Hannover. Besonders betroffen von Armut mit steigender Tendenz sind Erwerbslose, gefolgt von Alleinerziehenden und kinderreichen Familien.

Die anhaltend gute Wirtschaftslage und die weiter sinkende Arbeitslosigkeit führen in Niedersachsen mit erheblichem Zeitverzug nun auch zu einem leichten Rückgang der Armut. Rund 1,24 Millionen Menschen waren 2017 von Armut bedroht, 12 000 weniger als im Jahr davor, wie das Statistische Landesamt am Donnerstag in Hannover mitteilte. Die Armutsgefährdungsquote sank auf 15,8 Prozent nach dem Höchststand im Vorjahr von 16 Prozent und bewegt sich damit exakt auf Bundesdurchschnitt. Besonders betroffen von Armut mit steigender Tendenz sind Erwerbslose, gefolgt von Alleinerziehenden und kinderreichen Familien.

Als armutsgefährdet gelten Menschen mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 60 Prozent des regionalen Durchschnitts. Die Armutsgefährdungsschwelle lag 2017 in Niedersachsen für einen Einpersonenhaushalt bei 980 Euro, für einen Haushalt mit zwei Erwachsenen und zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2059 Euro. Bei Haushalten von Alleinerziehenden mit einem Kind unter 14 Jahren waren es 1275 Euro.

Die höchsten Armutsgefährdungsquoten wiesen mit 55,9 Prozent weiterhin die Erwerbslosen auf (2016: 54,7 Prozent). Trotz Arbeit waren 2017 wie im Vorjahr 7,3 Prozent der Erwerbstätigen armutsgefährdet. Bei Zuwanderern war die Armutsgefährdungsquote mit 30,1 Prozent erheblich höher als bei Menschen ohne Migrationshintergrund mit 11,9 Prozent. Bei Ausländern war sie mit 41 Prozent drei Mal so hoch wie bei deutschen Staatsangehörigen.

Trotz leichter Rückgänge sei eine Trendwende bei der Armut in Niedersachsen leider nicht in Sicht, sagte der Vorstandssprecher der Diakonie in Niedersachsen, Hans-Joachim Lenke. Die gefährdeten Personengruppen seien weiterhin Alleinerziehende, Kinder mit Familien, Ältere und Menschen mit Migrationshintergrund. "Leider müssen wir sagen, dass es weiterhin Familien und Kinder gibt, bei denen sich Armut über viele Jahre verfestigt", so Lenke.

"In der größer werdenden Schere zwischen Armut und Reichtum liegt eine wachsende Gefahr, dass das solidarische Handeln in unserer Gesellschaft abhanden kommt", warnte der Diakonie-Chef. "Es ist dringend geboten, dass wir auch wieder über eine Verteilungsgerechtigkeit in unserem Land reden." Die Überwindung von Armut sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. dpa