Laatzen. In Gleidingen (Hannover) waren Kolibakterien im Trinkwasser, und es durfte nicht benutzt werden. Einzelne Betroffene erfuhren dies erst Tage später.

Die Einschränkungen bei der Nutzung des Trinkwassers in Gleidingen bei Hannover sind aufgehoben worden. Voraussetzung sind aber Auflagen. Nach einer gründlichen Spülung der hauseigenen Wasserinstallation und der Wasserleitungen seien das Duschen und Waschen wieder uneingeschränkt möglich, teilte der Wasserversorger Enercity am Montagabend mit. Wasser, das zum Verzehr oder zur Zubereitung von Lebensmitteln verwendet werden solle, müsse vorab abgekocht werden, hieß es. Eine Chlorierung des Wassers sei anders als zunächst gedacht nicht notwendig.

In Proben von Montag stellte das Gesundheitsamt laut Enercity keine Verunreinigung durch Bakterien mehr fest. Seit dem 20. August waren rund 700 Wasseranschlüsse im Norden des Ortsteils von Laatzen betroffen. Wasserwagen und ein Standrohr zur Versorgung der betroffenen Bürgerinnen und Bürger werden dem Versorger zufolge weiterhin bereitgestellt. Die Ursache für die Verunreinigung ist noch unklar. Enercity hält einen Fremdeintrag der Bakterien für möglich und hat deshalb Strafanzeige gegen Unbekannt gestellt.

Versorger Enercity entschuldigt sich „in aller Form“

Nachdem am Dienstag vergangener Woche bekannt wurde, dass die Belastung des Trinkwassers mit Kolibakterien im Laatzener Ortsteil Gleidingen mehr Menschen betrifft als zunächst benachrichtigt wurden, hat sich der Wasserversorger Enercity „in aller Form“ bei den Betroffenen entschuldigt. Gegenüber unserer Zeitung erklärte ein Enercity-Sprecher: „Wir sind erleichtert, dass bei ihnen unseres Wissens keine gesundheitlichen Beeinträchtigungen aufgetreten sind.“ Die zunächst fehlerhafte Straßenliste erklärte er damit, dass Enercity „bedauerlicherweise vier Häuser in einem Stichweg in Gleidingen übersehen“ habe. Bewohner mehrerer Haushalte haben tagelang das mit Keimen verseuchte Wasser genutzt, bis Enercity am Dienstag die Liste der betroffenen Wasseranschlüsse um mehrere Adressen erweiterte – offenbar erst auf Nachfragen verunsicherter Anwohner.

Mittlerweile hat der Wasserversorger Strafantrag gegen Unbekannt bei der Polizei Hannover gestellt, wie er mitteilte. Bereits seit Samstag gelten für rund 700 Gleidinger Haushalte Einschränkungen bei der Nutzung des Trinkwassers. Es darf weder getrunken noch zur Körperhygiene verwendet werden.

Auch die Familie unserer Redakteurin Birte Reboll erfuhr erst am Dienstag, dass ihre Familie offenbar tagelang verseuchtes Wasser nutzte. Stutzig geworden sei sie durch einen Druckabfall in den Wasserleitungen ihres Hauses. „Erst auf Nachfrage bei Enercity haben wir daraufhin erfahren, dass wir dazugehören“, berichtet sie. Tagelang habe sie im Glauben, verschont geblieben zu sein, Verwandte und Bekannte in der Nachbarschaft mit vermeintlich sauberem Wasser versorgt. „Dieses Wasser wurde auch für die Zubereitung von Flaschennahrung eines Kleinkindes genutzt“, berichtet sie empört.

Ein Enercity-Sprecher erklärt auf Nachfrage, dass die betroffenen Häuser einem falschen Straßenabschnitt zugeordnet worden waren. „Es tut uns sehr leid – wir entschuldigen uns bei den Familien.“

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Montags noch immer Keime in Wasserproben

Schon am Wochenende hatten Anwohner über unangenehmen Geruch und Hautreizungen durch das Wasser geklagt. Am Montag hatte Enercity bekannt gegeben, dass das Wasser mit den „E. Coli“-Keimen belastet ist. Die Einschränkungen gelten laut Enercity solange, bis an zwei aufeinanderfolgenden Tagen keine Belastungen mehr nachgewiesen werden. Am Dienstag teilte Enercity mit, dass die am Montag entnommenen Proben immer noch Keime enthielten.

Am Mittwoch nehmen die beiden Kindergärten im Ort ihren Betrieb wieder auf – im Außenbereich werden mobile Handwaschbecken aufgebaut. Auch die Grundschule kann nach den Ferien regulär am Donnerstag starten.