Braunschweig. Unsere Redaktionsmitglieder blicken mit ganz persönlichen Meinungen auf das Jahr 2023. Was mag dann kommen?

Das Jahr geht langsam dem Ende zu. Aus dem Grund präsentieren wir Ihnen ein echtes Gemeinschaftswerk der Menschen, die das ganze Jahr über Ihre Stadt oder Ihren Landkreis berichten – über Freud und Leid, politisch, sportlich, kulturell, lokal und regional. Heute werfen sie einen Blick in die Zukunft und erzählen, was sie persönlich im nächsten Jahr überraschen könnte.

Kerstin Loehr
Kerstin Loehr © regios24 | Darius Simka

Kerstin Loehr: Bei mir fällt die Antwort kurz aus: Meine Überraschung 2023 – und zugleich mein Wunsch und meine Hoffnung – wäre, wenn wir Menschen auch bei Meinungsverschiedenheiten wieder mehr in gegenseitigem Respekt einander zuhören.

HD Sandhagen
HD Sandhagen © Peter Sierigk

HD Sandhagen: Sie ist wunderschön. Unsere Region. Die Einschätzung wird uns nicht überraschen. Nicht jetzt und nicht 2023. Neben ihrer großartigen Vielfalt in Landschaft, Angebot zu Leben, Arbeiten, Freizeit und ihrer Menschen ist sie schlicht was fürs Auge. Ja, fürs fotografische Auge. Wer sich dieser Leidenschaft verschrieben hat, dem wird es hier bei uns an nichts mangeln. Fachwerk, moderne Architektur, Flüsse und Seen, Wälder, Felder, Industrie, außergewöhnliche Freizeitflächen, der Elm, der Harz, der Salzgittersee, nicht zuletzt die Gesichter der Region. Lassen Sie uns im neuen Jahr unsere Region durch die Kamera sehen. Detailreich, so wie sie nun einmal ist. Unendlich viele Details werden wir finden. Sie werden uns 2023 überraschen – und begeistern. Viel Spaß!

Birte Reboll.
Birte Reboll. © regios24 | Darius Simka

Birte Reboll: Jede und jeder Deutsche erhält im Sommer einen 500-Euro-Gute-Laune-Bonus – steuerfrei! Nach all den Krisen – Corona, Ukraine-Krieg, Inflation – möchte die Bundesregierung den Menschen in Deutschland Mut machen und die Wirtschaft ankurbeln. „Gönnen Sie sich was Schönes und vergessen sie einmal Ihre Sorgen“, so die Idee hinter dem Gute-Laune-Bonus. Selbst Kinder sollen die 500 Euro erhalten.

Katja Beyrodt.
Katja Beyrodt. © Darius Simka/regios24

Katja Beyrodt: Der Harz lebt – nicht mehr so sehr als Skiurlaubsgebiet mit Schneegarantie, aber dafür umso mehr als Ziel für Wochenendausflüge. Die Riesenrutsche im neuen Harzturm in Torfhaus soll laut den Betreibern im Frühjahr 2023 fertig werden. Was mich im neuen Jahr positiv überraschen würde, wäre eine (bisher von mir frei erfundene) Ankündigung für eine zweite Riesenrutsche! Unsere Sommer werden wärmer – da wäre es doch eine gute Zukunftsinvestition, auch die vielen Seen ins Harzer Tourismuskonzept einzubeziehen. Wie wäre es also mit einer Riesen-Wasserrutsche von der Okertalsperre in den Stausee?

Markus Kutscher.
Markus Kutscher. © regios24 | Darius Simka

Markus Kutscher: Zu meinem Geburtstag haben mich meine Freunde überrascht – mit einem Gutschein für einen Kochkurs. Obwohl sie wissen, dass ich weder kochen kann, noch es wirklich lernen will. Aber ich mache gute Miene zum bösen Spiel. Im März geht’s mit vier Paaren in die Fallersleber Kochschule. Ich sehe mich schon mit der von meinen Freunden selbst gebastelten weißen Kochmütze mit einer blauen 50 drauf am Herd stehen und den Kochlöffel schwingen. So wie der verrückte dänische (oder schwedische?) Koch in der Muppet-Show. Ich werde währenddessen sehr viel Wein trinken, um meine komplette Unfähigkeit auf den übermäßigen Alkoholgenuss schieben zu können. Wenn es mir wider Erwarten trotzdem Spaß machen und den Beteiligten mein Essen womöglich sogar ein bisschen schmecken sollte, wäre das für mich die größte Überraschung in 2023.

