Hannover. Liane Schneider hat das Mädchen mit der Schleife im Haar erfunden – zunächst aber nur für ihre eigene Tochter.

Millionen Kinder wachsen mit der Bilderbuchfigur Conni auf. Sie fiebern ihrem erstem Flug entgegen oder bangen mit dem kleinen Mädchen, als es verloren geht. Weit mehr als 25 Millionen Bücher der Reihe hat der Carlsen Verlag seit 1992 verkauft. Das Mädchen mit der Schleife im Haar kennt fast jedes Kind, seine Erfinderin so gut wie keiner. Liane Schneider schrieb die erste Conni-Geschichte 1990, als ihre Tochter Cornelia in den Kindergarten kam. Auf gut Glück schickte sie das Manuskript an den Carlsen Verlag.

„Wenn der Verlag den Text abgelehnt hätte, hätte ich es kein zweites Mal versucht“, sagt die 58-Jährige aus Garbsen bei Hannover. Doch Conni sollte ihr Leben verändern. Die kleinen Pixi-Bücher kamen so gut an, dass bald gebundene Bilderbücher aufgelegt wurden. Liane Schneider gab irgendwann ihren Job als Lehrerin auf und schreibt heute noch etwa vier Conni-Bücher im Jahr – mehr als 60 sind es insgesamt. „Millionärin bin ich aber nicht, das gelingt keiner Autorin außer J. K. Rowling“, sagt die Autorin augenzwinkernd.

Doch Conni macht Karriere wie Harry Potter. Am Donnerstag kam „Conni & Co“ mit Starbesetzung und Emma Schweiger in der Hauptrolle in die Kinos. Die Dreharbeiten für den zweiten Conni-Kinofilm laufen bereits, Regisseur ist Til Schweiger. „Das ist schon abgehoben“, meint die Conni-Schöpferin.

Sie selbst steht nicht gern im Rampenlicht. Zur Filmpremiere in Berlin ging sie mit ihrer heute 30-jährigen Tochter Cornelia, ohne dass irgendjemand auf die beiden aufmerksam geworden wäre. „Wir waren keine VIPs. Mit Emma oder Til Schweiger habe ich nicht gesprochen, aber ich habe den Filmhund gestreichelt.“ Dass im Film ein Hund an die Stelle von Kater Mau aus den Büchern tritt, findet Schneider schade: „Aber Katzen lassen sich nun einmal schlechter dressieren.“

In 30 Ländern ist Conni inzwischen erschienen, in Frankreich heißt sie Lola, in Spanien Berta, in Polen Zuzia und in der Türkei Elif. „Ich habe gehört, dass an einer amerikanischen Universität Conni-Bücher eingesetzt werden, um die deutsche Kultur zu vermitteln. Das fand ich schon kurios“, sagt die Autorin. Auch nach Deutschland geflüchtete Kinder lernen mit „Conni in der Schule“.

Manchmal wird Kritik laut, dass Kindern in Conni-Büchern eine perfekte Familie und heile Welt vorgegaukelt werde. Schneider sieht das anders: „Kleine Kinder wollen es in Büchern so haben, wie es sein sollte – gerade wenn es bei ihnen zu Hause nicht so gut läuft.“

Eine Besonderheit der Figur ist, dass der Verlag sie mit ihren Leserinnen älter werden ließ. Es gibt inzwischen auch Reihen ab 7, ab 10 und ab 12 Jahren. „Conni ist ein Musterbeispiel für die perfekte Markenbildung eines Charakters“, sagt die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft von Jugendbuchverlagen, Renate Reichstein.

Liane Schneider ist nur für die Texte der Bücher für die Jüngsten verantwortlich, die Romane mit der älteren Conni haben andere Autorinnen übernommen. Darüber ist die Erfinderin beinahe froh. „Es ist ein bisschen so wie bei den eigenen Kindern“, sagt sie. „Man muss loslassen können.“ dpa