Göttingen. Im Harz sollen neue Attraktionen locken: eine Hängebrücke und ein Aussichtsturm mit Riesenrutsche werden gebaut. Das ist geplant.

Mit neuen Investitionen will der Harz auch in Zukunft Besucher anlocken. Derzeit profitiert die Urlaubsregion wie viele Ziele im Inland von Reisebeschränkungen für Auslandsreisen. Damit nach der Pandemie die Besucherzahlen nicht wieder sinken, wolle sich die Region ein modernes Image verpassen, sagte die Geschäftsführerin des Harzer Tourismusverbandes Carola Schmidt - weg von dem Klischee der Urlaubsregion nur für alte Menschen.

Zu den prominentesten Attraktionen, die im kommenden Jahr fertig gestellt werden sollen, zählt der Harzturm in Torfhaus (Landkreis Goslar). Der 65 Meter hohe Aussichtsturm soll neben einem Ausblick über die Landschaft eine frei stehende Aussichtsplattform und eine 110 Meter lange Rutsche bieten. Im Frühjahr 2022 soll der Turm eröffnet werden.

Hängebrücke soll zwei Berge in St. Andreasberg verbinden

Der 65 Meter hohe Harzturm mit einer 100 Meter langen Riesenrutsche entsteht in Torfhaus.  
Der 65 Meter hohe Harzturm mit einer 100 Meter langen Riesenrutsche entsteht in Torfhaus.   © Unternehmen | Harzturm GmbH

In Sankt Andreasberg ist der Bau einer 500 Meter langen Hängebrücke geplant. Sie soll den Beerberg und den Matthias-Schmidt-Berg, der auch als Skihang bekannt ist, verbinden.

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Die Baumschwebebahn am Burgberg lockt in Bad Harzburg Touristen und Tagesgäste.  
Die Baumschwebebahn am Burgberg lockt in Bad Harzburg Touristen und Tagesgäste.   © dpa

Große Investitionsprojekte wie die geplanten Neubauten oder auch die bereits fertiggestellte Baumschwebebahn in Bad Harzburg hält Schmidt für unerlässlich: „Diese Ankerprojekte ziehen viele kleinere Investoren an.“

Und auf diese Projekte komme es an, sagt die Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Niedersachsen, Birgit Stehl. So seien etwa in der Region um die Stadt Bad Lauterberg zuletzt steigende Buchungszahlen gezählt worden - nachdem dort in die Modernisierung von Gaststätten und Hotels investiert worden sei.

Der Harz wird für Touristen immer interessanter

Seit 2013 steigen die Besucherzahlen im Harz kontinuierlich. Im Jahr 2019 zählte das niedersächsische Wirtschaftsministerium 4,7 Millionen Übernachtungen und über 19 Millionen Tagesgäste - laut Harzer Tourismusverbandes (HTV) ein Rekordjahr. Im von der Pandemie geprägten Jahr 2020 gab es immerhin noch 3 Millionen Übernachtungen.

Wegen der Einschränkungen bei Auslandsreisen hätten viele Menschen Urlaub in Deutschland gemacht. Deshalb sei die Nachfrage nicht noch stärker eingebrochen, heißt es aus der Branche. Und: Es seien Urlauber gekommen, die sonst womöglich nicht den Harz besucht hätten. Viele dieser Touristen hätten die Ziele vor der eigenen Haustür neu kennen und schätzen gelernt. Immer mehr Menschen legten beim Urlaub Wert auf Nachhaltigkeit und Regionalität.

Der Harz möchte ein beliebtes Ziel für den „Zweiturlaub“ werden

Das aktuelle Interesse am Urlaub im eigenen Land wollen die Harz-Touristiker nutzen. Ziel sei, dass die neuen Besucher zukünftig zumindest ihren Zweiturlaub im Harz verbringen, sagt Carola Schmidt. Der Harz ist groß. Entsprechend unterschiedlich sind die touristischen Angebote in der Region. „Wir haben einige Städte, aber vieles findet auch in der Fläche statt“, erläutert Schmidt.

