Hannover. Auch in Niedersachsen gibt es deutlich mehr Patienten, die Organe dringend brauchen, als Menschen, die nach ihrem Tod Organe spenden.

Die Zahl der Organspender in Niedersachsen ist im vergangenen Jahr leicht gesunken. 2019 spendeten landesweit 59 Menschen nach ihrem Tod eines oder mehrere Organe – 2018 waren es 62. Die Zahl der entnommenen Organe sank von 221 auf 213, wie die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) am Montag in Frankfurt mitteilte. Die Zahl der Transplantationen sank von 416 auf 370.

Niedersachsen im Ländervergleich auf Platz 4

Damit lag Niedersachsen im Ländervergleich hinter Nordrhein-Westfalen (780), Bayern (488) und Baden-Württemberg (404) an vierter Stelle bei den Organübertragungen. In wenigen Tagen steht im Bundestag eine wichtige Entscheidung zum Thema Organspende an.

Bundesweit wurden im vergangenen Jahr insgesamt 3192 Organe von Verstorbenen transplantiert – nach 3264 ein Jahr zuvor. Die Zahl der Organspender sank ebenfalls leicht von 955 auf 932, die der gespendeten Organe von 3113 auf 2995. In Bremen verdoppelte sich die Zahl der Organspender binnen eines Jahres auf 8. 25 Spenderorgane wurden 2019 entnommen, 10 mehr als ein Jahr zuvor. Die Zahl der Transplantationen sank im kleinsten Bundesland von 25 auf 12.

Wartezeit auf eine Niere beträgt acht Jahre

Zum Jahresende standen nach DSO-Angaben mehr als 9000 Menschen auf den Wartelisten für eine Transplantation – in Deutschland seien über 90.000 Patienten wegen Nierenversagens dialysepflichtig. Die Wartezeit auf eine Niere betrage in Deutschland mehr als acht Jahre.

„Jedes einzelne Organ zählt und kann über Leben und Tod eines schwerkranken Patienten entscheiden“, sagte der medizinische DSO-Vorstand Axel Rahmel. Mit einer bundesweiten durchschnittlichen Spenderrate von 11,2 Organspendern je eine Million Einwohner bleibe Deutschland eines der Schlusslichter im internationalen Vergleich.

Bundestag entscheidet über Neuregelung der Organspende

Am 16. Januar soll der Bundestag über neue Regeln für Organspenden entscheiden. Ein fraktionsübergreifender Gesetzentwurf einer Gruppe um Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) strebt die sogenannte „doppelte Widerspruchslösung“ an. Vom 1. Oktober 2022 an sollen demnach alle Bürger grundsätzlich als Organspender gelten. Es soll aber später möglich sein, Nein zu sagen. Auch wäre bei Angehörigen nachzufragen, ob ihnen ein Widerspruch bekannt ist. Eine Gruppe um Grünen-Chefin Annalena Baerbock lehnt dies ab. Die Bürger sollten stattdessen alle zehn Jahre beim Ausweisabholen angesprochen werden.

Zwischen 2013 und 2018 schwankte die Zahl der gespendeten Organe in Niedersachsen zwischen 209 (2017) und 269 (2014). In Bremen gab es in dem Zeitraum erstaunliche Schwankungen zwischen 9 (2015) und 66 gespendeten Organen (2014).