Hannover. Forstministerin Otte-Kinast präsentierte den Waldzustandsbericht. Seit 2018 setzt Extremwetter dem Wald so zu wie seit Jahrzehnten nicht.

Der Gesundheitszustand der niedersächsischen Wälder ist aufgrund von Hitze und Trockenheit weiterhin sehr schlecht. Das geht aus dem neuen Waldzustandsbericht hervor, den Forstministerin Barbara Otte-Kinast (CDU) am Donnerstag in Hannover vorlegte. „Der Witterungsverlauf brachte für unsere Wälder in diesem Jahr keine Entlastung, erneut war es zu warm und zu trocken“, sagte sie. „Abgestorbene Bäume und entwaldete Flächen prägen leider das Landschaftsbild unserer Mittelgebirge.“ Seit 2018 führten extreme Witterungsbedingungen mit Hitzeperioden, Trockenheit und heftigen Stürmen zu Schäden in den Wäldern, wie sie seit Jahrzehnten nicht beobachtet wurden.

Alle Baumarten mit Ausnahme der Eichen hätten in den letzten drei Jahren an Vitalität eingebüßt, viele Fichten und alte Rotbuchen seien abgestorben. Besonders schwer hat es laut Otte-Kinast die Wälder in Südniedersachsen getroffen. Und dabei ist die Krise der Wälder noch nicht überstanden. Folgeschäden durch den mehrjährigen Trockenstress werden vermutlich auch in den nächsten Jahren noch festzustellen sein. Die Schädigung der Wälder beeinträchtigt nach dem Bericht sämtliche Funktionen der Wälder: Die Rohholzproduktion, die Erholungswirkung, den Lärmschutz sowie den Biotop- und Artenschutz.

Beitrag der Forst- und Holzwirtschaft zum Klimaschutz ist im Fokus

„Die Schadensbewältigung und der klimagerechte Waldumbau stellen Forstbetriebe, Waldbesitzer und Forstwissenschaftler vor große Herausforderungen“, sagte die Ministerin. „Gemeinsames Ziel ist und bleibt ein stabiler, arten- und strukturreicher Wald, der nachhaltig auf ökologischer Grundlage bewirtschaftet wird.“ Mit Fördergeldern von Bund und Land gehe es zunächst darum, die auch durch Stürme und Borkenkäfer-Befall entstandenen Kahlflächen wieder aufzuforsten. Die Klimaanpassung der Wälder sei derzeit die größte Herausforderung der Forstbetriebe und habe einen unmittelbaren Einfluss auf den Beitrag des Forst- und Holzsektors zum Klimaschutz.

Wie der Waldzustandsbericht anführt, hat die Klimaveränderung in Niedersachsen bereits zu einer spürbaren Erwärmung geführt. Die Jahresmitteltemperatur stieg in den letzten 30 Jahren von 8,6 auf 9,7 Grad. Im Vegetationsjahr 2019/2020 - einem der wärmsten seit Messbeginn im Jahr 1881 - war es mit 10,8 Grad im Landesmittel ähnlich warm wie in den beiden Vorjahren. Zwar fiel 2019/2020 nahezu so viel Regen wie im langjährigen Mittel. Das reichte aber nicht aus, die Defizite der letzten Jahre auszugleichen und die tieferen Bodenschichten zu durchfeuchten. Von der Trockenheit besonders betroffen sind die südlichen und östlichen Teile Niedersachsens.

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt in Göttingen betreibt das forstliche Umweltmonitoring für ein Viertel der deutschen Waldfläche. Die wichtigsten Baumarten Eiche, Buche, Kiefer und Fichte werden seit Mitte der achtziger Jahre kontinuierlich auf ihren Zustand untersucht. Das Forstministerium veröffentlicht die Ergebnisse im jährlichen Waldzustandsbericht.

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