Aktivurlaub im Harz ist nicht mehr nur Skifahren. Ein Mountainbiker fährt bei Sonnenaufgang über den Goetheweg am Torfhausmoor entlang. Links ist der Gipfel vom Brocken zu sehen.
Aktivurlaub im Harz ist nicht mehr nur Skifahren. Ein Mountainbiker fährt bei Sonnenaufgang über den Goetheweg am Torfhausmoor entlang. Links ist der Gipfel vom Brocken zu sehen. © dpa | Swen Pförtner

Es gelte Aktivsportler im Sommer und Winter genauso anzusprechen wie Wellnesstouristen, Familien ebenso wie Senioren und junge Paare oder Gruppen. In Planung sei derzeit eine neue Strategie mit Angeboten für Kinder. Auch das niedersächsische Wirtschaftsministerium fordert mehr zielgruppengerechte Angebote. Nach der Pandemie gelte es, verstärkt auf Nachhaltigkeit und Qualität zu setzen, lautet die Empfehlung aus Hannover.

Die meisten Investitionen sind aus privater Hand

Das „Zukunftskonzept Harz 2025“ beschreibt, wie sich der Tourismus entwickeln könnte. „Unterstützung benötigt die Harzregion dabei von allen drei Harzanrainerländern gleichermaßen und ausgewogen“, heißt es in dem Konzept. Dazu hat das Land Niedersachsen unter anderem über Corona-Hilfen für Gaststätten und Tourismus 5,76 Millionen Euro an Unternehmen aus den Harz-Kreisen Goslar und Göttingen ausgeschüttet.

Zudem wurden nach Ministeriumsangaben seit 2017 in 34 Betrieben Investitionen mit insgesamt 20 Millionen Euro gefördert. Dadurch seien 376 Arbeitsplätze geschaffen worden. Die überwiegende Mehrheit der Bau- und Umbauprojekte im Harz werde aber aus privater Hand finanziert, sagt Dehoga-Geschäftsführer Balke.

Fachkräfte fehlen im Harz

Wachstumsbremse bei der weiteren Entwicklung der touristischen Angebote im Harz ist der Fachkräftemangel. Personal fehlt unter anderem in Hotellerie und Gastronomie. „Das ist die größte Wachstumsbremse“, sagt Balke. Die Branche müsse deshalb auch als Arbeitgeber attraktiver werden, etwa durch flexiblere Arbeitszeiten oder eine bessere Bezahlung. Mehr Selbstbedienung könne außerdem dabei helfen, die vorhandenen Beschäftigten in ihrem Arbeitsalltag zu entlasten.

Die Hängebrücke an der Rappbodetalsperre im Harz. Hier gibt es bereits Freizeit-Angebote für Familien oder Aktive.
Die Hängebrücke an der Rappbodetalsperre im Harz. Hier gibt es bereits Freizeit-Angebote für Familien oder Aktive. © Privat

Um die gute Stimmung mitzunehmen und auch in Zukunft Urlauber von sich zu überzeugen, sind weitere Investitionen geplant. In Torfhaus soll unter anderem im Frühjahr 2022 der Harzturm eröffnen. Nach der 2017 eröffneten Hängebrücke an der Rappbodetalsperre soll der Harz zudem eine weitere Seilbrücke erhalten. In Sankt Andreasberg soll sie auf 500 Metern Länge den Matthias-Schmidt-Berg und den Beerberg verbinden.

8D-Kino soll in Bad Harzburg entstehen

In Bad Harzburg will das Unternehmen Harzventure sein Angebot um ein 8D-Kino erweitern. Birgit Stehl von der IHKN hält darüber hinaus die Kooperation über Landesgrenzen hinweg für ausbaufähig. „Oftmals enden touristische Angebote – wie beispielsweise die Romanische Straße – an einer Landesgrenze“, kritisiert sie. Die Straße der Romanik verbindet in Sachsen-Anhalt zahlreiche Kirchen, Burgen und Klöster.