Wahrenholz. In der Gegend zwischen Wahrenholz und Hankensbüttel kommen die Natur- und Geschichts-Fans unter den Radfahrern gleichermaßen auf ihre Kosten.
Direkt nördlich von Gifhorn fangen die endlosen Weiten der Heide an. Das Gebiet rund um Ise und Elbe-Seitenkanal bietet die verschiedensten Möglichkeiten für Radtouren. Wer sich die volle Distanz nicht zutraut, kann seine Tour gut abzukürzen: Die meisten Orte dieser Gegend liegen an der Regionalbahnlinie zwischen Braunschweig uns Uelzen. Wir starten unsere Tour am Bahnhof Wahrenholz zusammen mit Jörg Thaden. Er ist zertifizierter ADFC-Tourenleiter und leitet in der Gemeinde Sassenburg die Arbeitsgemeinschaft Fahrradwege. Bevor es losgeht, können sich Radfahrer noch im Café „Hüüs Hoff“ Proviant besorgen.
Ise-Tal bei Schönewörde
Die Radtour startet auf den Feldern in der Umgebung von Wahrenholz, die von der Ise und ihren Nebenbächen durchzogen sind. Die Feldwege sind eben und kosten wenig Kraft. Info-Tafeln der Hankensbütteler „Aktion Fischotterschutz“ weisen einige der Wege als „Otter-Pfade“ aus. Mehrere Picknickplätze am Ise-Ufer bieten Gelegenheiten, eine Pause einzulegen.
Wüstung Bärenkolkmühle
Später führt der Weg durch mehrere Waldgebiete. Die Ise und ihre Nebenbäche durchziehen auch dieses Gebiet und sorgen für ein angenehmes Klima, selbst im Sommer. Ein kleiner Teich neben der Ise verbirgt ein Geheimnis: Laut einer Infotafel stand hier der Sage nach bis etwa zum 17. Jahrhundert eine Wassermühle, die irgendwann im Teich versank. Bekannt ist nur, dass archäologische Funde auf eine spätmittelalterliche Siedlung hindeuten und, dass die Gegend spätestens seit 1670 wüst ist.
Per Rad im Kreis Gifhorn: Rund um Ise und Elbe-Seitenkanal
Kloster Isenhagen und Otterzentrum Hankensbüttel
In Hankensbüttel angekommen, fällt im Ortsteil Isenhagen links neben der Hauptstraße zuerst das altehrwürdige Kloster auf. Der ursprüngliche Zisterzienserinnenorden wurde im 13. Jahrhundert im heutigen Dorf Alt Isenhagen gegründet und später nach einem Brand an seinen heutigen Standort verlegt, berichtet Jörg Thaden. 1540 wurde es zu dem bis heute bestehenden evangelischen Damenstift umfunktioniert. Das Kloster und seine Kunstschätze können bei einer Führung besichtigt werden.
Nach dem Kloster umrundet der Radweg das wohl beliebteste Ausflugsziel im Norden des Kreises: Das Otterzentrum. Das Natur-Erlebniszentrum in Hankensbüttel ist Heimat für Otter, Dachse, Nerze, Marder, Hermeline und andere Tiere. Es ist der nördlichste Punkt, den man auf den Radwegen der Region erreichen kann.
Elbe-Seitenkanal
Der Elbe-Seitenkanal und seine schnurgeraden, ebenen Uferwege reichen von einem Horizont bis zum anderen. Dort finden Radfahrer eine gute Möglichkeit, schnell von einem Ort zum anderen zu gelangen. Wem die Uferwege auf Dauer zu langweilig oder zu anstrengend sind, der kann den Kanal an vielen Stellen verlassen und Abstecher in umliegende Orte wie Wunderbüttel, Vorhop oder Schönewörde unternehmen oder in einen Zug der Bahnlinie Braunschweig – Uelzen steigen, um seine Radtour abzukürzen.
Die 115 Kilometer lange Wasserstraße verbindet seit 1976 den Mittellandkanal bei Calberlah mit der Elbe bei Artlenburg im Landkreis Lüneburg. Der Elbe-Seitenkanal, den der Volksmund auch Heide-Suezkanal oder Heide-Highway nennt, spielte vor der Wiedervereinigung eine wichtige Rolle, wie Thaden erklärt: Nur auf ihm konnten Schiffe vom Mittellandkanal nach Hamburg fahren, ohne durch DDR-Gebiet fahren zu müssen. Doch er war nicht nur eine Wasserstraße: Im Kalten Krieg sollte er als Panzersperre dienen, für den Fall, dass Truppen des Warschauer Paktes die Bundesrepublik angreifen. Die Brücken hätte man im Notfall sprengen können. Durch die schon bekannten endlosen Felder im Ise-Tal gelangen wir wieder zurück nach Wahrenholz.
Hinweis zur „Zweiradzeit“
Dieser Artikel ist Teil unserer Fahrradserie aus den Jahren 2019 und 2021. Die Magazine zur „Zweiradzeit“ – das zweite Touren-Magazin wie auch das dritte Touren-Magazin – sind im Online-Shop von Funke Medien Niedersachsen erhältlich.