Goslar. Lange durfte Goslar eigene Münzen prägen. Die Teilnehmer der Führung anlässlich des Jubiläums unserer Zeitung erfahren mehr von dieser Tradition.

„So. Für jeden von Ihnen gibt es jetzt gleich als Andenken eine frisch geprägte Münze aus echtem Rammelsberger Silber“, begrüßt Tourguide Richard Rudolf die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der BZV-Lesertour zum Weltkulturerbe Bergwerk Rammelsberg. Der Anlass der Tour ist ein Jubiläum: Vor 75 Jahren wurde die Braunschweiger Zeitung gegründet.

Solch schöne Münzen entstanden am Donnerstag.
Solch schöne Münzen entstanden am Donnerstag. © Julian Belz

Richard Rudolf steht mit weißem Helm und Overall neben einem Balancier, einer Münzprägemaschine. Die Münzrohlinge liegen bereit – und tatsächlich glänzen sie verlockend. Aus Silber sind sie zwar nicht, wie Rudolf verschmitzt zugibt, aber frisch geprägt wird tatsächlich. Er gibt den Gewichten des Spindelpresswerks kurz Schwung. Mit einem leichten Knubb-Geräusch stoppen sie kurz, um sich darauf wieder zurückzudrehen.

1764 war Schluss mit der Münzprägung in Goslar

„Meinen Sie, das reicht schon?“ fragt er. Die Besucher sind unsicher. Wahrscheinlich nicht. Doch als Rudolf das Werkstück aus der Prägevorrichtung löst, ist aus dem Rohling eine Münze mit Motiven des Rammelsbergs geworden. Er gibt sie einem Jungen, dessen Augen fast ebenso glänzen wie die frisch geprägte Münze. Doch warum Münzen prägen im Bergwerksmuseum? „Um der Tradition zu folgen“, sagt Rudolf. „Denn lange durfte Goslar eigene Münzen prägen“. Erst 1764 sei damit Schluss gewesen. Das Silber für die Geldstücke stammte früher aus dem Rammelsberg. Ohne ihn, erfahren die Besucher später bei der Führung über und unter Tage, hätte es Goslar wohl nie gegeben.

Die reichen Erzvorkommen haben der Kaiserstadt lange Zeit zu Wohlstand verholfen. Sie blickt auf 1200 Jahre Bergwerksgeschichte zurück. Verschiedene Ausschnitte konnten die Teilnehmer der Jubiläums-Leserreise in einem eigenen Programm erfahren. „Wir wollten den Leserinnen und Lesern etwas besonderes bieten. Deshalb haben wir zusammen mit dem Team vom Rammelsberg ein Programm ausgearbeitet, das es so geballt sonst nicht gibt, wenn sie das Bergwerk privat besuchen“, erzählt Birgit Bartosch vom Team der Leserreisen.

Wasserräder, Schrägaufzug, Siemens-Loks – Leser sehen historische Technik

In der Schmiede war ein Stützpunkt eingerichtet worden, wo die Teilnehmer begrüßt und versorgt wurden. Auch konnten die Teilnehmer mit dem in den 1930er-Jahren gebauten Schrägaufzug fahren und das ehemalige Bergwerk kennenlernen. Dabei war Bergwerkstechnik der letzten 200 Jahre zu sehen. Denn mit den Siemens-Loks von 1975 fuhren die Besucher in den Berg ein. Untertage ging es zu den alten Aufzügen aus dem frühen 20. Jahrhundert. Und weitere hundert Jahre zurück blickte man beim Besuch eines Kehrrades, das einen Durchmesser von zehn Metern hat. Vier solcher Wasserräder ließ Bergmeister Johann Christoph Roeder ab 1797 im Berg installieren. Eine weltweit einzigartige Konstruktion.