Clausthal-Zellerfeld. Zwölf Monate nach Orkan „Friederike“ ziehen Förster Bilanz. Weil so viele Bäume umfielen, gibt es ein Überangebot auf dem Holzmarkt.

Ein Jahr nach den Verwüstungen durch den Orkan "Friederike" sind die Aufräumarbeiten in den niedersächsischen Wäldern vielerorts abgeschlossen. Dies gelte zumindest für die Landesforsten, sagte Sprecher Michael Rudolph. Allein in den landeseigenen Wäldern hatte "Friederike" am 18. Januar vergangenen Jahres mehr als eine Million Bäume umgeworfen.

In privaten Wäldern noch nicht alles aufgearbeitet

Der größte Teil der dadurch entstandenen rund 1,6 Millionen Kubikmeter Sturmholz sei inzwischen aufgearbeitet, sagte Rudolph. Insgesamt hatte der Orkan in Niedersachsen etwa 3,2 Millionen Kubikmeter Sturmholz produziert. Außer in den Landeswäldern waren auch in vielen privaten und Genossenschaftswäldern zahllose Bäume umgeknickt. Dort läuft die Aufarbeitung teilweise noch.

Nach Angaben der Landesforsten waren von "Friederike" vor allem die Wälder im südlichen Niedersachsen betroffen. Dabei waren im Solling, im Harz und im Weserbergland hauptsächlich Fichten umgeworfen worden. Die nördlichen Landesteile blieben weitgehend verschont.

Überangebot auf dem Holzmarkt

Das durch "Friederike" hervorgerufene Überangebot auf dem Holzmarkt sei nach wie vor nicht abgebaut, sagte der Forstsprecher. Zur weiteren Übersättigung des Marktes habe beigetragen, dass wegen des Borkenkäferbefalls im Laufe des Sommers 2018 zahlreiche Fichten zusätzlich gefällt werden mussten. Die Landesforsten deponierten wegen des Überangebots mehr als 130 000 Kubikmeter Fichtenstämme in Nass- und Folienlagern. Das Holz soll erst verkauft werden, wenn dafür wieder bessere Preise erzielt werden können.

Im länderübergreifenden Nationalpark Harz waren vor einem Jahr ebenfalls Zehntausende Fichten umgeworfen worden. "An vielen Stellen sind ganz neue Waldbilder entstanden", sagte Abteilungsleiterin Sabine Bauling. Die Aufarbeitung des sogenannten Windwurfs habe ein halbes Jahr gedauert. Bäume waren auf Straßen, Zufahrten zu Waldgaststätten, Loipen, Wanderwege und einen 500 Meter breiten Streifen an den Außengrenzen des Nationalparks gefallen.

Sturm und Hitze setzen den Fichten zu

"Friederike" und andere vorangegangene Stürme haben den niedersächsischen Wäldern nach Einschätzung der Landesforsten stark zugesetzt und sie insgesamt geschwächt. "Vor allem das Wurzelwerk der Bäume hat vielfach nicht mehr die übliche Stabilität", sagte Rudolph. Der trockene Sommer 2018 habe ein Übriges getan und viele Bäume weiter geschwächt. "Das gilt vor allem für Fichten." Als Konsequenz aus dem erheblichen Sturmschäden wollen die Landesforsten ihren vor mehr als zwei Jahrzehnten begonnenen Waldumbau fortsetzen. "Es geht konsequent in Richtung Mischwälder", sagte Rudolph. Denn viele Laubbäume wurzelten deutlich tiefer als Fichten. "Sie stehen dadurch einfach stabiler."