Jacqueline Carewicz.
Jacqueline Carewicz. © regios24 | Darius Simka

Jacqueline Carewicz: Überraschung! Mit einem lauten Knall platzen plötzlich all die Meinungsblasen, in denen wir uns gerade in den vergangenen drei Jahren so gemütlich eingerichtet haben. Schuld am Blasen-Phänomen, das permanent die eigene Meinung spiegelt und solche Informationen herausfiltert, die nicht damit übereinstimmen, sind – zugegeben – nicht nur die Algorithmen von Facebook & Co – aber eben auch. Wirkungsvolle Gegenmittel: Zuhören, Zeitung lesen (online oder gedruckt), diskutieren, streiten. Guter Vorsatz für 2023: Mehr Respekt vor der Meinung anderer.

Anna Waiblinger.
Anna Waiblinger. © regios24 | Darius Simka

Anna Waiblinger: Man, was waren diese letzten Jahre kräftezehrend – Pandemie, Ukraine-Krieg und seine Auswirkungen, Energiekrise. Überall Ängste, Nöte, Sorgen. 2023 darf uns gerne mit mehr Lösungen als mit neuen Problemen überraschen!

Dirk Kühn.
Dirk Kühn. © regios24 | Darius Simka

Dirk Kühn: Eine echte Überraschung wäre es, wenn der ausgetrocknete Heidesee wieder ein richtiger See und das angrenzende Ausflugslokal saniert wird – damit wir in Gifhorn wieder viele Gäste aus Braunschweig und Wolfsburg begrüßen können. Eine noch größere Überraschung wäre allerdings der Start der Deutschland-Tour mit einem Einzelzeitfahren auf der VW-Teststrecke in Ehra-Lessien – und für mich ganz persönlich: Wenn unser Hund einmal, nur ein einziges Mal das machen würde, was wir ihm sagen!

Elisa Sowieja-Stoffregen
Elisa Sowieja-Stoffregen © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Elisa Sowieja-Stoffregen: Mich würde es überraschen, wenn meiner Gitarre und mir 2023 endlich die Reunion gelänge. Es hatte schließlich so gut angefangen mit uns: Ein Freund brachte mich ihr näher, mit küchenparty-tauglichen Liedern, die uns nicht mehr als drei Akkorde abverlangten. Zum Dank gab’s für je zwei Stunden Unterricht eine Flasche Kräuterschnaps. Doch dann zog der Freund weg – und meine Gitarre in den Keller. Seitdem war ich für eine Wiedervereinigung irgendwie immer zu beschäftigt. Mit Job, Freunden, später auch mit meinen zwei Mini-Ausgaben. Die haben die Gitarre neulich gefunden und spontan malträtiert. Ich eilte selbstverständlich zur Rettung, nur klang mein Spiel Jahre nach der Trennung leider nicht viel besser als ihres. Und jetzt muss ich doch ein Vorbild sein. Also eigentlich.

Stephanie Memmert.
Stephanie Memmert. © regios24 | Darius Simka

Stephanie Memmert: WOW! Das ist die Abkürzung für den „WissensOrt Wolfenbüttel“, der gerade mitten in der Wolfenbütteler Innenstadt entsteht und die Bürgerinnen und Bürger der Region von 2023 an mit aktuellen Forschungsthemen in anschaulicher Weise überraschen wird. Auf 400 Quadratmetern Ausstellungs- und Veranstaltungsfläche geht es bei Events, Workshops und Ausstellungen um die Themen Energie, Klima, Digitalisierung, Mobilität und Gesundheit. Alle können mitmachen: Bürgerinnen und Bürger, Unternehmen sowie Akteurinnen und Akteure aus der Region.

