Hannover. Vor einer Woche erwischte es die Stadtverwaltung in Neustadt. Und auch private Nutzer sind betroffen. Zum Schutz gibt es ein paar einfache Tricks.

Auf dem schwarzen Bildschirm rasen grüne Buchstaben vorbei, dann ist IT-Experte Ralf Wildvang schon drin im fremden Computer. Nun zeigt der Screen des Hacker-PCs den gleichen Inhalt wie der, in den er soeben eingedrungen ist.

„Jetzt sitze ich Ihnen quasi auf dem Schoß, kann auf alles zugreifen: die Kamera, E-Mails, das Mikrofon“, erklärt Wildvang. Vor etwa 200 Zuschauern zeigt er, dass auch seriös aussehende E-Mails von Telefonanbietern das Werk von Cyberkriminellen und die Mail-Anhänge gefährlich sein können. Bei der einen Demonstration soll es nicht bleiben: Nach dem Auftakt vom Donnerstagabend in Hannover können im Oktober auch Zuschauer in anderen Städten bei einem Cyber-Angriff zuschauen. Niedersachsens Innenministerium will mit der „Security Expo“ Menschen fit für die Sicherheit im Netz machen.

Niemals einen Link aus E-Mail-Postfach öffnen

„Öffnen Sie niemals einen Link aus Ihrem E-Mail-Postfach heraus“, rät der Experte. Kriminelle könnten sich Mail-Adressen problemlos im sogenannten Darknet, einem verborgenen Teil des Internets, kaufen und dort auch Hacker mieten. Wildvang betont zudem, wie wichtig es ist, auch Smartphones und andere Geräte zu schützen. „Was nicht absicherbar ist, ist der Mensch“, scherzt er.

Das Problem sei allerdings ernst: Vor allem im Zug sehe er häufig offene Laptops, auf denen Präsentationen für Unternehmen vorbereitet würden. Mit einem Handgriff zeigt er, wie ein manipulierter USB-Stick den Rechner und die Präsentation ruinieren kann. Zig schwarze Fenster öffnen sich nacheinander. „Die können Sie nie wieder alle schließen“, sagt Wildvang. „Passen Sie deshalb auch mit USB-Sticks auf, die Sie als Werbegeschenk bekommen haben.“

Trojaner legt Stadtverwaltung lahm

Aber nicht nur private Nutzer können Opfer von manipulierten Sticks und E-Mails werden. Wegen eines Trojanerangriffs ist die Stadtverwaltung von Neustadt am Rübenberge seit einer Woche lahmgelegt. „Wir dürfen unsere Rechner nicht mehr anschalten“, sagt eine Sprecherin der Stadt. Rund 200 Menschen müssen wegen der Attacke zwei Wochen lang auf das Elterngeld warten. Techniker mussten die Software auf etwa 300 Computern der Stadtverwaltung erneuern.

Angriffe auf Behörden sind keine Seltenheit: Fast 90 Attacken auf Rechner der Landesbehörden hat das Innenministerium in diesem Jahr registriert. Nach Angaben einer Sprecherin waren es im gesamten Vorjahr 107 Angriffe. Kriminelle Banden und ausländische Geheimdienste könnten hinter den Angriffen stecken. Die Daten von Bürgern seien allerdings nicht auf Arbeitsrechnern gespeichert und deshalb von den Attacken nicht betroffen. „Wir sehen uns für die Landesverwaltung in Summe gut geschützt“, sagte die Sprecherin. Sicherheitsvorfälle gebe es vor allem in Kommunalverwaltungen.

Sensible Daten im digitalen Raum

„Cybersicherheit geht uns alle an“, sagt Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD). „Dinge wie der Behördengang, das Einkaufen oder die Reisebuchung werden heute immer häufiger digital erledigt. Damit geraten massenweise – teils sensible – persönliche Daten in den digitalen Raum.“ Und die sind nach Angaben der Verbraucherzentrale Niedersachsen bares Geld wert. Kathrin Körber rät deshalb: „Nutzer sollten den Urlaub nicht mal schnell nebenbei und im öffentlichen W-Lan buchen.“

Ralf Wildvang appelliert an seine Besucher in Hannover, Betriebssystem und Virenscanner aktuell zu halten und zwölfstellige Passwörter zu wählen: „Um das zu knacken, brauchen Werkzeuge Jahrzehnte.“ Zum Vergleich: ein sechsstelliges Passwort knackt der IT-Experte vor den Augen der Zuschauer in zweieinhalb Minuten.