Osnabrück. Die Fleischindustrie müsse lokaler aufgestellt sein, hat Agrarministerin Otte-Kinast gefordert. Es geht um einen Wandel in der Fleischproduktion.

Niedersachsens Agrarministerin Barbara Otte-Kinast hat sich für einen grundsätzlichen Wandel bei der Fleisch-Erzeugung ausgesprochen. Man müsse „weg von immer größer und immer mehr“, sagte die CDU-Politikerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung". Es dürfe nicht sein, dass es ganze Landkreise in Niedersachsen gebe, in denen kein einziger Schlachter mehr zu finden sei. Das erschwere nicht nur regionalen Konsum, sondern verlängere auch Tiertransporte. „In jeden Landkreis gehört ein Schlachthof“, so die Ministerin.

Otte-Kinast: "Ich komme aus der Generation Sonntagsbraten."

Otte-Kinast sprach sich auch für eine stärkere Ernährungsbildung bei Kindern und Jugendlichen aus. „Ich komme aus der Generation Sonntagsbraten. Wir wissen Fleisch nicht nur wertzuschätzen, sondern auch ordentlich zuzubereiten.“ Dieses Wissen müsse auch jüngeren Generationen vermittelt werden. Die Verbraucher müssten sich generell fragen: „Wollen wir diese Art der Fleischproduktion? Wollen wir diese Menge an Fleischverbrauch? Ich denke nicht.“

Der verheerende Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies in Nordrhein-Westfalen hat die Debatte um Arbeitsbedingungen in der Branche und den Billigfleisch-Konsum neu entfacht.

Otte-Kinast: Corona als historische Chance gegen Werkverträge

Otte-Kinast ergibt sich aus der aktuellen Krise auch eine Möglichkeit, gegen Werkverträge vorzugehen. „Corona ist eine historische Chance“, sagte die CDU-Politikerin der „Neuen Osnabrücker Zeitung“. Sie sei absolut dafür und hoffe, dass das gelingt, sagte sie auf die Frage nach einem Verbot in der Branche. „Das ist ein unhaltbarer Zustand, was da in und um die Schlachthöfe passiert.“

Die Ministerin kritisiert aber nicht nur die Fleischwirtschaft. „Es haben alle gewusst und lange weggeschaut, was da mit den Werkverträgen und den Arbeitern passiert“, sagte Otte-Kinast. Verbraucher müssten sich das ebenso wie Politiker auf allen Verantwortungsebenen vorwerfen lassen. „Auch wenn das erst einmal unangenehm ist. Jetzt muss Schluss damit sein.“

Regierung will Gesetze in der Branche verschärfen

Die Bundesregierung plant Gesetzesverschärfungen in der Branche. Bundesarbeitsminister Hubertus Heil will nach Angaben von Anfang Juli noch in diesem Monat einen Gesetzentwurf vorlegen. Das Kabinett hatte Ende Mai Eckpunkte beschlossen. Kern ist ein weitgehendes Verbot von Werkverträgen zum 1. Januar 2021.