Berlin. Wolfgang Völz spielte in „Graf Yoster“, in Edgar-Wallace-Filmen und war die Stimme von Käpt’n Blaubär. Nun ist er mit 87 Jahren in Berlin gestorben.

In den Nullerjahren hatte er noch mal zwei große Auftritte: In den Edgar-Wallace-Parodien „Der Wixxer“ und „Neues vom Wixxer“ spielte Wolfgang Völz augenzwinkernd die Rolle des Sir John. Das war zum einen eine liebevolle Anlehnung an seinen eigenen und 40 (!) Jahre älteren Wallace-Film „Der grüne Bogenschütze“, zum anderen aber auch eine späte, wohlverdiente Beförderung: In seinen Filmen hatte der Schauspieler meist eher unterwürfige Rollen zu spielen.

So begann schon seine Schauspielkarriere: als Page in Schillers „Don Karlos“ am Landestheater Hannover im Jahr 1950. Zu seinen berühmtesten Rollen zählen der Armierungsoffizier Mario de Monti, der in der ersten deutschen Science-Fiction-Serie „Raumpatrouille Orion“ quasi das deutsche Pendant zu Scotty in der US-Konkurrenz „Raumschiff Enterprise“ war.

Und dann vor allem seine Rolle als Chauffeur Johann, der in der Krimiserie „Graf Yoster gibt sich die Ehre“ stets geschniegelt und gestriegelt einen aristokratischen Hobby­detektiv durch 78 Folgen chauffieren durfte. Am Ende – als Sir John – durfte er dann mal selbst den Chef geben und andere rumkommandieren. Wie erst am Freitag bekannt wurde, ist Völz nun am 2. Mai in Berlin gestorben. Er wurde 87 Jahre alt.

Sein Name war Wolfgang Otto Isaak Treppengeländer

Völz war eine markante, urige, liebevoll-bärbeißige Type. Ein Volksschauspieler im besten Sinne. Für viele auch der Inbegriff der Berliner Schnauze. Auch wenn der Mann mit dem nicht sehr star­tauglichen Namen Wolfgang Otto Isaak Treppengeländer 1930 in Danzig geboren wurde, wo seine Mutter ein Milchwarengeschäft betrieb.

Zwei Jahre nach dem Krieg wurde die Familie von polnischen Stellen vertrieben. Völz landete erst in Hameln, wo er eine Bäckerlehre begann, dann in Hannover, wo er Schauspielunterricht nahm, und schließlich in Berlin, wo er
ab 1954 lange Zeit Mitglied des Kabaretts Die Stachelschweine war.

Dann kam der Film – mit Edgar Wallace oder Fritz Langs „1000 Augen des Dr. Mabuse“. Und schließlich das Fernsehen, das ihn erst richtig populär machte. Gerade wegen seiner dienenden, aber stets augenzwinkernd gespielten Figuren.

Rote Haare, dicke Nase, schließlich ein markanter Oberlippenbart und gern mit Zigarre: So kannte, so liebte man Wolfgang Völz, vor allem in komödiantischen Rollen. Und so kam der Darsteller auf eine stattliche, für deutsche Verhältnisse rekordverdächtige Filmografie. Auch wenn er die gern abgetan hat. „Ich habe an die 600 Fernsehrollen gespielt“, sagte er einmal. „Es war immer die gleiche Grütze“. Er sah sich, Understatement pur, als
„allerersten Mann der zweiten Klasse“.

Er wurde zum Erzählopa einer ganzen Enkelgeneration

Markant war auch seine sonore, knarzende Stimme, die er als Synchronsprecher großen Kollegen wie Peter Ustinov (dem er anfangs sogar recht ähnlich sah), Mel Brooks und vor allem Walter Matthau (ein „grumpy old man“ wie er selbst) lieh.

Mit dieser Stimme wurde er noch einem ganz anderen, viel jüngeren Publikum bekannt, das keine Ahnung mehr von „Sir Yoster“ hatte und dem die erste deutsche Science-Fiction-Serie ziemlich steinzeitlich vorkommen musste: als Android Otti in der Zeichentrickserie „Captain Future“ und vor allem im Animationsfilm „Käpt’n Blaubär“ als Titelfigur. Mit solchen Rollen wurde Völz zum Erzählopa einer ganzen Enkelgeneration.

Zuletzt war es still um Völz geworden. Nach einem Schlaganfall vor zwei Jahren hatte er sich ganz zurückgezogen. Seine Tochter Rebecca und sein Sohn Benjamin sind wie der Papa Schauspieler und Synchronsprecher. Zuletzt machte auch der Enkel Daniel Völz von sich reden: Er ging 2017 als RTL-„Bachelor“ im Fernsehen auf Frauenjagd. Das wäre dem Senior fremd gewesen: Völz war seit 1954 mit der Berliner Tänzerin Roswitha Karwath verheiratet. Sie hat auch bei der „Raumpatrouille“ in den berühmten Galyxo-Tänzen mitgetanzt.