Hannover. Mit Zahlenspielen im Landtag hat Minister Tonne Lehrer an Grundschulen verärgert. Dass die Arbeit schwieriger geworden ist, ist offensichtlich.

Mit einem heftigen Missklang verabschiedet sich Niedersachsens Kultusminister Grant Hendrik Tonne (SPD) in die Weihnachtsferien. Nachdem Äußerungen Tonnes im Landtag zur Arbeitsbelastung von Grundschullehrern hohe Wellen geschlagen haben, wollen laut GEW mehrere Bildungsverbände Anfang Januar über ihr weiteres Vorgehen beraten. Damit ist auch der von Tonne angestrebte „Runde Tisch“ zwischen Land und Verbänden gefährdet.

„Wir bekommen Schreiben ohne Ende“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Laura Pooth unserer Zeitung. Tonne hatte im Landtag betont, dass Vollzeitlehrer an Grundschulen ihre Arbeitszeit im Schnitt nur um 9 Minuten überschritten. Rechne man Schulleitungen heraus, ergebe sich sogar ein Unterschreiten um 26 Minuten. Daher sei es nicht gerechtfertigt, die Regelstundenzahl von Grundschullehrern um eine Unterrichtsstunde zu senken. Dies hatte eine vom Kultusministerium eingesetzte Kommission empfohlen. Grundschullehrer haben in Niedersachsen mit 28 Stunden die höchste wöchentliche Regelstundenzahl aller Schulformen. Grundlage der Diskussion ist eine von der GEW in Auftrag gegebene Studie zur Lehrerarbeitszeit. Sie hatte ergeben, dass unter Berücksichtigung der Ferien Gymnasiallehrer im Schnitt 3:05 Stunden mehr arbeiten als die 40-Stunden-Woche vorsieht, Grundschullehrer 1:20 Stunden mehr. Pooth sprach mit Blick auf die Grundschulen von einer „beispiellosen Arbeitsverdichtung“ und Belastung, was auch wissenschaftlich belegt und gerichtlich bestätigt sei. Das gezielte „Rausrechnen“ Tonnes ergebe ein schiefes Bild. Dagegen veröffentlichte das Kultusministerium am Donnerstag eine Erfolgsbroschüre. Darin wird zum Thema Entlastung der Lehrer auf den geplanten „Runden Tisch“ verwiesen. Zwar arbeitet das Land an einer neuen Arbeitszeitverordnung. Tonne will aber offenbar keinerlei pauschales Senken von Regelstundenzahlen.