Hannover. Die jüdischen Gemeinden werden nach den tödlichen Schüssen in Halle stärker bewacht. Auf den Autobahnen in unserer Region wurden Autos kontrolliert.
Nach den tödlichen Schüssen vor einer Synagoge in Halle hat die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen für jüdische Gemeinden in Niedersachsen verstärkt und mehrere Verkehrskontrollen durchgeführt. „Aktuell gibt es aber keine Hinweise auf eine veränderte Sicherheitslage in Niedersachsen“, teilte eine Sprecherin des Innenministeriums in Hannover am Mittwoch mit. Vor dem Hintergrund der Fahndung in Sachsen-Anhalt seien auch in Niedersachsen offene und verdeckte Fahndungsmaßnahmen eingeleitet worden.
Niedersächsische Polizisten sind zur Unterstützung nach Halle
Schwer bewaffnete Täter hatten am Mittwoch in Halle an der Saale zwei Menschen erschossen und die Flucht ergriffen. Auch Stunden danach gab die Polizei am Abend noch keine Entwarnung. Die Stadt rief die Menschen überall in Halle dazu auf, zur Sicherheit in Gebäuden zu bleiben.
Aus dem Innenministerium in Hannover hieß es, in Niedersachsen seien die örtlichen Polizeidienststellen sensibilisiert worden, um Kontakt mit den Jüdischen Gemeinden aufzunehmen. Außerdem seien Polizisten aus Niedersachsen zur Unterstützung der Einsatzkräfte in Sachsen-Anhalt angefordert worden. Auch ein Polizeihubschrauber aus Niedersachsen sei nach Halle geschickt worden.
Die Polizei führte Fahrzeugdurchsuchungen auf den Autobahnen in der Region durch
Auf der A2 bei Lehrte hat die Polizei am Mittwochabend eine Fahrzeugkontrolle durchgeführt, da es zunächst Hinweise auf einen zweiten Täter gab. Ähnliche Kontrollen gab es auch auf der A39 zwischen Salzgitter und Braunschweig sowie auf der A2 bei Garbsen. Die Beamten sperrten mit einem Polizeiwagen die Raststätte bei Lehrte in Fahrtrichtung Hannover, die Fahrbahn der Autobahn wurde auf eine Spur verengt. Es staute sich zeitweise auf 14 Kilometern bis hinter Peine. Nachdem bekannt wurde, dass es sich doch um einen Einzeltäter handeln soll, beendete die Polizei den Einsatz. Die Autobahnen sind wieder frei.
Boris Pistorius nennt Angriff „besonders perfide“
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) sagte, noch sei zu wenig bekannt, um die Motive der schrecklichen Tat in Halle bewerten zu können. „Gerade am heutigen Tag des höchsten jüdischen Feiertags Jom Kippur, an dem Versöhnung gefeiert wird, ist dies ein besonders perfider Angriff auf unsere gesamte Gesellschaft“, sagte Pistorius. „Auch wenn mir für Niedersachsen aktuell keine konkreten Bedrohungen gegenüber jüdischen Einrichtungen bekannt sind, haben wir unsere Sicherheitsmaßnahmen umgehend nochmals intensiviert.“Nach Angaben des Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Max Privorozki, richtete sich der Angriff der Täter direkt gegen die Synagoge, in der 70 bis 80 Menschen den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur feierten. „Wir haben über die Kamera unserer Synagoge gesehen, dass ein schwer bewaffneter Täter mit Stahlhelm und Gewehr versucht hat, unsere Türen aufzuschießen“, sagte Privorozki. „Aber unsere Türen haben gehalten.“
Schießerei in Halle - Polizei im Großeinsatz
Der Vorsitzende des Landesverbandes der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, Michael Fürst, sagte in einer ersten Reaktion: „Wir fühlen uns hier von der Polizei gut geschützt. Da sehen wir keine Probleme.“
Jüdischer Feiertag soll trotzdem begangen werden
Die jüdische Gemeinde Schaumburg will den höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur trotz des Angriffs in Halle wie geplant begehen. „Fasten wird nicht unterbrochen“, sagte die Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde im Landkreis Schaumburg, Marina Jalowaja. „Wir werden für die Ermordeten beten.“Niedersachsens CDU-Landeschef Bernd Althusmann twitterte,
die Nachrichten aus Halle machten gerade am höchsten jüdischen Feiertag tief betroffen. „Hass und Gewalt gegenüber Menschen anderer Herkunft oder Religion sind aufs Schärfste zu verurteilen“, schrieb er.
dpa/red