Braunschweig. Antibiotika, Hustensaft, Insulin: Bei vielen Medikamenten ist es wieder eng. Gesundheitsamt: Infektwelle wird sich in Januar ziehen.

Angesichts der aktuellen Welle von Erkältungsinfekten beklagen Apotheken deutliche Lieferengpässe bei Arzneimitteln. Die Braunschweiger Apothekerin Cathrin Burs, Päsidentin der Apothekerkammer Niedersachsen, sagte am Donnerstag im Gespräch mit unserer Zeitung, die Apotheker seien wieder „am Limit“. Dass die Nachfrage im Winter hoch ist, sei zwar „jahrezeitüblich“, so Burs. „Aber wenn, noch eine starke Erkältungswelle hinzukommt, wie wir es gerade erleben, spüren wir das Problem in besonderer Weise.“

Der Inhaberin der Broitzemer Apotheke zufolge gibt es Lieferprobleme „im ganzen Portfolio“. Besonders schmerzhaft seien in der gegenwärtigen Situation jedoch die Engpässe bei den Antibiotika. Auch wenn aktuell viele Erkältungskrankheiten auf Viren wie RSV, Rhinoviren, Grippe oder Corona zurückzuführen seien, litten doch viele Patientinnen und Patienten unter „bakteriellen Sekundärinfektionen, mit denen nicht zu spaßen ist“. Zur Behandlung dieser Erkrankungen werden, anders als bei Viruserkankungen, Antibiotika benötigt, die nun oft fehlten.

Lieferprobleme auch bei Insulin, Antidepressiva, Blutdruckmitteln

Doch nicht nur bei Antibiotika gibt es Lieferschwierigkeiten. Ebenso betroffen sind laut der Niedersächsischen Apothekerkammer verschiedene blutdrucksenkende Mittel, Antidepressiva für Jugendliche oder bestimmte Asthma-Mittel. Apothekerkammer-Vorstandsmitglied Gabriele Röscheisen-Pfeifer sagte der Deutschen Presse-Agentur: „Wir haben Hustensäfte und sogar Insuline, die nicht lieferbar sind.“ Jeden Tag kämen weitere Mittel hinzu, die nicht mehr verfügbar seien, berichtete die Apothekerin aus Oldenburg.

Das Niedersächsische Gesundheitsministerium unterstreicht derweil, dass die Versorgung der Bevölkerung mit Arzneimitteln nicht unmittelbar gefährdet sei. Staatssekretärin Christine Arbogast (SPD), Braunschweigs ehemalige Sozialdezernentin, erklärte, zwar gebe es durchaus Probleme, zum Beispiel wenn es um die sofortige Verfügbarkeit von bestimmten Arzneimitteln gehe. Bund und Land hätten aber bereits schon Veränderungen auf den Weg gebracht und würden Lösungen – auch digitale – finden.

Landesgesundheitsamt rechnet im Januar mit steigenden Grippezahlen

Die aktuelle Erkältungswelle in Niedersachsen wird nach Einschätzung des Landesgesundheitsamts voraussichtlich noch bis in den Januar hinein andauern. „Wir gehen nicht davon aus, dass die Erkältungswelle nach dem Jahreswechsel beendet sein wird, auch wenn eine genaue Prognose nicht möglich ist“, teilte die Behörde am Donnerstag mit. Bisher treten den Angaben zufolge vor allem Erkältungskrankheiten und Covid-Erkrankungen auf, Erkrankungen durch das Grippevirus würden dagegen nur wenige registriert. „Somit muss im Januar mit steigenden Grippeviruszahlen gerechnet werden“, hieß es.

Das Gesundheitsamt warnte, Infektionen mit Influenza oder Covid-19 könnten im Einzelfall schwere Verläufe nehmen, auch wenn die meisten Erkrankten nur milde Symptome haben. „Deshalb empfehlen wir weiterhin ausdrücklich die Impfung für alle Menschen mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf, insbesondere auch die Grippeschutzimpfung“, teilte das Amt mit.