Hannover. Mitte des 20. Jahrhunderts gab es eine regelrechte Kaninchenplage, doch inzwischen geht die Zahl der Tiere stark zurück. Die Ursachen sind unklar.

Das Wildkaninchen hat es in Niedersachsen immer schwerer. Der seit Jahren anhaltende starke Rückgang der Zahl der Tiere hat sich weiter fortgesetzt. Das lässt sich daraus schließen, wie viele Kaninchen von Jägern zuletzt geschossen wurden. Die sogenannte Jagdstrecke - das ist in der Jägersprache die Zahl der erlegten Tiere - war in Niedersachsen zuletzt so niedrig wie nie zuvor seit über 60 Jahren.

Kaninchen in Niedersachsen – starker Rückgang unklar

Landesweit wurden im Jagdjahr 2018/2019 nur noch 13 228 Kaninchen erlegt - einschließlich der im Straßenverkehr getöteten Tiere. Das waren nach Angaben der Landesjägerschaft etwa 2500 weniger als Vorjahr, dem bisherigen Minusrekord-Jahr.

Die genauen Ursachen für den Rückgang der Zahl der Kaninchen seien unklar, erklärt der Wildbiologe Egbert Strauß im Jagdbericht. In den 1970er Jahren waren in Niedersachsen teils mehr als 300 000 Kaninchen pro Jahr erlegt worden.

Umweltschützer halten mehrere Ursachen für möglich

Auch Naturschützer rätseln, warum die Kaninchenbestände zurückgehen. Mögliche Ursache seien ungünstige Witterungsverhältnisse, Krankheiten oder der Einfluss von Raubtieren, sagte der Sprecher des Naturschutzbunds Nabu, Philip Foth. Denkbar wäre auch, dass wegen der intensiveren Nutzung der Landschaft wichtige Lebensräume für die Tiere verloren gegangen seien, mutmaßte eine Sprecherin des Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz.

Andrea Krug, Artenschutz-Expertin der Umweltschutzorganisation BUND, hält mehrere Ursachen für wahrscheinlich. Neben dem Verlust an Lebensraum könnten auch Kaninchenseuchen der Grund sein. Eine erst vor einigen Jahren neu aufgetretene Virusvariante etwa führe bei befallenen Tieren innerhalb weniger Tage zum Tod.

Wildkaninchen in Niedersachsen eigentlich nicht heimisch

Wildkaninchen sind hierzulande eigentlich gar nicht heimisch. Ursprünglich waren sie nach Angaben der Landesjägerschaft auf der iberischen Halbinsel, den Balearen und in Teilen Nordafrikas verbreitet. In Deutschland wurden die ersten Kaninchen 1149 erwähnt, als einige Exemplare aus Frankreich in das Kloster Höxter an der Oberweser gebracht worden waren.

Doch weil Tiere ausgesetzt wurden oder entwischten, entwickelten sich die Wildkaninchen dann auch in freier Natur. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts stieg ihre Zahl massiv an. Damals habe es eine regelrechte Kaninchenplage gegeben, sagte der Sprecher der Landesjägerschaft, Florian Rölfing.

Kaninchenplage richtete Schäden in der Landwirtschaft an

Damals richteten die Tiere auch viel Schaden bei den Bauern an. Nach drastischen Rückgängen der Population in den 1970er Jahren erholten sich die Bestände nur vorübergehend. Seit einigen Jahren gibt es nun erneut einen Rückgang zu verzeichnen.

Insgesamt sei die Lage für Wildkaninchen hierzulande derzeit nicht gut, meinte BUND-Expertin Krug. Ob die Art in Niedersachsen aussterbe, könne man derzeit aber noch nicht sagen. dpa