Stockholm. Ingvar Kamprad gründete Ikea und veränderte damit die Art, wie Menschen sich einrichten. Jetzt ist er im Alter von 91 Jahren gestorben.

Seine Spuren finden sich überall in unseren Wohnungen. Regale, Sofas, ganze Küchen – mindestens aber Bilderrahmen oder Bettbezüge. Er hat die Art, wie wir uns einrichten, wie kein anderer verändert – weg von düsterer Eiche, hin zu schwedischer Helligkeit. Nun ist Ikea-Gründer Ingvar Kamprad mit 91 Jahren gestorben.

Er sei zu Hause in Småland friedlich eingeschlafen, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Es bleiben drei Söhne aus zweiter, eine Adoptivtochter aus erster Ehe – und ein Weltkonzern mit 149 000 Mitarbeitern und rund 36 Milliarden Euro Jahresumsatz. 53 der derzeit 355 Möbelhäuser stehen in Deutschland. Tendenz: steigend.

Der Großvater war aus Thüringen nach Schweden eingewandert

Nie machte Kamprad einen Hehl daraus, dass er jede Krone zweimal umdreht. Die Schweden machten sich fast liebevoll über seinen Geiz lustig. So seien die Bleistifte in den Möbelhäusern nur aus Kostengründen halb so lang wie normale Bleistifte. Berüchtigt sind auch Kamprads Auftritte in hippiehaften Secondhandkleidern selbst bei den allerfeinsten Banketts.

1896 war sein Großvater, ein entfernter Verwandter von Paul von Hindenburg und Sohn eines Großgrundbesitzers, aus Thüringen nach Schweden ausgewandert. Kamprad wurde 1926 geboren und wuchs auf dem elterlichen Bauernhof in Småland auf, dem größten in der Gegend, mit viel Wald. Mittellos und unbeschlagen in unternehmerischen Fragen war Kamprad also nicht; schon mit sieben soll er durch die Gegend gezogen sein und Streichhölzer, Papierwaren und Saatgut verkauft haben.

Noch während seiner Kaufmannsausbildung ließ er 1943 im Handelsregister seine Gemischtwarenfirma Ikea eintragen, zusammengesetzt aus den Anfangsbuchstaben seines Namens, denen des elterlichen Hofes (Elmtaryd) und des Ortes Agunnaryd. Mit ein paar Angestellten verkaufte Kamprad zunächst Stifte, Geldbörsen, Bildrahmen, Uhren und Nylonstrümpfe. Im Visier hatte er Menschen mit wenig Geld. „Ich sah die armen Landarbeiter, die nicht im Haus, sondern im Stall essen mussten“, erzählte er 2014, als er von den Lesern des „Svenska Dagbladet“ zum „Besten schwedischen Unternehmer aller Zeiten“ gekürt wurde.

1951 erschien der erste Ikea-Katalog. Kamprad hatte begriffen, wie profitabel preiswerte Möbel waren. Weil der Druck durch die alteingesessene Konkurrenz Mitte der 50er-Jahre anstieg, beschloss er, eigene Möbel zu entwerfen und zu produzieren – und sie platzsparend zu verpacken. Das hatte es bis dahin nicht gegeben: günstige Möbel zum Selbstmontieren. Studenten, Azubis und Arbeiter mit kleinem Gehalt bekamen so die Möglichkeit, sich gemütlich einzurichten.

„Er war ein einzigartiger Unternehmer, der viel für Schwedens Wirtschaft bedeutet hat und Heimeinrichtung für viele Menschen zugänglich gemacht hat, nicht nur für ein paar wenige“, würdigte Schwedens sozialdemokratischer Ministerpräsident Stefan Löfven den Verstorbenen. Ikea selbst beschrieb ihn als „stur, warmherzig und verschmitzt“. Er habe bis zum Schluss gearbeitet – offiziell war er 2014 in den Ruhestand getreten.

Vier Jahrzehnte hatte Kamprad der Steuern wegen im Ausland gewohnt, vor allem in der Schweiz. Als seine Frau starb, zog er 2014 zurück in die Heimat. Ebenfalls um Steuern zu sparen, wandelte er die Firma 1982 in eine Stiftung mit Sitz in den Niederlanden um. Der Konzern ist in viele Firmen aufgeteilt, die in Liechtenstein, Luxemburg, Schweden und den Niederlanden registriert sind. Dafür gab es Kritik.

Und die Nachricht, dass Kamprad als junger Mann schwedische Nationalsozialisten unterstützt hatte, sorgte 1994 für Boykottaufrufe. Er zeigte in einem offenen Brief Reue. Die Schweden scheinen ihm verziehen zu haben.