New York. In New York explodiert ein Sprengsatz. Polizisten finden kurz darauf eine weitere Bombe.

Polizisten sichern Spuren nahe des Anschlagsorts.
Polizisten sichern Spuren nahe des Anschlagsorts. © Reuters

Seinen ersten Arbeitstag hatte sich James O’Neill anders vorgestellt. New Yorks neuer Polizeichef, Nachfolger des legendären Bill Bratton, ging am Samstag mit seinem Stab die Sicherheitsvorkehrungen für das morgen beginnende internationale Stelldichein von 135 Regierungschefs bei den Vereinten Nationen durch, als aus dem Süden Manhattans alarmierende Nachrichten kamen. Ein in einem Müllcontainer gezündeter Sprengsatz hatte im Ausgehviertel Chelsea an der 23. Straße eine gewaltige Detonation ausgelöst. 29 Menschen trugen durch umherfliegende Metallteile und Glassplitter Verletzungen davon. Videoaufzeichnungen zeigten, wie Passanten vor dem Haus Nr. 131 in Panik wegliefen, als gegen 20.30 Uhr ein lauter Knall zu hören war. „Es war ein Wunder, dass hier niemand gestorben ist“, sagte der Imbisstruckfahrer Randy Kale einem lokalen Fernsehteam.

Täter und Motiv waren bis gestern Abend noch völlig unklar. Bürgermeister Bill de Blasio und New Yorks Gouverneur Andrew Cuomo sprachen von einer „vorsätzlich“ gezündeten Bombe. Verbindungen zu islamistischen Terrornetzen schlossen sie aus, dennoch sprach Cuomo von einem „Akt des Terrorismus“. Allerdings stünden die Ermittlungen noch am Anfang. Cuomo beorderte 1000 Sicherheitskräfte zusätzlich in die Millionenmetropole. Anders als in St. Cloud/Minnesota, wo am Samstag ein Attentäter in einem Einkaufszentrum acht Menschen mit einem Messer verletzte und von der Polizei getötet wurde, beanspruchte der „Islamische Staat“ (IS) für die Explosion in New York nicht die ideologische Urheberschaft. Die Erschütterung dort war so stark, dass in einem nahe gelegenen Blindenheim die Scheiben zerbarsten. Helen Murphy, eine Bewohnerin, saß mit ihren Freundinnen beim Bingo, als es krachte. „Einige sagten, es sei Donner gewesen“, berichtete die 64-Jährige, „aber ich wusste sofort, da ist was explodiert.“

Die seit dem 11. September 2001 akribisch geschulten Sicherheitskräfte riegelten den Schauplatz binnen Minuten ab. Polizeihubschrauber kreisten über dem Viertel. Spezialteams mit Spürhunden suchten die Straßen ab. Sie wurden drei Stunden später nicht weit entfernt fündig. An der 27. Straße entdeckten sie einen mit einem Mobiltelefon verdrahteten Schnellkochtopf. Ob das von Spezialkräften unschädlich gemachte Gerät mit Sprengstoff bestückt war, blieb offen. Auch Spekulationen über ein Bekennerschreiben wurden nicht bestätigt. Der Fund des „pressure cooker“ löste jedoch sofort Erinnerungen an den Bombenanschlag auf den Marathonlauf in Boston vor drei Jahren aus. Damals starben drei Menschen, 260 wurden verletzt, als die islamistisch motivierten Zarnajew-Brüder selbstgebaute Sprengsätze in Schnellkochtöpfen zur Explosion brachten.

Die Stadtspitze um de Blasio betonte, dass die Ereignisse in New York auch nicht mit einem Zwischenfall im 120 Kilometer südlich gelegenen Seaside Park in New Jersey in Verbindung zu bringen sind. Bei einem Benefiz-Ausdauerlauf für Armee-Veteranen war am Samstag eine in einem Mülleimer am Streckenrand deponierte Rohrbombe explodiert. Weitere Weil sich der Start des Rennens verzögert hatte, kam niemand der 5000 Teilnehmer zu Schaden.