Braunschweig. Mehr Strom, mehr Heizung – für Arbeitnehmer fallen in der Heimarbeit mehr Kosten an. FDP und Gewerkschaften fordern dafür Steuererleichterungen.

„Überall, wo es geht“ sollen sich die Bürgerinnen und Bürger an den heimischen Schreibtisch setzen, appellierte die niedersächsische Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD) vor wenigen Tagen angesichts steigender Infektionszahlen. Doch das verursacht auch Kosten: Laptops und Smartphones müssen ständig geladen, die Wohnung nun besonders im Winter rund um die Uhr geheizt werden. Nach einer Umfrage der Fachhochschule Dortmund unter Beschäftigten von Versicherungen vom September dieses Jahres blieben 80 Prozent der Befragten auf ihren Mehrkosten sitzen.

Der Finanzausschuss des Bundestages beschäftigt sich daher am Mittwoch mit einer möglichen Neuregelung des Steuergesetzes, um die auch der Bundesrat offiziell gebeten hat. Denn nach dem aktuellen Steuerrecht können Arbeitnehmer ihren Heimarbeitsplatz nur dann steuerlich absetzen, wenn sie ein abgetrenntes Arbeitszimmer haben – das nicht auch privat genutzt werden darf – und der Arbeitgeber zudem keinen Arbeitsplatz stellt. Wer also in der Pandemie das Büro meidet und vom Küchentisch arbeitet, geht derzeit leer aus. „Wer zuhause arbeitet, leistet zur Zeit einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Corona-Infektionen. Kosten in Form von Energie und Kommunikation lasten allerdings einseitig auf den Beschäftigten“, sagt Mehrdad Payandeh, Vorsitzender des Bezirks Niedersachsen-Bremen-Sachsen-Anhalt des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB). Ausgerechnet die FDP Niedersachsen steht der Gewerkschaft bei. „Die gelebte Realität von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern findet bisher keinen Eingang in die steuerliche Realität“, kritisiert Christian Grascha, Parlamentarischer Geschäftsführer und finanzpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion im Niedersächsischen Landtag.