Hannover. Fledermäuse leiden hierzulande unter Klimawandel, Nahrungsmangel und Windkraftanlagen. Aber die Hauptursache ihrer Gefährdung ist eine andere.

Um Fledermäuse ist es laut einer Warnung des Naturschutzbundes Nabu nicht gut bestellt. Eine neue Bedrohung in Zeiten des Klimawandels sei die Hitze in den Sommermonaten, vor allem für den Nachwuchs der nächtlichen Jäger. „Wegen der generellen Wohnungsnot können die Tiere nicht auf geeignetere Quartiere ausweichen“, sagte Ralf Berkhan, Fledermausexperte beim Nabu in Niedersachsen. „Viele Jungtiere sterben den Hitzetod – noch bevor sie flügge werden.“ Für Ende August ist eine internationale Fledermausnacht – die „Batnight“ – geplant.

„Hauptursache für die Gefährdung der heimischen Fledermausarten ist der Verlust von geeigneten Lebensräumen“, erklärte Berkhan. Die benötigten Unterschlupfmöglichkeiten etwa in alten Baumbeständen würden immer knapper. „Auch bei der Modernisierung von Hausfassaden und Dächern gehen Ritzen, Fugen und Spalten verloren.“ An gleicher Stelle solle für Ausgleich gesorgt werden, forderte der Biologe.

Insektensterben wir für Fledermäuse zum Problem

Doch es gebe noch weitere Gefahren, sagte Berkhan. „Der Einsatz von Pestiziden verringert die Zahl der als Nahrung benötigten Nachtfalter und anderer Insekten. Außerdem vergiftet er über die Nahrungskette die Fledermäuse selbst.“ Dazu komme das allgemeine Insektensterben. „Vor allem in Niedersachsen werden auch Windräder immer wieder zur Gefahr für Fledermäuse“, sagte Berkhan. Die Tiere müssten gar nicht direkt von den Rotorblättern getroffen werden, schon der Luftdruck könne sie töten. „Die Tiere fliegen dann unter Umständen noch eine Weile weiter und sterben dann an Verletzungen der inneren Organe.“

„Fehlende Quartiere sind ein wichtiger Faktor“, bestätigte Alfred Kinser von der Deutschen Wildtier Stiftung in Hamburg. „Doch auch der zunehmende Ausbau von Windkraftanlagen auch im Wald trägt zur Gefährdung bei“, sagte der Wildbiologe.

Beim Wohnungsmangel könne Abhilfe geschaffen werden, betonte Berkhan: „Künstliche Quartiere wie Flachkästen an Giebelwänden sowie Höhlenkästen etwa an Bäumen werden von den Tieren gerne angenommen“, sagte er. „Geeignete Fledermauskästen gibt es im Fachhandel – oder man baut sie einfach selbst.“ Bei Sanierungsmaßnahmen sollten Schlupflöcher für die Tiere belassen werden.

Mehr als tausend Fledermaus-Arten weltweit

Fledermäuse gehörten zu den faszinierendsten heimischen Tieren, erklärte Berkhan. Sie seien die einzigen Säugetiere, die jemals gelernt hätten, aktiv wie Vögel zu fliegen. Mit Ultraschall orten die wendigen Jäger ihre Nahrung. So sehen sie gleichsam mit den Ohren. Weltweit gibt es mehr als tausend Arten, die meisten leben in den Tropen. In Deutschland kommen insgesamt 25 Arten vor, 19 von ihnen auch in Niedersachsen. Alle Fledermausarten sind hierzulande streng geschützt. Trotzdem seien viele Arten stark gefährdet, einige sogar vom Aussterben bedroht, sagte Berkhan.

„Größere Fledermausvorkommen gibt es im Wesentlichen noch dort, wo es strukturreiche Lebensräume gibt“, erklärte der Experte. Das gelte etwa für die Mittelgebirgsregionen im Harz und bei Osnabrück. „Dort ist vor allem das Große Mausohr zu beobachten, unsere größte einheimische Art.“ Die häufigste Art in Niedersachsen sei die Zwergfledermaus, die abends auch in den Städten unterwegs ist.

Ende August kann man die flinken Flieger näher kennenlernen. Zur internationalen „Batnight“ am 24. und 25. August bietet der Nabu Fledermausfeste, Vorträge und Wanderungen zum Thema an, allein in Niedersachsen sind es 36 Veranstaltungen. Die „Batnight“ gebe es mittlerweile in über 35 Ländern. In Deutschland wird sie vom Nabu organisiert, es ist bereits die 23. Fledermausnacht. Sie soll jedes Jahr auf die Bedrohung der Tiere aufmerksam machen. dpa