Hannover. Die Organisierte Kriminalität bleibt eine Riesenherausforderung. Niedersachsen setzt unter auf mehr Personal und mehr Fortbildung.

Immer internationaler, immer digitaler, immer trickreicher: Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) und Landesjustizministerin Barbara Havliza (CDU) ließen am „hohen Bedrohungspotenzial“ der Organisierten Kriminalität für Niedersachsen keinen Zweifel. Das „Lagebild 2017“, das die beiden Politiker am Montag im Innenministerium präsentierten, ließ allerdings auch Fragen offen. So wollte Landespolizeipräsident Axel Brockmann sich nicht auf eine Zahl der kriminellen Familienclans festlegen, deren landesweite Umtriebe im Bericht eine wichtige Rolle spielen. „Wir fordern die Einrichtung einer Schwerpunktstaatsanwaltschaft und werden dazu zeitnah ein konkretes Konzept zur Bekämpfung der Clankriminalität vorlegen“, erklärte später prompt der FDP-Landtagsabgeordnete Marco Genthe.

Als Schwerpunkte der „OK“-Bekämpfung gelten laut eines gemeinsamen Papiers der beiden Ministerien Rockerkriminalität, Russisch-Eurasische Organisierte Kriminalität, Clankriminalität, Cybercrime und Eigentumskriminalität. Die Bandenmitglieder steigen in Wohnungen ein, stehlen Autos oder gleich ganze Lastwagenladungen („Planenschlitzen“). Menschen- und Drogenhandel, Ausspähen von Kennwörtern, das Sprengen von Bankautomaten oder auch der „Enkeltrick“, bei dem ein angeblicher Verwandter Senioren in einer angeblichen Notlage um Geld angeht, gehören ebenfalls zu den Erscheinungsformen der Organisierten Kriminalität. Mit 29 Verfahren betrafen fast die Hälfte der 2017 geführten 61 Ermittlungskomplexe die Rauschgiftkriminalität, dahinter folgte mit 9 die Eigentumskriminalität. Die meisten Tatverdächtigen sind mit 250 deutsche Staatsangehörige, davon 34 mit anderem Geburtsland. Dahinter folgen als Gruppen mit großem Abstand Albaner, Türken, Serben, Russen und weitere Osteuropäer.