Hannover. Wer Jogger sieht, die sich andauernd bücken, sollte sich nicht wundern. Beim Plogging wollen Läufer nicht nur fit bleiben, sondern auch Müll sammeln.

Laufsachen, Handschuhe und eine Mülltüte - mehr ist zum Plogging nicht nötig. Jogger sammeln dabei ganz nebenbei den Müll von der Straße. Die aufkommende Frühlingsputz-Stimmung wollen viele Sportler auch in Niedersachsen nutzen, um Mitstreiter für das umweltbewusste Laufen zu begeistern. In Hannover bietet eine Gruppe deshalb in der letzten März-Woche jeden Tag einen Plogging-Termin an.

Plogging: Wortschöpfung aus Schweden

Der Trend schwappte im vergangenen Jahr aus Skandinavien in viele Länder. Das Wort Plogging ist eine Mischung aus Jogging und dem schwedischen „plocka upp“ für aufheben. „Unser Ziel ist unter anderem die Strecke für den Marathon Anfang April sauber zu machen“, sagt Stefanie Eichel, eine der Initiatoren in Hannover. Ihre Gruppe sei Teil der Initiative „Hannover Sauber“, mit der mehrere Partner die Sauberkeit und Lebensqualität in der Landeshauptstadt verbessern wollen.

Die Läufer haben auch Events wie die Hannover Messe Anfang April im Blick. „Da kommen viele Menschen, bei denen wir einen sauberen Eindruck hinterlassen wollen“, beschreibt Eichel die Motivation. Nach einer ersten Tour durch die Nordstadt seien eklige Ecken nun deutlich sauberer. Eichel und ihre Mitstreiter hoffen auf ein einfaches Prinzip: „Da wo kein Dreck liegt, schmeißt auch niemand welchen hin.“

Auf diesen nachhaltigen Aspekt setzt auch Oliver Schulz aus Hannover. Beim Laufen habe er oft festgestellt, dass teilweise richtig viel Zeug rumliege. „Wenn wir dafür ein Bewusstsein schaffen, haben wir viel erreicht“, meint der 43-Jährige.

Als ein Vorreiter in der Plogging-Szene gilt der Schwede Erik Ahlström. Es sei wirklich schön zu sehen, wie sich die Idee gerade verbreite, sagte er der dpa. Gerade erst war er für ein paar Tage in Südafrika, um dort auf den sportlichen Umwelttrend aufmerksam zum machen. Mittlerweile gibt es Plogging-Berichte auch aus den USA und Australien. In Niedersachsen wurde schon in Städten wie Lüneburg und Hildesheim geploggt. Auch in Bremen wurden die laufenden Müllsammler schon gesichtet.

Auch in Braunschweig sind Plogger unterwegs

In Braunschweig versucht unter anderem der Sportstudent Finn Eichler Mitläufer zu begeistern. „Mir fällt einfach auf, dass am Straßenrand manchmal extrem viel Müll rumliegt“, sagt der 26-Jährige. Parks seien die besten Beispiele. „Sie sind beliebt bei Läufern, bei gutem Wetter wird dort aber auch gegrillt“, sagt Eichler. Dabei bleibe leider oft Müll einfach liegen. Genau dafür möchte der Student den Blick schärfen und für mehr Umweltbewusstsein werben. Drei Kurse hat er deshalb in den vergangenen Monaten über die Uni angeboten. Eine kleine Gruppe lief dabei die typischen Strecken in Braunschweig ab, wo viele Menschen unterwegs sind.

An der Uni in Braunschweig waren sie begeistert von der Idee und schickten direkt Läufer mit auf Strecke. Außer dem normalen Müll sammelten sie Radkappen und Schuhe auf. Ein Schlüssel und eine alte Postkarte aus Großbritannien seien auch dabei gewesen, heißt es in dem Erfahrungsbericht. Über das Sportzentrum sollen weitere Kurse angeboten werden. Für die wärmeren Monate erhofft sich Eichler dann noch etwas mehr Zuspruch. In Zukunft werde nicht jeder zweite Läufer mit einem Müllsack durch die Gegend rennen. „Wenn wir die Idee aber etwas pushen können und jeder noch einen Freund mitbringt, ist schon viel gewonnen“. dpa