Hannover. Die Badesaison beginnt. Hunderttausende suchen dann Abkühlung in einem Badesee. Manchmal endet der Ausflug in einer Katastrophe. Wir klären auf.

Die Badesaison in Niedersachsen startet am 15. Mai offiziell. Doch das nasse Vergnügen an der Küste, in Seen und Flüssen ist nicht immer ungefährlich. Manchmal machen Bakterien Badegewässer zum Sperrgebiet, und auch sonst sollten die Menschen aufpassen.

Wo kann man in Niedersachsen in freier Natur baden?

Zwischen den Stränden an der Nordsee und den Talsperren im Harz gibt es viele Bademöglichkeiten. Nicht nur die großen Flüsse Elbe und Weser haben Badestrände, auch viele Seen und kleinere Badegewässer locken Schwimmer und andere Wasserliebhaber. Die Seen in Niedersachsen und Bremen sind nach Angaben der Gesundheitsämter sauber. Für keines der mehr als 270 niedersächsischen Badegewässer gilt derzeit ein Badeverbot. Aktuelle Meldungen finden sich im Internet im Badegewässer-Atlas des Landesgesundheitsamts (NLGA).

Was gab es in den vergangenen Jahren für Probleme?

Wegen giftiger Blaualgen werden vor allem im Sommer immer wieder Badegewässer gesperrt. Betroffen waren 2018 etwa der Dümmer im Kreis Diepholz, der Seeburger See im Kreis Göttingen, die Thülsfelder Talsperre im Kreis Cloppenburg und auch kleinere Badeteiche. Für weitere Gewässer beziehungsweise Badestellen galten Warnungen.

Was sind Blaualgen und wie entstehen sie?

Blaualgen sind Cyanobakterien, die giftige Stoffe bilden können. Das kann bei längerer Hitze auftreten, aber auch bei anderen Wetterlagen. So kann der Nährstoffgehalt laut NLGA durch landwirtschaftliche Einleitungen oder nährstoffreiche Niederschläge steigen.

Wie erkenne ich Blaualgen?

Ein Anzeichen kann eine grünliche oder bläulich-grünliche Wasserfarbe sein. Auch Schlierenbildung bis hin zu Algenteppichen mit wolkenartiger Verteilung im Wasser sind Merkmale. Wer dort Wasser schluckt, muss mit Durchfall, Erbrechen, Schwindel und Benommenheit rechnen. Der Hautkontakt kann zu Reizungen führen.

Wie und wo werden Badestellen auf ihre Wasserqualität überwacht?

Gesucht wird insbesondere nach Hinweisen auf fäkale Verunreinigungen. Dazu wird das Wasser nach Angaben des NLGA auf zwei im Darm vorkommende Bakterien getestet, nämlich Escherichia coli (E. coli) und intestinale Enterokokken. Das wird während der Badesaison mindestens einmal monatlich gemacht. Darmbakterien sind ein Indiz dafür, dass sich auch andere Krankheitserreger im Wasser befinden könnten. Die Experten schauen auch, ob Blaualgen das Wasser trüben.

Wie hat sich die Zahl der Badetoten in Niedersachsen entwickelt?

Mehr als 500 Menschen sind im vergangenen Jahr bundesweit bei Badeunfällen ums Leben gekommen. Zählte die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Niedersachsen 2014 noch 47 Todesfälle durch Ertrinken, lag die Zahl im vergangenen Jahr bei 61. In Bremen stieg die Zahl im selben Zeitraum von 4 auf 9.

Worauf sollten Badegäste achten?

Die DLRG empfehle bewachte Badestellen, sagte Sprecher Nico Reiners. An allen anderen Gewässern sollten Ausflügler nicht alleine hineingehen. «Wasser ist immer mit Gefahr verbunden», sagt er. An der Küste sollten Badegäste auf Ebbe, Flut und Strömungen achten.

Wer ist besonders gefährdet?

Ungeübte Schwimmer und Nichtschwimmer, Kinder, ältere Menschen und Kranke haben ein höheres Risiko. Rund 80 Prozent der Toten sind Männer, möglicherweise sind sie risikofreudiger.

Was kann man tun?

Kinder sollten möglichst früh schwimmen lernen, rät die DLRG. Älteren Menschen empfiehlt Reiners einen Gesundheitscheck, vor allem Herz-Kreislauf-Probleme könnten beim Baden lebensbedrohlich werden. “Wer Alkohol getrunken hat, sollte unbedingt an Land bleiben“, rät er. Ungeübte Schwimmer sollten nie alleine baden gehen. dpa/lni