Houston. US-Präsident Donald Trump verspricht Hilfe für die Flutopfer in Texas.

Der Präsident hörte zu. Den Kopf leicht schräg gelegt, die Hände gefaltet, ließ sich Donald Trump am Dienstag in Texas über die verheerenden Folgen von Tropensturm „Harvey“ unterrichten. In einer Feuerwache in der Stadt Corpus Christi saß er umringt von Mitarbeitern der Katastrophenschutzbehörde Fema, dem Roten Kreuz, der Küstenwache. Vor ihm lagen große Schaubilder, hinter seinem Rücken stand ein Feuerwehrauto. Trump nickte immer wieder, wenn andere sprachen. Er selbst hielt sich auffällig zurück. Keine Ausschweifungen, kein Selbstlob. Er dankte den Helfern. Man sei stolz, auf das, was sie leisteten. „So etwas wie diese Flut gibt es nur alle 500 Jahre, sagen Experten“, verkündete er zuvor über Twitter. Insgesamt berichten US-Medien bisher von elf Todesopfern.

Der Präsident bemüht sich in diesen Tagen, in denen „Harvey“ in Texas wütet und schon mehrere Menschen das Leben gekostet hat, das Bild des Krisenmanagers. Es scheint, als wolle er um jeden Preis vermeiden, sich einen ähnlichen Fehler wie George W. Bush zu erlauben. Als der Jahrhundertsturm „Katrina“ im August 2005 am Golf von Mexiko etwa 1800 Menschen in den Tod riss, hatte der Republikaner zu spät reagiert.

Bei seinem ersten Auftritt als Krisenmanager und Trostspender-in-Chief orientierte sich Trump im Beisein von First Lady Melania Trump bis in die Kleidung (dunkle Regenjacke, Baseball-Cap, Khaki-Hosen) an seinem Vorgänger und Erzfeind Barack Obama. Der hatte vor fünf Jahren Hurrikan „Sandy“, der die Küste New Jerseys in Trümmer legte, mit Bravour gemeistert. Und zwar so: Verbale Rücken-
deckung für die Katastrophenschutzbehörde, mit Finanzhilfen für den Wiederaufbau unterlegte Solidaritätsadressen an den Gouverneur und Lob für alle lokale Akteure.

Trump weiß um die Sensibilität der Lage. Er kann in Krisen wie „Harvey“ warme Worte liefern. Das Geld zur Linderung kommt vom Kongress. Schon jetzt wird der Schaden in Texas schon auf 20 Milliarden Dollar geschätzt. Tendenz: steigend. Trump versprach gestern ein rasch geschnürtes Erste-Hilfe-Finanzpaket. „Wir werden euch sofort wieder auf die Beine bringen“, sagte er bei einer Ansprache. Wo das Geld herkommen soll? Fragezeichen. Zum Vergleich: Für „Katrina“ 2005 bewilligte das Parlament über 60 Milliarden Dollar.

Die Millionenmetropole Houston besuchte Trump nicht. Die Infrastruktur dort ist weitgehend zusammengebrochen. Rettungskräfte kämpften sich mit Booten durch die braunen Wassermassen, um Menschen aus ihren Häusern zu befreien und in Sicherheit zu bringen. Nach Angaben des Roten Kreuz vom Dienstag suchten bereits 17 000 Menschen Zuflucht in Notunterkünften.

Nach einem Dammbruch im südlich gelegenen Brazoria County forderten die Behörden die Anwohner auf, die Gegend umgehend zu verlassen. „Seht zu, dass ihr wegkommt“, schrieb die Kreisverwaltung bei Twitter. Nach Einschätzung der Behörden könnte der Sturm in Texas bis zu 30 000 Menschen vorübergehend obdachlos machen.

In den nächsten Tagen ist mit weiteren Tragödien zu rechnen. „Wir gehen von katastrophalen Überflutungen aus, die noch schlimmer werden“, sagt der Leiter des Nationalen Wetterdienstes NWS, Louis Uccellini.