Royals

Harry bei der Krönung von Charles III.: Der einsame Prinz

| Lesedauer: 3 Minuten
Truppenparade zur Krönung von Charles III. in London

Truppenparade zur Krönung von Charles III. in London

London ist angesichts der Krönung von Charles III. im Ausnahmezustand. Zu Beginn der Feierlichkeiten zog eine Truppenparade durch die britische Hauptstadt.

Video: Vermischtes, Leute, Kultur, Kunst, Unterhaltung, Politik
Beschreibung anzeigen

London.  Einsamer Besuch von Harry: Der Wahl-Kalifornier wirkte inmitten des Krönungs-Brimboriums fehlplatziert. Die Familie bleibt zerrissen.

Um 11.40 Uhr schlenderte Prinz Harry in die Westminster Abbey wie ein Cowboy durch eine Westernstadt, in der er vor langer Zeit mal ein Haudegen gewesen war. Hier sollte sein Vater König Charles gekrönt werden. Ohne Begleitung wirkte der 38-Jährige ein wenig einsam unter dem Kreuzrippengewölbe der gotischen Kathedrale, obwohl er in einer Traube kam – in der B-Liga der Royal Family.

Zu der gehörten sein ebenfalls geschasster Onkel Prinz Andrew, der sich aus einem Missbrauchsskandal herausgekauft hatte und seitdem ein Dasein ohne Ämter fristet, sowie dessen Töchter Prinzessin Eugenie und Prinzessin Beatrice, die unbeirrt zu Prinz Harry halten. Der rebellische Royal und seine daheim in Kalifornien gebliebene Ehefrau Herzogin Meghan hatten sich vom Königshaus losgesagt und mit der Familie überworfen.

Immerhin durfte Harry seine militärischen Orden tragen. Düpiert wurde er nicht: Harry, die Nummer fünf in der Thronfolge, war es gestattet, in Reihe drei in der Kirche Platz zu nehmen. Ein deutliches Signal: Er gehört weiterhin zur Familie. Er saß zwischen Eugenies Ehemann Jack Brooksbank und Prinzessin Alexandra, einer seit vielen Jahren kaum in Erscheinung tretenden Cousine der Queen.

Zur Krönung von Papa Charles: Prinz Harry fliegt Linie

Harry war am Freitagvormittag gegen 11 Uhr Ortszeit in London-Heathrow gelandet – in einem „commercial flight“. So nennen Stars und Superreiche einen Linienflug und sprechen es aus, als handle es sich um eine Foltermethode, von der man nicht sicher ist, ob sie wirklich angewendet wird. In seinen American-Airlines-Flug AA136 hatte er in Los Angeles eingecheckt; nach Kritik an verschwenderischen und umweltschädlichen Privatjetflügen wollte Harry offenbar keinerlei Angriffsfläche bieten.

Den Rest des Tages verbrachte er mit seinen Cousinen auf Frogmore Cottage. Pläne, seinen Vater zu sprechen, gab es nicht. Seit dem Erscheinen seiner Enthüllungsmemoiren im Januar soll Harry nur über Mittelsmänner mit seinem Vater kommuniziert haben. Offenbar erhielt er aber eine Einladung für das abendliche Dinner im Buckingham-Palast.

Rechtzeitig zurück zum Kindergeburtstag?

Ob er sie annehmen würde oder wie geplant am Abend zurückfliegen, war am Samstag noch unklar. Harrys Sohn Prinz Archie wurde am Krönungstag vier Jahre alt. Der Zeitverschiebung zum Dank hätte er noch rechtzeitig gratulieren können.

Die Zerrissenheit der Royals verstärkte den Eindruck von der Krönung als einem Ereignis, das eine Zukunft einläuten soll, die es vielleicht nicht mehr gibt. Charles ist der müde König, der seine eigene Familie nicht zusammenhalten konnte und dessen Commonwealth-Reich weiter bröckelt: Als er während der Zeremonie die Formeln der Anglikanischen Kirche ablas, wirkte das wie ein leeres Ritual.

Fragen zum Artikel? Mailen Sie uns: redaktion.online-bzv@funkemedien.de