Oldenburg. Immer mehr Eichenprozessionsspinner sind im Norden anzutreffen. Die Ausbreitung der heimischen Art wird von der globalen Erwärmung begünstigt.

Noch vor 30 Jahren gab es ihn nur im äußersten Nordosten Niedersachsens, in Lüchow-Dannenberg. Der Klimawandel hat die Ausbreitung des Eichenprozessionsspinners begünstigt. Vielerorts werden derzeit die Nester beseitigt, denn die Haare sind giftig. Er ist für Bäume und Menschen schädlich, und er breitet sich immer mehr in Niedersachsen aus: Im Moment bekämpfen viele Kommunen den Eichenprozessionsspinner, indem sie die Nester von den Bäumen absaugen.

Wo stammen die Raupen her?

Der Eichenprozessionsspinner ist eine heimische Art, die sich allerdings seit 1990 stark verbreitet hat. Seit jeher gibt es diese Raupenart im Nordosten, in Lüchow-Dannenberg. In den vergangenen Jahren habe sie sich von Osten kommend nach Südosten ausgeweitet, sagt Thomas Brand von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Oldenburg. Im Südosten Niedersachsens sind laut Landwirtschaftskammer alle Landkreise bis zur hessischen Grenze betroffen, auch die Region Hannover. Dort ist der Befall allerdings nicht ganzflächig, sondern es gibt Einzelfälle.

Wo gibt es die Raupe noch?

In Westniedersachsen ist der Eichenprozessionsspinner aus dem Süden und teilweise aus dem Westen eingewandert. Schon seit längerer Zeit gibt es ihn im südlichen Emsland und der Grafschaft Bentheim. Seit einigen Jahren kommt er auch im Osnabrücker Land vor. In diesem Jahr wurde die Raupe auch erstmals in den Kreisen Leer, Cloppenburg, Diepholz und Stadt und Landkreis Oldenburg gesichtet. Auch der Landkreis Vechta ist nach Angaben der Landwirtschaftskammer betroffen.

Was macht die Raupe mit den Eichen?

Die Raupen fressen das Eichenlaub und Triebe der Bäume. Die Bäume können zwar mit dem Schädling zurechtkommen, wenn sie ansonsten vital sind. Kahlgefressene Bäume können sich mit dem Johannistrieb in der zweiten Junihälfte wieder regenerieren, sagt Brand. Aber wenn die Bäume mehrfach hintereinander von den Raupen geschädigt werden, werde es problematisch. Allerdings ist der Eichenprozessionsspinner nicht der einzige Schädling für die Eichen.

Wie bekämpft man die Raupen?

Es gibt unterschiedliche Bekämpfungsstrategien. In einem frühen Stadium lassen sich die Raupen mit chemischen oder biologischen Mitteln bekämpfen. Problem: Je größer die Pflanze, die mit solchen Mitteln behandelt wird, desto schwieriger ist der Einsatz. Denn der Baum wird mit dem Bekämpfungsmittel „eingenebelt“. Je nach Wind, Sonnenstrahlung und anderen Faktoren wird die Wirkung beeinträchtigt. In den meisten Kommunen setzen die Verantwortlichen im Moment auf das Absaugen der Raupennester. Auch thermische Behandlungsstrategien, etwa mit heißem Wasser, werden derzeit erprobt. Die Stadt Nordhorn hat im Frühjahr Fallen in den Bäumen gehängt - es ist nach Auskunft der Stadt im Moment noch zu früh, um die Wirkung zu beurteilen.

Was sind die Gefahren?

Die feinen Härchen der Raupen können Atembeschwerden, Juckreiz und Entzündungen auslösen. Auch Schwindel und Fieber kann das in den Brennhaaren enthaltene Nesselgift Thaumetopoein verursachen. In extremen Fällen droht sogar ein lebensgefährlicher allergischer Schock. Menschen sollten befallene Bäume meiden. Auch bei der Bekämpfung müssen Schutzmaßnahmen beachtet werden. Für das Absaugen etwa sind spezielle Industriesauger erforderlich, die die feinen Härchen zurückhalten.

Was begünstigt die Ausbreitung?

Der Klimawandel begünstigt Angaben von Experten zufolge die Ausbreitung. Die Bäume stehen unter Hitzestress und seien daher geschwächt, sagt Brand. Auch die Witterung während der Raupenentwicklung begünstigt das Wachstum der Population, heißt es vom Julius-Kühn-Institut in Braunschweig. Zu den natürlichen Feinden gehören neben Insekten wie der Schlupfwespe auch der Kuckuck und der Wiedehopf. Diese kämen aber offenkundig nicht gegen die Vermehrung der Raupen an, sagt Brand.