Bremen. Ein evangelischer Pastor in Bremen diskriminiert Homosexualität als „Degenerationsform der Gesellschaft“. Volksverhetzung? Das klärt nun ein Gericht.

Vor dem Amtsgericht Bremen hat unter großem Medien- und Öffentlichkeitsinteresse am Freitag ein Prozess gegen einen evangelischer Pfarrer begonnen, dem wegen seiner Äußerungen über Homosexualität Volksverhetzung vorgeworfen wird. Pastor Olaf Latzel soll bei einem Eheseminar im Oktober 2019 Homosexuelle pauschal als Verbrecher und Homosexualität als „Degenerationsform der Gesellschaft“ bezeichnet haben.

Pastor will nur „militante Aggressoren“ gemeint haben

Einzelne Passagen des auch im Internet als Audiodatei veröffentlichten Vortrags wertete die Staatsanwaltschaft als volksverhetzend. Latzel selbst hatte betont, er habe sich nicht generell auf Homosexuelle bezogen, sondern auf „militante Aggressoren“, die die Gemeinde immer wieder diffamiert hätten.

Für den ersten Verhandlungstag sind keine Zeugen geladen. Es wird zunächst die Anklage verlesen. Dann bleibt abzuwarten, ob Latzel zu den Vorwürfen Stellung nehmen will. Möglicherweise wird die Audiodatei abgespielt und als Beweismittel in das Verfahren eingeführt. Der Fall wird coronabedingt aus Platzgründen nicht im Gericht, sondern im Konzertsaal Die Glocke verhandelt. Insgesamt sind drei Prozesstage angesetzt.

Kirche stellt sich hinter ihren Pastor – „Pflicht, Zeitgeist zu widersprechen“

Bei der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK) läuft ein Disziplinarverfahren gegen Latzel, das aber bis zum Abschluss und Urteil des Gerichtsprozesses ruht. Der Pastor ist Kirchenbeamter und verpflichtete sich, seine Amtsgeschäfte vom 9. November bis zum 6. Dezember ruhen zu lassen. Die BEK und auch Latzel wollten sich vor oder während des Verfahrens nicht gegenüber Medien äußern.

Die Vorstand der St.Martini-Gemeinde zu Bremen steht hinter Latzel. „Als bekennende Gemeinde ist es unser Auftrag, dem herrschenden Zeitgeist zu widersprechen und der Welt die unverrückbare Wahrheit des Wortes Gottes entgegenzuhalten, auch wenn wir dafür angegriffen und verleumdet werden“, machte Kirchenvorstand Jürgen Fischer im letzten Gemeindebrief deutlich. „In dieser Verpflichtung stehen wir als Gemeindeleitung zusammen mit unserem Pastor.“