Hannover. Zwischen 2008 und 2019 stieg die Zahl der Diagnosen wegen Depressionen und anderer seelischer Erkrankungen um rund 40 Prozent.

Berufstätige fehlen immer häufiger wegen psychischer Leiden am Arbeitsplatz – besonders betroffen sind Krankenpfleger. Das geht aus einer Erhebung der KKH Kaufmännischen Krankenkasse basierend auf Versichertendaten hervor. Zwischen 2008 und 2019 stieg die Zahl der Diagnosen wegen Depressionen und anderer seelischer Erkrankungen um rund 40 Prozent, wie die Kasse am Mittwoch in Hannover mitteilte. Zudem seien die Fehlzeiten pro Krankheitsfall von im Schnitt 35,4 Tagen im Jahr 2015 auf 40,3 Tage im vergangenen Jahr gestiegen. Krankenpfleger fehlten sogar mehr als 80 Tage.

Kranken- und Altenpfleger fallen jährlich für rund 23 Tage krankheitsbedingt aus

„Der hohe Krankenstand ist auch als Folge des anhaltenden Personalmangels bei einer zugleich steigenden Anzahl an Pflegebedürftigen zu sehen“, erklärte die Pflegekammer Niedersachsen. Die Ausbreitung des Coronavirus zeige, dass Pflegefachkräfte lebensnotwendig für die gesundheitliche Versorgung seien, sagte Vize-Kammerpräsidentin Nora Wehrstedt. Pflegende müssten besser geschützt werden, damit sie physisch und psychisch gesund bleiben.

Laut dem Gesundheitsreport 2019 der Techniker Krankenkasse fallen Kranken- und Altenpfleger durchschnittlich jährlich für rund 23 Tage krankheitsbedingt aus. Das sind acht Tage mehr als in der Vergleichsgruppe aller Beschäftigten.

Kein angemessener Ausgleich in meisten Kliniken

Personalmangel, Schichtdienste und Arbeitshetze stellen eine große Belastung für die Pflegekräfte dar, wie der Sprecher des Verdi-Landesbezirk Niedersachsen/Bremen, Matthias Büschking, sagte. Bislang gebe es dafür in den allermeisten Kliniken keinen angemessenen Ausgleich. Angesichts der Ausbreitung des neuen Coronavirus können Kliniken vorübergehend von Vorgaben zur Mindestbesetzung mit Pflegekräften abweichen. Die Untergrenzen für bestimmte Stationen wurden bis auf weiteres außer Kraft gesetzt. dpa