Osnabrück. Das Internet kann Polizeistreifen bei ihrer Arbeit helfen, wenn es um Fotos oder Hintergrundinfos über Verdächtige oder Vermisste geht.

Internetexperten in den Leitstellen der niedersächsischen Polizei sollen die Arbeit der Streifenbeamten erleichtern. Die Online-Spezialisten sind bislang bei den Polizeidirektionen Osnabrück, Hannover und Braunschweig im Einsatz und sollen die Beamten im Streifendienst mit relevanten Informationen aus sozialen Netzwerken über Personen und soziale Hintergründe versorgen - etwa aktuelle Bilder von vermissten oder gesuchten Personen. Geplant ist, dass auch die Leitstellen in Lüneburg, Oldenburg und Göttingen solche Experten bekommen.

Soziale Netzwerke verraten viel

Nach erfolgreichen Testprojekten in Dortmund, München und Osnabrück sei das Vorhaben bislang nur in Niedersachsen mit eigenen Planstellen verstetigt worden, sagte Innenminister Boris Pistorius (SPD) am Mittwoch in Osnabrück. „Das ist ein tolles Projekt, ich finde es gut, dass wir das umsetzen konnten.“ Die seit März eingesetzten 13 Männer und Frauen haben Kommunikations-, Medienwissenschaft oder ähnliche Fächer studiert.

Dank der Recherche in sozialen Netzwerken können Polizisten zum Beispiel gewarnt werden, wenn jemand als gewaltbereit gilt oder als Sportschütze Zugriff auf Schusswaffen hat. Die Online-Experten sollen öffentlich zugängliche Informationen recherchieren, die nicht in den Polizeidatensätzen vorkommen, sagte der Leiter der Osnabrücker Polizeileitstelle, Phil Havermann. Die Polizisten im Streifendienst bekommen so zum Beispiel im Internet gefundene Fotos, Telefonnummern oder Hinweise auf Kontaktpersonen.

Daten werden nicht gespeichert

Die Recherchedaten würden nicht für künftige Einsätze gespeichert, sagte Havermann. „Wir recherchieren nur für einen konkreten Einzelfall.“

Die Unterstützung durch die Internetkollegen habe die Arbeit der Polizisten sicherer gemacht, sagte Havermann. Nach den ersten Monaten würden 63 Prozent der Streifenbeamten die Zusatzinformationen als positiv für die Eigensicherung ansehen. Mehr als 70 Prozent fanden die Informationen relevant für die Einsatzbewältigung. Mit Hilfe der Beobachtung sozialer Netzwerke hätten etwa bei einem Fußballspiel schnell Bereitschaftspolizisten zu Ansammlungen gewaltbereiter Fans anrücken können.

Die Testphase in der Osnabrücker Leitstelle lief von Juli bis Dezember 2018 mit zwei Beamten im Rahmen des Forschungsprojekts der Deutschen Hochschule der Polizei. In diese Phase sei bei der Suche nach vermissten Personen, bei Fällen von häuslicher Gewalt und der Überprüfung von Personen die Internet-Recherche am häufigsten angewandt worden. dpa