Rosdorf. In der JVA Rosdorf bei Göttingen sitzt der Großteil von Niedersachsens Sicherungsverwahrten ein. Politik und Ministerium: Das System zahlt sich aus.

Die Unterbringung der Sicherungsverwahrten kostet Niedersachsen pro Jahr etwa 5 Millionen Euro. 38 der derzeit 46 Verwahrten sind in der JVA Rosdorf bei Göttingen untergebracht, 8 ältere Verwahrte in der JVA Meppen. Ein Platz in der JVA Rosdorf kostet pro Verwahrten und Tag geschätzt 400 Euro.

Diese Zahlen nannten das Landesjustizministerium und die JVA Rosdorf auf Anfrage. Eine Sicherungsverwahrung soll die Allgemeinheit vor Tätern schützen, die ihre Strafe verbüßt haben, aber als gefährlich gelten. Es handelt sich um Mörder, Vergewaltiger, Geiselnehmer. Sämtliche Verwahrten in Niedersachsen sind männlich.

Das Bundesverfassungsgericht wies die Bundesländer 2011 an, den Unterschied zwischen der Sicherungsverwahrung gegenüber Strafgefangenen deutlicher zu machen. Das Land Niedersachsen entschied sich deshalb für einen zentralen Neubau in Rosdorf. Vor zehn Jahren zogen die Sicherungsverwahrten ein, sie haben 23 Quadratmeter große Zimmer und insgesamt mehr Annehmlichkeiten als die Strafgefangenen. Sie haben auch mehr Möglichkeiten für den Freigang.

Sicherungsverwahrte flohen

In Göttingen sorgte ein geflüchteter Sicherungsverwahrter 2017 für Aufsehen: Der Schwerverbrecher hatte sich bei einem von zwei Justizbeamten begleiteten Freigang und Besuch seines Vaters in Duderstadt abgesetzt. Er wurde am nächsten Tag in Göttingen entdeckt, überwältigt und in die JVA Rosdorf zurückgebracht. Im März 2022 war ein Sicherungsverwahrter bei einem Einkaufsgang mit einer Sozialarbeiterin in einem Göttinger Einkaufszentrum geflüchtet. Der Mann kehrte später von selbst zurück in die Rosdorfer JVA.

Von den seit Mitte 2013 mehr als 30 Verwahrten, die seitdem wieder auf freiem Fuß sind, wurde laut der JVA Rosdorf einer wieder straffällig. Er ist in der JVA Hannover inhaftiert. Auch deshalb wertet das Landesjustizministerium das System, das auf der Zentralisierung in der modernen JVA in Rosdorf basiert, als Erfolg. Das Gefängnis hat hohe Sicherheitsstandards.

SPD und CDU: Millionen sind gut investiert

So sieht es auch die Politik. SPD-Innenpolitiker Ulrich Watermann sagte unserer Zeitung angesichts der Kosten für die Schwerverbrecher, die ihre Strafe abgesessen haben, aber weiterhin in Verwahrung sind: „Wenn die Öffentlichkeit geschützt sein will, dann bedeutet das einen finanziellen Aufwand. Es handelt sich hier nicht um x-beliebige Häftlinge.“ Er ergänzte: „Sicherheit gibt es nicht zum Nulltarif.“

Das Rosdorfer System wertete Watermann als „Erfolg“. Der niedersächsische Landtag hatte Ende 2012 mit den Stimmen aller Fraktionen mit einem Gesetz die Unterbringung von Sicherungsverwahrten nach den Vorgaben des Bundesverfassungsgerichtes in Rosdorf umgesetzt. Auch CDU-Rechtspolitiker Christoph Plett erkennt einen Erfolg. „Es war richtig, dass Niedersachsen die Verwahrten zentral aufgenommen hat.“ Die hohen Kosten seien gut begründbar. „Das System trägt zum Sicherheitsempfinden der Bevölkerung bei.“