Hannover. Anders als Nordrhein-Westfalen plant Niedersachsen keine neuen Strukturen für Ermittlungen wegen sexuellen Kindesmissbrauchs.

Bei der niedersächsischen Polizei sollen keine neuen Stellen für Sonderermittler im Kampf gegen Kinderpornografie geschaffen werden. "Verstärkungserfordernisse in diesem Arbeitsbereich werden fortlaufend geprüft und soweit erforderlich auch temporär umgesetzt", teilte das Innenministerium mit. Die Analyse der Massen an Daten stelle die Strafverfolgungsbehörden vor große Herausforderungen, sagte Ministeriumssprecher Werner Steuer. "In Niedersachsen werden zurzeit technische Methoden mit dem Ziel entwickelt, manuelle Aufwände zur Sichtung der großen Datenmengen zu minimieren." Dies sei jedoch nur begrenzt möglich.

Externe Firmen bereiten Datenträger auf

Darüber hinaus wurden Anfang 2019 in Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Hannover im Bereich Kinderpornografie erstmals externe Firmen mit der Aufbereitung von Datenträgern und deren Auswertung beauftragt. Für den derzeit noch laufenden Pilotversuch ist das niedersächsische Justizministerium zuständig.

Angestoßen durch den Fall des massenhaften Kindesmissbrauchs in Lügde (Kreis Lippe) will Nordrhein-Westfalen dagegen sein Landeskriminalamt als zentrale Auswertestelle um 20 Sonderermittler verstärken. Polizisten, die im Bereich Kinderpornografie und Missbrauch arbeiten, müssen in NRW zudem jetzt zwingend zur psychologischen Supervision.

Zahl der Verfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern gestiegen

In Niedersachsen ist dies freiwillig. Die Sachbearbeiter in den zuständigen Fachkommissariaten könnten zur Reduzierung ihrer psychischen Belastung jederzeit Supervisionsangebote nutzen, sagte Steuer. Ihnen werde auch ermöglicht, auf Wunsch innerhalb kürzester Zeit den Arbeitsbereich zu wechseln.

Wie viele Polizisten im Bereich der Sexualdelikte gegen Minderjährige arbeiten, konnte das Innenministerium nicht sagen. Der Polizeilichen Kriminalstatistik zufolge stieg die Zahl der Ermittlungsverfahren wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern in Niedersachsen 2018 im Vergleich zum Vorjahr um knapp 6 Prozent auf 1370. Daneben gab es 913 Verfahren wegen der Herstellung, des Besitzes und der Verbreitung von Kinderpornografie, 12 mehr als 2017.

Erst am Freitag fand die Polizei bei einer Hausdurchsuchung in der Gemeinde Nordharz kinderpornografische Bilder und Schriften. dpa