„Das ist doch keine richtige Beerdigung!“, gemahnte ein Mädchen streng. Was denn eine richtige Beerdigung sei, wollte ich wissen. „Na, Frau Jasper: Richtig eben!“

Da braucht man keine Rechercheverbiegungen anzustellen, um auch ohne Faktencheck ziemlich abgesichert schreiben zu dürfen, dass tote Hummeln nicht zur Klientel von Bestattungsunternehmen gehören. Wenngleich ich seit Wochen darüber nachdenke, ob das nicht sowohl ein betriebswirtschaftlicher als auch ein ethischer Fehler ist und die Grablege von toten Hummeln nicht eine ernstzunehmende Geschäftsfelderweiterung wäre. Wie ich darauf komme? Als ich neulich in eine 2. Klasse geriet und die Kinder auf einem Tisch eine tote Hummel ausmachten, schnippte die Lehrerin diese sehr behutsam in den Mülleimer. „Das ist doch keine richtige Beerdigung!“, gemahnte ein Mädchen streng. Was denn eine richtige Beerdigung sei, wollte ich wissen. „Na, Frau Jasper: Richtig eben!“

Ich wollte das noch konkretisieren, aber da war das Mädchen schon hinfort, befasst mit der Lebendigkeit des Buchenstabensalats und da wollte ich mit meinen Fragen nicht reinstochern. Woher sie wohl zu wissen meint, was eine richtige Beerdigung ist? Gibt es eigentlich eine falsche? Wochen später mussten wir mit eben dieser Klasse ein aus dem Nest gefallenes Küken beerdigen. Fraglos wussten die Kinder, was zu tun ist: Es bekam ein windgeschütztes Grab unter einem Strauch. Einen angemalten Stein. Blumen. Das Ritual der letzten Ruhe, das noch einmal das Leben würdigt. Und sei es nur das Brummen einer Hummel für einen Sommer lang.