Hildesheim. Der Mann gab zu Gartenhütten und Grünschnitt angezündet zu haben. Er hoffte als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr beim Löschen helfen zu können.

Weil er mehrere Brände gelegt haben soll, steht ein ehemaliger Feuerwehrmann seit Mittwoch vor dem Landgericht Hildesheim. Zum Prozessauftakt gestand der 33-Jährige einen Teil der ihm vorgeworfenen Taten.

Unter anderem habe er im Januar dieses Jahres eine Gartenhütte angezündet - in der Hoffnung als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hildesheim-Drispenstedt zu den Löscharbeiten gerufen zu werden, sagte der Angeklagte vor Gericht. Der Mann soll zwischen Januar und Juli dieses Jahres insgesamt 17 Taten begangen haben - darunter vollendete und versuchte Brandstiftungen in Lauben von Kleingartenkolonien, an zwei Fahrzeugen sowie einer Terrassenkonstruktion eines leerstehenden Wohnhauses in Hildesheim. Der Gesamtschaden beläuft sich schätzungsweise auf mehrere Zehntausend Euro.

Seit Juli in U-Haft

Die Polizei hatte den Mann Anfang Juli festgenommen. Seit 5. Juli sitzt er in Untersuchungshaft. Vor Gericht zeigte sich, dass der Angeklagte darauf achtete, keinen allzu großen Schaden anzurichten und niemanden zu verletzen. Der damals bei einer Gartenbaufirma angestellte Mann zündete demnach mehrere Gartenhütten mithilfe eines Grillanzünders an, den er zum Beispiel auf einen Holztisch oder auf Dachbalken legte. Vorher habe er stets kontrolliert, ob sich im Inneren Menschen aufhielten. Oft zündete er ältere Gebäude an, zum Teil auch Haufen von Grünschnitt.

Immer wieder fragte der Richter den Familienvater zu den einzelnen Taten: Waren Sie bei diesem Brand am Löscheinsatz beteiligt? Manchmal war er als Teil der Wassertrupps dabei, manchmal hatte die Berufsfeuerwehr das Feuer schon gelöscht, ab und zu zündete sein gelegtes Feuer erst gar nicht. Der Angeklagte sagte, er zündelte, um beim Löschen zu helfen und so Lob von seinen Kameraden zu bekommen. Generell habe ihm bei der Feuerwehr die Kameradschaft gefallen.

Mann wollte nicht entdeckt werden

„Hast du gut gemacht“, sagten Feuerwehrkollegen ihm zufolge, wenn alle wieder im Vereinshaus angekommen waren, und klopften ihm anerkennend auf die Schulter. Bei seinen Taten wollte der äußerlich unauffällig wirkende Mann mit Glatze und Brille nicht entdeckt werden. Er entfernte sich deshalb immer schnell vom Tatort.

Immer wieder sorgen Feuerwehrmänner für Aufsehen, weil sie aus Geltungsdrang oder Langeweile zu Feuerteufeln werden. Oft endeten die Serien für sie im Gefängnis.

Kein Einzelfall

Im Dezember 2017 verurteilte ein Richter zum Beispiel einen Feuerwehrmann aus der Nähe von Böblingen zu achteinhalb Jahren Gefängnis. Das Urteil gegen den 36-Jährigen erging nach mehreren Brandstiftungen wegen versuchten Mordes. Mindestens einmal ging der Schaden eines zündelnden Feuerwehrmanns zudem in die Millionen: In Heilbronn verurteilte ein Richter im Januar 2014 einen Ex-Feuerwehrmann wegen Brandstiftung an Gebäuden und teuren Autos zu neun Jahren Haft. Über fast anderthalb Jahre hatte der damals 30-Jährige mehr als ein Dutzend Brände gelegt. Dabei war ein enorm hoher Schaden von mehr als zwölf Millionen Euro entstanden.

Es gebe zwei unterschiedliche Aspekte, die beim bewussten Feuerlegen eine Rolle spielten, erklärte Felix Wedegärtner, Psychiater an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). „Sowohl Menschen, die eine pathologische Faszination für Feuer haben, stiften Brand als auch diejenigen, die durch das spätere Löschen Anerkennung suchen“, schilderte der Experte.

Häufig geringes Selbstbewusstsein

Oft fänden letztere im Alltag nur wenig Anerkennung, hätten ein geringes Selbstbewusstsein. Wer eine ganze «Geschichte der Kränkung» hinter sich habe oder etwa im Berufsleben nie richtig Fuß fassen konnte, könne das Verlangen entwickeln, bei der Feuerwehr als Held dastehen zu wollen.

Der Angeklagte wurde bereits einmal verurteilt - 2010 in Alfeld wegen einer Serie von 16 Brandstiftungen. Die dortige Freiwillige Feuerwehr schmiss ihn deswegen raus, gab er auf Nachfrage des Richters zu. Für den aktuellen Prozess sind drei weitere Verhandlungen geplant, bei denen weitere Zeugen aussagen sollen und ein Sachverständiger sein Gutachten vorstellen will. Am 21. November könnte ein Urteil fallen.