Christian Franz.
Christian Franz. © regios24 | Darius Simka

Christian Franz: Was uns 2023 überraschen könnte, wäre eine Denkpause beim gendergerechten Umbau unserer Sprache. Einfach mal innehalten und die Wörter sortieren. Denn vor lauter gutem Willen geht in der Kommunikation inzwischen immer mehr schief. Menschen verhaspeln sich, weil sie niemandem zu nahe treten wollen in seiner Position in der Geschlechtermatrix. Aus Unbeholfenheit und Unsicherheit bleiben Klarheit und Schönheit der Sprache auf der Strecke. Da ist von der Stadt Gifhorn die Rede, die „seine“ Gäste begrüßt. Zu Weihnachten begegnete uns eine ukrainische Familie: Sie „feiern“ in der Fremde. Gerade erst wird die Geschlechtergerechtigkeit dieses geflügelten Satzes hinter Arzneimittelwerbung diskutiert. „Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker.“ Ärztin, Apothekerin – als die Phrase 1990 Pflicht wurde, fragte man sich noch: Wer braucht solche Ratschläge überhaupt?

Niklas Eppert.
Niklas Eppert. © Stefan Lohmann

Niklas Eppert: Ich spiele ungern den Moralapostel, aber während wir voll mit Gans, Wurst oder Schokolade die ruhige Zeit zwischen den Jahren genießen, tobt der Krieg in der Ukraine weiter. Er muss so schnell wie möglich enden. Aber nicht um jeden Preis. Russland besteht weiter darauf, Teile seines Nachbarlands zu annektieren. In jedem befreiten Dorf kommen neue Massaker und Folterkammern ans Licht. Doch das ukrainische Volk leistet ungebrochenen Widerstand. Gut so! Unterstützen wir sie. In den Depots der deutschen Rüstungsindustrie stehen hunderte Kampfpanzer Leopard 1 und 2, Schützenpanzer Marder und Transportpanzer Fuchs. Die braucht die Ukraine, um ihr Land zu befreien. Alles, was es für den Export braucht, ist eine Unterschrift des Bundeskanzlers. Also Herr Scholz, geben Sie sich einen Ruck. Lassen Sie die stählernen Tiere frei. Dann können vielleicht auch die Ukrainer 2023 ein friedliches Weihnachtsfest in Freiheit feiern.

Jan-Peter Waiblinger.
Jan-Peter Waiblinger. © Braunschweiger Zeitung | Bernward Comes

Jan-Peter Waiblinger: Mein erstes Kind kommt 2023 zur Welt – also darf das Jahr mich gerne überraschen: Mit vielen freien Betten auf den Kinderstationen, einer leichten Anmeldung in einer Braunschweiger Kita und Vaterschafts-Urlaub – nicht erst 2024.

Philipp Engel.
Philipp Engel. © regios24 | Darius Simka

Philipp Engel: Nach Jahren der Krisen und Pandemien wäre es schon ziemlich überraschend wenn 2023 einfach nur nichts Schlimmes passiert. Kein Diktator, der einen Nachbarstaat überfällt, keine Pandemie, keine schwurbelnden Montagsdemonstranten. Trump, Musk und Putin verschwinden mit ihren Fans in der Versenkung der Bedeutungslosigkeit und wir haben ein friedliches 2023. Und wo keine negativen News schon überraschend wären, wären positive Nachrichten es noch mehr: Die Inflation sinkt schlagartig, die Energiepreise normalisieren sich, der Regen kommt in ausreichender Menge, auf A2 und B4 gibt es keine tödlichen Unfälle und wir schaffen es, dem Klimawandel effektiv entgegen zu wirken.

Dirk Breyvogel.
Dirk Breyvogel. © regios24 | Darius Simka

Dirk Breyvogel: Überraschungen bringen es mit sich, dass sie sowohl positiv als auch negativ sein können. Versuchen wir es daher mal mit dem optimistischen Blick in die Glaskugel. Denn wer startet schon mit negativen Vorsätzen ins neue Jahr? Sie etwa? Die größte Überraschung wäre, wenn der unsägliche Krieg mitten in Europa 2023 beendet würde, unter den Bedingungen derjenigen, die angegriffen wurden, also dem Volk der Ukrainerinnen und Ukrainer. Es wäre das größte Geschenk für alle, die schon einmal Krieg erlebt haben und für die, die glaubten, Krieg, wie er jetzt passiert, gehöre in einer zivilisierten Welt des 21. Jahrhunderts der Vergangenheit an.

