Hannover. Die Landesarmutskonferenz schlägt bezüglich des niedersächsischen Wohnungsmarktes Alarm. Auch Braunschweig ist betroffen.

Die Landesarmutskonferenz schlägt Alarm: Die Lage auf dem Wohnungsmarkt habe sich dramatisch zugespitzt, bezahlbare Wohnungen fehlten an allen Ecken und Enden, und Menschen fühlten sich in ihrer Existenz bedroht. Daher soll am Montag um 10 Uhr auf einem alternativen Wohngipfel in Hannover diskutiert werden, wie eine Spaltung der Gesellschaft durch explodierende Mieten verhindert werden kann. Auch Braunschweig kämpft mit hohen Mieten und Wohnungsmangel.

Fünf Fragen zum Wohnungsmarkt in Niedersachsen:

Wo sind die Mieten besonders hoch, wo sind sie eher niedrig?

Mietpreis-Spitzenreiter ist Hannover. Wer hier im Jahr 2017 eine Wohnung erstbezogen hat, zahlte im Schnitt eine Miete von mehr als 12 Euro pro Quadratmeter. Das geht aus dem Wohnungsmarktbericht hervor, den Bauminister Olaf Lies (SPD) im Sommer gemeinsam mit der Förderbank des Landes vorgestellt hatte. Auch in Braunschweig, Wolfsburg oder Osnabrück lagen demnach die Quadratmeterpreise in der Erstvermietung teils über 10 Euro. Entspannter ist die Lage auf dem Land: Im Landkreis Wesermarsch zwischen Bremen und Bremerhaven waren die Mieten für den Erstbezug nur halb so teuer wie in Hannover. Auch im südlichen Teil Niedersachsens sind die Preise moderat. Einzige Ausnahme ist dort die Universitätsstadt Göttingen.

In welchen Regionen fehlen besonders viele Wohnungen?

Insgesamt werden in Niedersachsen bis zum Jahr 2040 knapp 240 000 neue Wohnungen benötigt, wie aus dem Wohnungsmarktbericht hervorgeht. Dabei sind insbesondere die Städte gefragt: In Braunschweig ist der jährliche Bedarf an Neubauwohnungen seit 2016 nur zu rund einem Drittel gedeckt (35 Prozent), heißt es in einer Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) Köln. In der Region Hannover wurden nur 59 Prozent der Wohnungen gebaut, die nötig gewesen wären. In Osnabrück waren es 63 Prozent.

Wo ist der Wohnungsmarkt entspannter?

In vielen ländlichen Regionen werden mehr Wohnungen gebaut als gebraucht werden. In Schaumburg betrifft das sogar fast jede zweite Wohnung, das Verhältnis von Fertigstellungen und Bedarf lag dort bei 190 Prozent. Auch im Emsland (143 Prozent) und in Friesland (178 Prozent) wurde den Berechnungen der Kölner Wissenschaftler zufolge deutlich zu viel gebaut. Doch auch in städtischen Gebieten könnte sich die Lage entspannen: In der Stadt Oldenburg etwa seien mit einem Verhältnis von 112 Prozent einige Wohnungen zu viel auf dem Markt.

Welche Bevölkerungsgruppen haben besondere Probleme?

Wer in die Grundsicherung fällt, bekommt seine Wohnung nur bezahlt, wenn diese „angemessen“ ist. Wo Mieten aber permanent steigen, wird es für Wohnungssuchende immer schwieriger, die hohen Wohnungskosten vor den Kommunen als Geldgebern als „angemessen“ zu rechtfertigen, beschreibt der Wohnungsmarktbericht. Auch Alleinerziehende hätten besondere Anforderungen an Wohnraum, seien aber meist in einer schwierigen finanziellen Situation. Auszubildende und Studenten gehören ebenfalls zu den Gruppen, die besondere Herausforderungen bei der Wohnungssuche haben.

Was will die Landesregierung tun?

„Die Schaffung von günstigen Wohnungen ist die Kernaufgabe der nächsten Jahre“, sagte Bauminister Lies schon im Sommer. Bis zum Jahr 2023 sollen mit den Finanzhilfen des Bundes insgesamt 1,7 Milliarden Euro in den geförderten Wohnungsbau gesteckt werden, insbesondere Sozialwohnungen sollen entstehen. Eine Entspannung sei trotzdem erst von 2040 an zu erwarten - dann gehe die Bevölkerungszahl in Niedersachsen aufgrund des demografischen Wandels zurück.