„Nur auf ein Wort reagieren die Töchter empfindlich, beinahe allergisch, da muss ich echt aufpassen.“

Die Familie an und für sich ein „Schlachtfeld“ zu nennen, wäre natürlich grob untertrieben. Was haut man sich nicht alles um die Ohren, verbal, versteht sich! Das Spannende, oft Verwirrende ist: Jede Familie hat ihren eigenen Code. Ich kenne zum Beispiel eine, in der das Wort „Mistkäfer“ durchaus als zärtliches Kompliment durchgeht. Dagegen verfehlen die „schlimmen“, wirklich rüden Beleidigungen meistens ihr Ziel. Mag es daran liegen, dass der entgleisend Beleidigende somit vor allem die eigene emotionale Verstricktheit bloßstellt, die in Familien ja doch immer die gültige Währung und irgendwie der Sinn der Sache ist?

Apropos Bloßstellung: Vielleicht darf ich hier, ganz unter uns, eine dazu passende Erfahrung als Vater einwerfen: Eigentlich sind in den bewussten Momenten alle meine glasharten Analysen, schneidenden Polemiken und höhnischen Geißelungen in schönster Regelmäßigkeit verpufft. Wirkung? Niente. Alles Rohrkrepierer. Nur auf ein Wort reagieren die Töchter empfindlich, beinahe allergisch, da muss ich echt aufpassen. Es heißt „Nulpe“. Der Begriff ist eher ulkig, die Herkunft wieder mal unklar. „Nulpe“ soll von einem alten Wort für Schnuller herrühren und von daher Kindlichkeit bzw. Unreife markieren. Es spielt semantisch wohl auch die Nähe zur „Null“ eine Rolle. Aber warum ist ausgerechnet dieses Wort nun gerade in unserem familiären Feuchtbiotop so erstaunlich effektvoll? Ich habe keine Ahnung. Desto sicherer weiß ich aber, dass dieses Wort in meinem Umfeld natürlich in keinster Weise zutreffend ist. Situatives Gerede. Alles Unsinn. Nulp Fiction.