Hannover. . Die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen“ formuliert Qualitätsstandards für die Begleitung am Lebensende.

Einen Tod ohne Qualen wünscht sich jeder, doch nur wenige machen sich Gedanken darüber, wie ihr Sterben einmal aussehen soll. "Das Thema ist angstbesetzt", sagte Ulrich Domdey, Vorstandsvorsitzender des Landesstützpunktes Hospiz- und Palliativversorgung Niedersachsen, der dpa. Um eine breite Diskussion anzuregen, hat der Theologe an diesem Donnerstag einen Festakt in Hannover organisiert, bei dem Wohlfahrtsverbände, Kirchen, Religionsgemeinschaften und Parteien die "Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen" unterzeichnen.

Hälfte der Menschen sterben im Krankenhaus

In der bereits 2010 auf Bundesebene verabschiedeten Vereinbarung sind fünf Leitsätze formuliert, um jedem Menschen ein Sterben in Würde zu ermöglichen. Zu ihnen zählen Standards für die Aus- und Fortbildung sowie die medizinische, pflegerische, psychosoziale und spirituelle Begleitung.

Zu wenig geschultes Personal

"Nirgendwo soll ein Mensch besser oder schlechter sterben als anderswo", betonte Domdey. Derzeit sterben mehr als die Hälfte der Menschen im Krankenhaus, zwischen 20 und 25 Prozent zu Hause und 20 Prozent in Heimen – Tendenz steigend. "Es kann nicht sein, dass eine Nachtschwester in einem Heim für 30 bis 40 pflegebedürftige Bewohner verantwortlich ist", kritisierte der Experte. In vielen Senioreneinrichtungen fehlten zudem Fachkräfte, die für die Begleitung Sterbender geschult wurden.

"Die Politik muss zum Beispiel mit Förderprogrammen die Rahmenbedingungen verbessern", forderte Domdey. Jeder Mensch habe ein Recht darauf, dass an seinem Lebensende Schmerzen gelindert und psychische Unterstützung geleistet werden. Allerdings fehlten gerade in ländlichen Regionen Fachkräfte, in manchen Einrichtungen gebe es aus Kostendruck Qualitätsmängel.

17.000 Ehrenamtliche in Hospizarbeit

Mehr stationäre Hospize sind nach Ansicht des Fachmannes nicht notwendig, vielmehr sollten sich die bestehenden Angebote besser vernetzen. Angehörige bei der Betreuung unterstützen können beispielsweise die Teams der Spezialisierten ambulanten Palliativversorgung (SAPV), die aus Ärzten, Pflegern und Sozialarbeitern bestehen können. Nicht alle Hausärzte stellten Rezepte für diese Leistung aus, die von den Krankenkassen übernommen wird, kritisierte Domdey. In Niedersachsen gibt es 28 stationäre Hospize, darunter zwei Kinderhospize in Syke und Wilhelmshaven. Kliniken bieten rund 340 Palliativbetten an. Rund 17.000 Ehrenamtliche engagieren sich in der Hospizarbeit.