einmal gewinnen. Laut den Wettquoten stehen die Chancen gut, dass die diesen Erfolg 2023 wiederholt.
Loreen aus Schweden konnte den ESC schon einmal gewinnen. Laut den Wettquoten stehen die Chancen gut, dass die diesen Erfolg 2023 wiederholt. © Christine Olsson/TT News Agency/AP/dpa
Er war
Er war "The Voice of Switzerland": Remo Forrer. Nun will er beim ESC überzeugen. © Lukas Maeder/SRF
Luke Black aus Serbien singt in seinem ESC-Song darüber, dass er gern ewig schlafen würde. Gut nachvollziehbar! Warum er einen Hummer dabei hat? Gute Frage...
Luke Black aus Serbien singt in seinem ESC-Song darüber, dass er gern ewig schlafen würde. Gut nachvollziehbar! Warum er einen Hummer dabei hat? Gute Frage... © VASSO VU
Nein, die Jungs von Joker Out gehen nicht gern zelten – auch wenn es auf ihrem Bild so aussieht. Tatsächlich stehen sie in einem Heißluftballon. Damit soll es für sie und Slowenien beim ESC ganz nach oben gehen.
Nein, die Jungs von Joker Out gehen nicht gern zelten – auch wenn es auf ihrem Bild so aussieht. Tatsächlich stehen sie in einem Heißluftballon. Damit soll es für sie und Slowenien beim ESC ganz nach oben gehen. © Ursa Premik
Die Dame, die hier so von oben auf einen herabblickt, heißt Blanca Paloma. Sie geht beim ESC 2023 für Spanien ins Rennen.
Die Dame, die hier so von oben auf einen herabblickt, heißt Blanca Paloma. Sie geht beim ESC 2023 für Spanien ins Rennen. © Valero Rioja/RTVE
Die fünf Frauen von Vesna haben offenbar in der Klamotten-Kiste von Oma gewühlt. Das Ergebnis zeigen sie beim ESC 2023, wo sie für Tschechien starten.
Die fünf Frauen von Vesna haben offenbar in der Klamotten-Kiste von Oma gewühlt. Das Ergebnis zeigen sie beim ESC 2023, wo sie für Tschechien starten. © Milan Vopálenský
Tvorchi setzt voll auf coole Sonnenbrillen. Ob das Duo aus der Ukraine damit den Sieg der letztjährigen Teilnehmer aus ihrer Heimat wiederholen können?
Tvorchi setzt voll auf coole Sonnenbrillen. Ob das Duo aus der Ukraine damit den Sieg der letztjährigen Teilnehmer aus ihrer Heimat wiederholen können? © Michael Fedorak/UA PBC
In ihrem Lied singt Mae Miller, dass sie statt um ihren Ex zu weinen einen Song über ihn geschrieben hat. Das bringt sie mit, um es beim ESC 2023 in Liverpool zu singen.
In ihrem Lied singt Mae Miller, dass sie statt um ihren Ex zu weinen einen Song über ihn geschrieben hat. Das bringt sie mit, um es beim ESC 2023 in Liverpool zu singen. © Harry Carr/Capitol Records UK/EMI
Andrew Lambrou geht beim ESC 2023 für Zypern an den Start. Dass er auch griechische Wurzeln hat, dürfte ihm helfen, Punkte aus dem Nachbarland zu sammeln. Obwohl, die bekommt Zypern ja sowieso immer.
Andrew Lambrou geht beim ESC 2023 für Zypern an den Start. Dass er auch griechische Wurzeln hat, dürfte ihm helfen, Punkte aus dem Nachbarland zu sammeln. Obwohl, die bekommt Zypern ja sowieso immer. © Nikos Zikos
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Auch die slowenische Band Joker Out, die in ihrer Heimat ganze Stadien füllt und laut Moderator Peter Urban die erfolgreichste Band des Landes ist, blieb im Gedächtnis und schaffte mit ihrer rockigen Hymne „Carpe Diem“ den Sprung in die Finalshow. Sie wollen Slowenisch „in eine universelle Sprache aus Tanz und Entertainment übersetzen, die alle Länder verstehen“, so die Band.

Außer Konkurrenz, allerdings mit einer der besten Performances des Abends, rockten die Drag Queens Miss Demeanour, Miss Mercedes Benz und Tamara Thomas die Bühne, während die eingegangen Stimmen ausgezählt wurden. Ihr Medley aus empowernden Songs symbolisierte nochmal das Motto des Abends „United by Music“. „ESC is a place for everyone“, rief die ganz in Gelb gekleidete Miss Demeanour in die Menge.

Am Ende schafften es diese Bands nicht ins Finale: Griechenland, Dänemark, San Marino, Georgien, Rumänien und Island schieden mit zu wenig Votes aus. Die anderen Künstlerinnen und Künstler sehen wir bei der großen Finalshow am Samstag wieder, wenn es heißt „12 Points go to …“.