Achso, in dem Zusammenhang fällt mir noch etwas ein: Auch das wäre etwas, was mich 2023 wirklich überraschen würde: Wenn es gelänge, weniger zu glauben, alles drehe sich um einen selbst, während anderswo andere Wege beschritten werden, andere Ideen verfolgt, zu anderen Schlüssen gekommen wird. Das könnte helfen, besser zurechtzukommen. Das könnte sich nicht nur in der großen Politik zwischen Staaten, sondern auch im Alltag der Menschen miteinander auszahlen.

Reiner Silberstein.
Reiner Silberstein. © regios24 | Darius Simka

Reiner Silberstein: Ich wäre kommendes Jahr überrascht, wenn die Menschen plötzlich vernünftig handelten: wenn Putin seine Truppen aus der Ukraine abzöge, Donald Trump Selbstanzeige erstattete, die Brasilianer Bäume pflanzten, die Deutschen freiwillig 130 auf der Autobahn führen, mit Husten und Schnupfen zu Hause blieben und mit dem Rad in den Urlaub führen. Aber es wären angenehme Überraschungen.

Barbara Benstem.
Barbara Benstem. © regios24 | Darius Simka

Barbara Benstem: Eine tolle Riesenüberraschung wäre es 2023 sicherlich im deutschen Fußball, wenn – nein, nicht, wenn die DFB-Frauen zum dritten Mal Weltmeisterinnen würden – sondern wenn der DFB an seine Spitze eine Frau berufen würde. Als 1. Präsidentin des größten nationalen Fußballverbandes der Welt. Und als absoluter Fußballhammer: Wenn Martina Voss-Tecklenburg auch als Bundestrainerin der Männer auf dem Rasen stehen würde! Dies alles abgesehen von meinem natürlich sehnlichen Wunsch auf Frieden in der Welt und dass die Umwelt 2023 eine echte Chance bekommt…

Arne Grohmann.
Arne Grohmann. © regios24 | Darius Simka

Arne Grohmann: Ich mag keine Überraschungen, denn bei den einen muss man so tun, als sei man ‚positiv‘ überrascht, bei den anderen ist es zusätzliche Arbeit oder Lästigkeit, beruflich oder privat. Mich würde es überraschen, wenn mich etwas überrascht. Denn eigentlich ist doch viel absehbar. Das kann gut oder schlecht sein. Überraschend gut, fänd ich gut! Ansonsten besser nicht. Überraschen könnten mich höchstens die Marsmännchen, wenn sie mit dem Weltraumtaxi vorbeikommen, um mich zu holen und sagen: ‚Überraschung! Ihr habt die Erde kaputt gemacht. Abfahrt!‘ Aber da sind wir ja wieder beim Thema nicht positiv und eigentlich nicht überraschend…

Reiner Albring.
Reiner Albring. © regios24 | Darius Simka

Reiner Albring: Überraschend fände ich, wenn zumindest mal wieder das Gefühl oder der Eindruck entstünde, dass der normale Menschenverstand als Grundlage des politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Handelns dient.

Steffi Koch.
Steffi Koch. © regios24 | Darius Simka

Steffi Koch: Was mich gern überraschen dürfte: 2023 startet Salzgitter nicht „nur“ in Sachen Transformation weiter durch. Die Landesregierung erkennt, dass die Stadt viel mehr braucht, wenn der Wandel des Industriestandortes nachhaltig sein, auch bei den Bürgern der Stadt und in der ganzen Region ankommen soll. Die Ost-West-Siedlung in Salzgitter-Bad wird zu großen Teilen aus dem Denkmalschutz entlassen. Das ist der Startschuss für den Wandel eines sogenannten Brennpunktes. Es entstehen bezahlbare Wohnungen für finanzschwächere Familien, aber auch attraktive und hochwertige Wohnungen für jene Ingenieure und Fachleute, die bei VW, der Salzgitter AG, aber auch am Wasserstoff-Campus so dringend benötigt werden. Das Quartier durchmischt sich – wird zum Startpunkt und Vorzeige-Projekt für den Wandel in anderen Quartieren. Investoren erkennen das Potential der Stadt und ziehen nach.

Marleen Gaida
Marleen Gaida © Lorena Kirste

Marleen Gaida: Was uns 2023 überraschen könnte: „Das Lächeln der anderen in Zug und Bahn! Wenn im März 2023 die Maskenpflicht im ÖPNV vermutlich fällt und wir wieder miteinander lachen und flirten können – ganz unverhofft wieder in Fremden Freunde finden können.