Celle. Im IS-Prozess gegen den Prediger Abu Walaa widersprechen ehemalige Freunde Aussagen des Kronzeugen. Gerät dessen Glaubwürdigkeit ins Wanken?

Die Brüder reisen gemeinsam zum Gerichtstermin nach Celle. Einer trägt sein Haar bis zur Schulter, eine schwarze Pluderhose und eine weite Jacke; ein anderer ist in Jeans unterwegs; alle haben lange Bärte. Vor dem Eingang des Oberlandesgerichts in der Altstadt lassen Polizisten in Zivil die jungen Männer nicht aus dem Blick. Alle drei sind in dem Verfahren gegen den Hildesheimer Prediger Abu Walaa und vier weitere Angeklagte als Zeugen geladen. Obwohl sie an drei Tagen getrennt voneinander aussagen müssen, treten sie als Einheit auf.

Es geht um heikle Vorwürfe: Die Brüder H. aus Gelsenkirchen waren einmal Freunde des Kronzeugen in dem Prozess - einem ehemaligen Syrien-Ausreiser, der den Angeklagten vorwirft, sie seien für die Radikalisierung zahlreicher junger Männer verantwortlich. Sie hätten für den bewaffneten Dschihad und für Anschläge in Deutschland geworben. Und sie hätten die Ausreisen von Anhängern der Terrormiliz Islamischer Staat mit organisiert. Die Anklage fußt in wesentlichen Punkten auf dieser Aussage. Von all dem wollen die Brüder jedoch nichts gewusst haben.