Osterode. Auf dieser sportlichen Route mit Start und Ziel in Osterode gibt es einige Höhenmeter zu bewältigen. Radfahrer werden mit schönen Aussichten belohnt.

„Vom Eise befreit sind Strom und Bäche, Durch des Frühlingsholden, belebenden Blick, Im Tale grünet Hoffnungsglück; Der alte Winter, in seiner Schwäche, Zog sich in rauhe Berge zurück.“ So beginnt Goethes „Osterspaziergang“, ein Gedicht aus seiner Tragödie „Faust“.

Wenn man vom Sösetal kommend die Hanskühnenburg im Westharz mit dem Fahrrad erklimmt, kann man sich gut vorstellen, dass der große Dichter an seine Harzreise im Jahr 1784 dachte, als er das Gedicht schrieb – auch wenn er eine andere Route wählte und zu Fuß unterwegs war. Eine Bronzetafel erinnert an seinen Besuch.

Radtour zur Hanskühnenburg.
Radtour zur Hanskühnenburg. © Jürgen Runo

Start der Radtour ist am Bahnhof in Osterode

Die Radtour startet im Tal, am Bahnhof in Osterode am Harz Mitte. Die Anreise kann flexibel mit dem Zug oder dem Auto erfolgen, am Bahnhof ist auch ein großer Parkplatz. Nach nur zwei Kilometern verlässt man schon befestigte Straßen und fährt durch den Osteroder Stadtwald. Es ist ein braungrauer Teil des Harzes, hier zeigen sich trostlos die Vernichtungen des Borkenkäfers und ein leidender Forst.

Von grünendem Hoffnungsglück noch keine Spur; sogar die frisch gefällten Bäume duften weniger als anderswo. Der Boden ist sandig, hart und trocken wie in einer Wüste. Im Sonnenlicht wechselt ein kleiner Salamander seinen Ort. Die kahlen Baumstümpfe und trockenen Rinden am Wegesrand zeugen von kämpfender Natur. Die darbende Landschaft ist eindrucksvoll. Der Boden ist gut zu befahren mit dem Rad.

Nützliche Informationen zur Radtour.
Nützliche Informationen zur Radtour. © Jürgen Runo | Jürgen Runo

Viele Höhenmeter: Auf die richtige Kleidung kommt es an

Doch das sollte nicht täuschen: Für diese Route ist nicht nur Fitness gefragt, auch das richtige Material ist wichtig. Stollenreifen und eine bergfähige Übersetzung sind unabdingbar, auch bei trockenem Wetter. In schattigen Passagen oberhalb von 500 Metern über Normalnull bleibt es nach Regen Tage, vielleicht auch Wochen matschig. Da hilft ein Rad mit Profil. Auch die Kleidungswahl will durchdacht sein – auf über 800 Metern in der Höhe ist es spürbar frischer und nach einer schweißtreibenden Auffahrt kann der Fahrtwind bergab wirklich kalt werden.

Radtour im Harz: Auf zur Hanskühnenburg bei Osterode

Tote Natur neben prachtvollen Fichten.  
Tote Natur neben prachtvollen Fichten.   © Jann-Luca Künßberg
Hier geht es nur noch bergauf: Der Anstieg gehört zu den längsten im Harz.  
Hier geht es nur noch bergauf: Der Anstieg gehört zu den längsten im Harz.   © Jann-Luca Künßberg
Hier bietet sich eine Pause an: Sitzgelegenheit mit Ausblick auf die Söse.  
Hier bietet sich eine Pause an: Sitzgelegenheit mit Ausblick auf die Söse.   © Jann-Luca Künßberg
Der Borkenkäferbefall ist überall zu sehen. 
Der Borkenkäferbefall ist überall zu sehen.  © Jann-Luca Künßberg
Der Osteroder Stadtwald ist stark beschädigt.  
Der Osteroder Stadtwald ist stark beschädigt.   © Jann-Luca Künßberg
Der Hanskühnenburg-Felsen trägt eine Bronzeplakette, die an Goethes Besuch 1784 erinnert.  
Der Hanskühnenburg-Felsen trägt eine Bronzeplakette, die an Goethes Besuch 1784 erinnert.   © Jann-Luca Künßberg
In der Höhenlage liegt lange im Jahr Schnee.  
In der Höhenlage liegt lange im Jahr Schnee.   © Jann-Luca Künßberg
Der Wald befindet sich in der Klimakrise, sagt Harz-Experte Knolle
Der Wald befindet sich in der Klimakrise, sagt Harz-Experte Knolle © Jann-Luca Künßberg
Nach kahlen Jahrzehnten hat sich der Waldbestand um die Hanskühnenburg erholt, sagt Harz-Experte Dr. Friedhart Knolle.  
Nach kahlen Jahrzehnten hat sich der Waldbestand um die Hanskühnenburg erholt, sagt Harz-Experte Dr. Friedhart Knolle.   © Jann-Luca Künßberg
Nach der langen Auffahrt ragt plötzlich der Aussichtsturm in die Höhe und verspricht eine wohlverdiente Pause.  
Nach der langen Auffahrt ragt plötzlich der Aussichtsturm in die Höhe und verspricht eine wohlverdiente Pause.   © Jann-Luca Künßberg
Der Feuersalamander lässt den Harzboden noch wüstenhafter wirken.  
Der Feuersalamander lässt den Harzboden noch wüstenhafter wirken.   © Jann-Luca Künßberg
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Radpause: Zwischenstopp an der Sösetalsperre

Nach dem Stück durch den Osteroder Stadtwald erreicht man die Sösetalsperre. Es lohnt, hier kurz innezuhalten: Es wird mit einem Blick über glitzerndes Wasser belohnt. Auch eine kurze Pause bietet sich an. Nach einem kurzen Schlenker über die B 498 geht es von hier an die nächsten 5,2 Kilometer nur bergauf. Insgesamt werden auf diesem Abschnitt 477 Höhenmeter gefahren. Also am besten zuvor noch einen Schluck trinken, ein Biss vom Müsliriegel – wenn man erst außer Puste ist, wird das Kauen schwer.

Aussichtsreiche Auffahrt zur Hanskühnenburg

Die Steigung bewegt sich beständig im Grenzbereich der Zweistelligkeit, neun Prozent sind hinauf zur Hanskühnenburg im Schnitt zu bewältigen. Auf dem Weg fühlt man sich dann wie auf Goethes Osterspaziergang. Das dörre Braun weicht sattem Grün, lange im Jahr hält sich vereinzelt Schnee am Wegesrand.

Friedhart Knolle, Dezernent für Öffentlichkeitsarbeit des Nationalpark Harz, erklärt die kontrastreiche Natur: „Bis in die 1970er Jahre war die Hanskühnenburg von dichtem Fichtenwald umgeben. Der saure Regen infolge industrieller Emissionen führte dann zu einem ersten massiven Waldsterben. In den letzten Jahrzehnten hat sich der Waldbestand jedoch erholt und einige Fichten haben wieder stattliche Höhe erreicht.“

Die Route aus dem Sösetal ist eine der längsten fahrradtauglichen Pässe im Harz. Sehr sportliche Fahrer können den Anstieg in 45 Minuten schaffen. Wer es gemütlicher mag, sollte die doppelte Dauer einplanen. Die anstrengende Fahrt lohnt sich aber: Oben wartet eine der beliebtesten Waldgaststätten des Südharzes und die Ausblicke entlang der Route sind phänomenal.