Neuerkerode. Der Förderverein der Evangelischen Stiftung Neuerkerode unterstützt Menschen mit geistiger Behinderung.

„Wir sind nicht ein Teil von Neuerkerode, sondern wir sind für die Bewohnerinnen und Bewohner Neuerkerodes da. Wir handeln völlig eigenständig“, stellt Gunda Horsmans klar. Wenn sie das so sagt, spürt man, mit welchem Engagement da ehrenamtlich gearbeitet wird. Wenn sie „Wir“ sagt, meint sie 220 Frauen und Männer, die im Förderverein der Evangelischen Stiftung Neuerkerode aktiv sind.

Seit 1990 besteht der Verein. Er arbeitet nicht im Verborgenen. Aber im Stillen und leistet unglaublich viel für Menschen mit geistiger Behinderung. In seiner Arbeit ist er ganz dicht dran, an den Menschen in Neuerkerode, ist Fürsprecher ihrer Bedürfnisse und Ansprüche. Ihm ist wichtig, nahe bei den Menschen zu sein. Der Förderverein arbeitet offen und transparent, engagiert und empathisch in all den Jahren für die Menschen in der Stiftung. „Und mit einer gewissen Fröhlichkeit in seiner Arbeit“, sagt Gunda Horsmans.

1868 wurde das Dorf Neuerkerode gegründet

Etwa 840 Menschen mit Beeinträchtigung leben in dem Dorf Neuerkerode bei Sickte oder einer seiner vielen Außenwohngruppen. Junge Menschen sind es, und Menschen die dort alt geworden sind, Menschen mit geringer oder schwerer Beeinträchtigung oder mit einer Mehrfachbehinderung. Alle sind sie Bürgerinnen und Bürger dieses Dorfes Neuerkerode. Gegründet 1868, hat sich Neuerkerode mit viel Erfahrung und großer Kompetenz zu einem Ort entwickelt, der einen Ruf weit über die Grenzen der Region hat.

Die Tochter von Gunda Horsmans wurde 1996 mit dem Down-Syndrom geboren. Seit vier Jahren lebt sie in Neuerkerode. „Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Wohngruppe Wabeweg, in der meine Tochter lebt, ist es gelungen, aus Michelle eine selbstständige, selbstbewusste junge Frau zu machen. Diese Menschen dort, sind Gold wert, sie sind gar nicht mit Geld zu bezahlen“, weiß sie.

Mobilität ist ein Baustein für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben

„Ich habe geguckt, wie ich einen sozialen Beitrag leisten kann, mich ehrenamtlich einbringen kann“, erzählt die Immobilienmaklerin. Sie trat dem Förderverein der Stiftung bei, engagierte sich, und wurde, als Wahlen anstanden, zur Vorsitzenden gewählt. „Der Förderverein verfolgt mit seinen Projekten das Ziel der Verbesserung von Inklusion“, berichtet sie. „Das tut er, in dem er Vorhaben finanziell unterstützt und fördert, die Neuerkerode aus unterschiedlichsten Gründen nicht leisten kann.“ Das könnten kulturelle Dinge, sportliche Aktivitäten, Tierhaltung oder auch Reisen sein.

Als Gunda Horsmans stolz berichtet, was in jüngster Zeit so alles vom Neuerkeröder Förderverein finanziert oder mitfinanziert wurde, gerät sie ins Schwärmen: „Mobilität ist eine Voraussetzung für Teilhabe am gesellschaftlichen Leben“ sagt sie. „Deshalb haben wir beispielsweise für eine Wohngruppe ein Elektro-Dreirad finanzieren können, dass von der Gruppe bei uns beantragt wurde.“ Und sie erzählt vom Kunst-Pilotprojekt „Time-Slips“, das in Zusammenarbeit zwischen Neuerkerode und dem Herzog-Anton-Ulrich-Museum in Braunschweig stattfindet und finanziell unterstützt werde: „In diesem Projekt wird Kunst, werden Gemälde für Menschen mit geistiger Beeinträchtigung erfahrbar.“ Sie berichtet, dass die Bands der Stiftung mit der Anschaffung von Instrumenten und Elektronik unterstützt seien, oder die unterschiedlichen Sportgruppen Neuerkerodes, der Fußballverein, die Judo-, Tanz oder Gymnastikgruppe. Hochbeete und Gewächshäuser für Wohngruppen hätten angelegt werden können und für das Tiergehege seien Tiere angeschafft und Umzäunung mitfinanziert worden.

Förderverein unterstützt an vielen Stellen

„Wir fühlen uns auch als Förderverein als Sprungbrett für die vielfältigen Talente, die es in Neuerkerode gibt: In der Kunstwerkstatt Villa Luise oder der Theatergruppe, dem Theater Endlich.“ Gunda Horsmans berichtet, es seien Rollfietse, Rollstuhlfahrerfahrräder angeschafft und auch eine Tovertafel. Dieses Gerät, ähnlich wie ein Beamer, projiziere Spielanimationen auf einen Tisch und motiviere zum Mitmachen, erläutert sie. „Dieser „Zaubertisch“ wird besonders bei Menschen eingesetzt, die mit einer dementiellen Erkrankung leben“ sagt sie. „Bei den so spielenden Menschen konnten wir ganz großen Spaß, Freude und Interaktion erkennen“, erinnert sie. „Das sind auch immer für mich sehr bewegende Momente, wenn wir etwas geben können, das Freude auslöst.“