Göttingen. Ein 47-Jähriger will das Geld seiner Mutter. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft tötete er die Seniorin. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe.

Wie guckt ein Mensch, dem vor Gericht vorgeworfen wird, seine Mutter erschlagen und einbetoniert zu haben? Sven H., der angibt, früher an der Universität GöttingenGermanistik studiert zu haben, blickt gelassen und interessiert, als die Staatsanwältin am Dienstag zum Prozessauftakt vor dem Landgericht Göttingen die Anklage verliest. Danach soll er seine 74 Jahre alte Mutter am 22. März vergangenen Jahres in deren Haus in Herzberg am Harz mit einem Feuerhaken erschlagen haben.

Schulden als Mordmotiv

Die Anklage nennt Habgier als Mordmotiv. Sven H. habe Schulden in fünfstelliger Höhe gehabt, sagt die Staatsanwältin. Er sei erwerbslos gewesen und habe keinerlei eigenes Einkommen gehabt. Da er auswandern wollte, habe er Teile der Rente seiner Eltern sowie 65 000 Euro haben wollen, welche das Paar nach einem Immobilienverkauf besaß. Die Mutter soll es jedoch abgelehnt haben, den 47-jährigen Sohn weiter finanziell zu unterstützen.

Daraufhin habe der Angeklagte zu einem Schürhaken gegriffen, der sich im Wohnzimmer des Herzberger Hauses befand und zugeschlagen. Zwei bis drei Schläge gegen den Kopf hätten zu Schädelbrüchen bei der Mutter geführt, sagt die Staatsanwältin. Weitere Hiebe hätten die Rippen der Rentnerin getroffen. Die 74-Jährige, die wegen einer Krankheit ein Blutverdünnungsmittel nehmen musste, sei zeitnah gestorben.

Nach Verlesung der Anklage wirkt der mutmaßliche Mörder eher entspannt. Zumindest zeigt er keine äußerliche Reaktion. Schon als der Angeklagte in Handschellen in den Gerichtsaal geführt worden war, blickte er direkt in die vielen Kameras und Objektive der Berichterstatter. Zur Sache macht der 47-Jährige keine Angaben. Einer der beiden Verteidiger erklärt jedoch, sein Mandant weise die Vorwürfe zurück. Weitere Erklärungen gibt auch der Anwalt nicht ab.

Leiche in Folie eingewickelt

Was der Angeklagte nach dem Tod seiner Mutter gemacht haben soll, kommt in der 15 Minuten dauernden Verhandlung am Dienstag nicht zur Sprache. Den Ermittlungen zufolge soll er die Leiche in Folie eingewickelt, sie im Wohnzimmer des Hauses in eine Blumenbank gelegt und diese dann mit Beton ausgegossen haben. Anschließend habe er Zier-Kies gestreut und Blumentöpfe aufgestellt, um so die Entdeckung der Leiche zu verhindern.

Tatsächlich wurde das Opfer erst Monate später gefunden. Die Polizei hatte damals mit Hilfe von Leichenspürhunden nach der als vermisst gemeldeten Frau gefahndet. Der mit internationalem Haftbefehl gesuchte Sohn wurde im Mai in Schweden gefasst. Er hatte noch versucht, sich der Festnahme durch Flucht zu entziehen.

Das Gericht hat für den Prozess vorerst 13 Verhandlungstage bis März kommenden Jahres angesetzt.

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