Hannover. Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) hat am Dienstag den aktuellen Personalbericht des Innenministeriums vorgestellt.

Der niedersächsischen Landesverwaltung steht ein großer personeller Aderlass bevor. Bis zum Jahr 2028 scheidet jeder vierte Beschäftigte aus Altersgründen aus, in der Landespolizei sind es sogar 40 Prozent. Das geht aus einem Personalbericht hervor, den Innenminister Boris Pistorius am Dienstag in Hannover vorgestellt hat. Der SPD-Politiker sprach von einer „enormen Herausforderung“.

Gewerkschaft der Polizei fordert langfristige Personalpolitik

Schon heute werde aufgrund des Kostendrucks bei jeder Wiederbesetzung geprüft, ob die Aufgabe noch gemacht werden müsse und ob es nicht auch mit weniger Personal gehe. Zusätzliches Personal habe es in den vergangenen Jahren im Wesentlichen nur bei der Polizei gegeben. „Das ist einfach das Tagesgeschäft.“ Gleichzeitig will sich das Land als Arbeitgeber attraktiver präsentieren, um Nachwuchs und Fachkräfte für die Verwaltung zu gewinnen.

Die Gewerkschaft der Polizei forderte die Landesregierung auf, die Einstellungszahlen nicht zu reduzieren, sondern weiter aufzustocken. Schon heute agiere die Polizei am Limit, sagte Landeschef Dietmar Schilff: „Es ist niemandem geholfen, wenn jetzt sehenden Auges das Ziel verfolgt wird, kurzfristig Einsparungen zu erwirtschaften, und in fünf Jahren festgestellt wird, dass zu wenig Personal zur Verfügung steht.

Das Land ist der größte Arbeitgeber Niedersachsens

“Mit knapp 244 000 Beschäftigten ist das Land dem Innenministerium zufolge der größte Arbeitgeber Niedersachsens. Rund 208 000 von ihnen zählen zum Stammpersonal. Mehr als jeder Dritte davon arbeitete im Jahr 2018 in Teilzeit. Überwiegend machten Frauen von dieser Möglichkeit Gebrauch (82 Prozent). Das Durchschnittsalter lag bei etwa 45 Jahren. Für Innenminister Pistorius ist das ein Fortschritt im Prozess der Verjüngung, denn im Jahr 2013 lag das Durchschnittsalter noch bei 46 Jahren.

Der Krankenstand im Jahr 2019 wurde mit durchschnittlich 15,65 Tagen im Jahr angegeben. Das sei kein ungewöhnlich hoher Wert, hieß es - insbesondere, da im Unterschied zu den Angaben der Krankenkassen zur Privatwirtschaft die Krankmeldungen vom ersten Tag an gezählt worden seien. Am Ende sei aber jeder Krankentag einer zu viel, sagte Pistorius, das habe auch mit der Altersstruktur zu tun.

Bericht gibt Hinweise, die mit altem Vorurteil aufräumen könnten

Erstmals wurden auch die Fehltage von Lehrern und anderen Schulbeschäftigten in der Statistik berücksichtigt. Der Durchschnittswert blieb allerdings unverändert. Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) wertete das als Beleg dafür, dass die „landläufige Behauptung, Beamte und insbesondere Lehrkräfte seien häufiger krank als andere Berufstätige“, falsch sei.

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