Washington. In Miami prallt ein Tesla auf einen Lkw. Nun sucht die Behörde den Grund für den Unfall.

Es ist die Horrorvorstellung einer Industrie, die die Welt Glauben machen will, dass der automobile Mensch das Steuer schon bald ganz aus der Hand geben wird, um sich während der Fahrt mit anderen Dingen zu beschäftigen: Ein Mensch kommt in einem Wagen mit Autopilot ums Leben. Genau dazu ist es jetzt zum ersten Mal gekommen. Am 7. Mai starb, wie erst jetzt öffentlich wurde, der 40-jährige Marineveteran und Familienvater Joshua B. in Williston im US-Bundesstaat Florida in einem auf Selbstfahrmodus geschalteten Fahrzeug des Branchenneulings Tesla.

Die Kameras des Elektroautos, das in der Grundausstattung knapp 66 000 Dollar kostet, konnten laut Unternehmen den strahlend weißen Himmel nicht von der hellen Lackierung eines Traktorsattelschleppers unterscheiden, der an einer Kreuzung abbog. Das automatische Abbremsen blieb aus, es kam zur tödlichen Kollision.

Ein Unfall mit Folgen. Befürworter des autonomen Fahrens stehen plötzlich unter Erklärungsdruck. Die amerikanische Verkehrsbehörde NHTSA ruft 25 000 Fahrzeuge des Baujahrs 2015 auf den Prüfstand, um das Autopilotsystem zu durchleuchten. Tesla-Aktien fielen um mehrere Prozentpunkte. Die ganze Branche fürchtet einen Imageschaden. Auch deutsche Autofirmen wie BMW und Daimler arbeiten mit der Technik.

Fahrer soll sich ein „Harry Potter“-Video angeguckt haben

Multimilliardär und Tesla-Gründer Elon Musk fuhr zweigleisig. Via Twitter sprach er den Angehörigen sein Beileid aus. Die Presseabteilung stellte heraus, dass B. der erste Todesfall nach über 200 Millionen Kilometer Fahrtstrecke mit dem Autopilotsystem sei, in denen alles nach Plan lief. Laut Tesla kommt im Durchschnitt aller Fahrzeuge in den USA auf 145 Millionen gefahrene Kilometer ein Toter. Weltweit seien es 95 Millionen Kilometer.

Tesla bläut Interessierten vor einer Probefahrt die Regeln ein: „Wenn Sie das Lenkrad loslassen und beim Spurwechsel einen Unfall bauen, sind Sie trotz Autopilot selber schuld und zahlungspflichtig.“ Joshua B. soll zum Unfallzeitpunkt während der Fahrt einen „Harry Potter“-Film angeschaut haben. Das sagte der Fahrer des Sattelschleppers der Polizei. Teslas Konter: Man könne auf dem Bildschirm in der Mittelkonsole keine Videos abspielen

Tesla-Boss Musk hatte erst vor wenigen Wochen bei der Präsentation des neuen Model 3, das ab Ende 2017 für 35 000 Dollar in den Handel kommen soll, gesagt, dass die Technik schon heute „wahrscheinlich sicherer ist als der Mensch“. Wissenschaftler in Kalifornien, wo neben Tesla auch Google selbstfahrende Auto bastelt, fürchten hingegen, dass sich die Euphorie verflüchtigt. Dabei könne die Technologie nach Beseitigung von Schwachstellen langfristig viele Menschenleben retten.