Hannover. Nach Corona ist die Präsenzlehre in den Unis gerade angerlaufen, da kommt die Energiekrise. So wollen die Hochschulen in Niedersachsen reagieren.

Nach der Online-Lehre durch Corona wollen die Universitäten und Hochschulen einen erneuten Stopp der Präsenzlehre in diesem Winter verhindern. Die Standorte in Niedersachsen und Bremen sind sich weitgehend einig darin, dass das Lernen vor Ort trotz Energiekrise bestehen sollte.

„Der gesellschaftliche Auftrag an die Hochschulen geht über die Wissensvermittlung hinaus. Ein Campus ist ein Ort des lebendigen Austausches und des sozialen Miteinanders – am besten von Angesicht zu Angesicht“, betont auch Niedersachsens Wissenschaftsminister Björn Thümler (CDU). Der Präsenzunterricht sei besonders mit Blick auf die psychosoziale Gesundheit der Studierenden wichtig.

Wintersemester an den Unis soll in Präsenz stattfinden

Für Corinna Dahm-Brey, Sprecherin der Universität Oldenburg, ist es das „oberste Ziel, den Lehrbetrieb im Wintersemester auch bei einer Zuspitzung der Lage möglichst ohne Einschränkungen in Präsenz aufrechtzuerhalten“. Die Uni habe sich auch auf mögliche Blackouts im Winter vorbereitet, indem Notstromaggregate erneuert und eine Wärmepumpe installiert worden seien. Mit Blick auf die Stromversorgung habe Oldenburg einen Vorteil gegenüber anderen Hochschulen in Niedersachsen. Seit Jahren werde in Photovoltaikanlagen auf den Dächern investiert. Dennoch seien Energiesparmaßnahmen aktuell nötig.

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Ein ähnliches Bild ergibt sich aus einer Abfrage an weiteren Uni-Standorten. „Wie in allen öffentlichen Gebäuden in Bremen wird auch an der Uni die Lufttemperatur in Büros und Lehrräumen auf 19 Grad gesenkt“, sagt Uni-Sprecherin Christina Selzer. Ihr zufolge wurde bereits auf LED-Beleuchtung umgestellt und die Nachtabsenkung der Temperaturen verlängert, zwischen 18 Uhr und 5 Uhr ist es sogar kälter.

Temperatur in Uni Osnabrück am Wochenende auf 12 Grad reduziert

In Osnabrück wurde die Temperatur an Wochenenden sogar auf 12 Grad herabgesetzt, wie die Uni mitteilt. Lehrveranstaltungen seien auf wenige beheizte Gebäude reduziert und die Öffnungszeiten der Bibliothek verkürzt. Temperaturabsenkungen gibt es auch an der Leibniz Universität Hannover (LUH), die zudem Studierende und sonstige Hochschulangehörige für Energiesparmaßnahmen sensibilisieren will.

Dazu gehört laut Sprecherin Mechthild von Münchhausen: „Rechner und Drucker zum Feierabend ausstellen, Lüftungsverhalten im Winter, Heizung aus zum Wochenende, Licht aus in Büros, Gemeinschaftsräumen und Toiletten.“ Auch die Außenbeleuchtung und alle weiteren nicht notwendigen Beleuchtungen sollen abgestellt werden.

Bei Online-Unterricht müssten Studenten zu Hause heizen

„Online-Lehre ist und wird für die LUH kein Mittel sein, um die Energiekosten zu senken. Damit würden wir das Problem letztlich in den privaten Bereich verschieben, was für den Energieverbrauch insgesamt keinerlei Gewinn darstellt“, sagt Sprecherin von Münchhausen.

Das sieht auch das Bremer Studierendenwerk so, wie Sprecher Maurice Mäschig betont: „Es bringt nichts, die Unis zu schließen und die Studierenden zusätzlich dadurch zu belasten, dass sie zu Hause sitzen und dort dann selber heizen müssen.“ Das Studentenwerk Hannover teilt diese Ansicht. Geschäftsführer Michael Knüppel ergänzt: „30 Prozent der Studierenden leben laut einer Studie des Paritätischen in Armut und haben daher auch mit den steigenden Kosten für Lebensmittel und Energie schon jetzt stark zu kämpfen.“

Ostfalia Wolfenbüttel will 20 Prozent Strom einsparen

Doch an welchen Stellen verbraucht eine Hochschule eigentlich am meisten Strom? An der Ostfalia Hochschule in Wolfenbüttel bei Braunschweig werden 20 bis 30 Prozent für die Beleuchtung verbraucht. 40 Prozent sind auf den Betriebsstrom zurückzuführen, also Datennetz, Arbeitsplatzrechner, Drucker, Maschinen, Geräte und Versuchseinrichtungen. Die restlichen 30 bis 40 Prozent werden bei der technischen Gebäudeausrüstung, den Pumpen im Heizungsnetz, Kälteanlagen, Lüftungsanlagen und der Druckluftversorgung verbraucht.

Ziel an der Ostfalia sei „eine Einsparung von 20 Prozent unter Aufrechterhaltung des Regelbetriebes. Höhere Einsparungen wären nur durch Teilschließung oder Stilllegung von Einrichtungen zu erreichen“, sagt Roland Distler vom Gebäudemanagement.