London. Mit dem „Patron’s Lunch“ gingen die Feierlichkeiten zu Ende.

Mit der größten Straßenparty, die London je gesehen hat, gingen am Sonntag die Feierlichkeiten zum 90. Geburtstag der Queen zu Ende. Tags zuvor hatten die Londoner den eher formellen Teil der Festivitäten erlebt, als Elizabeth II. die traditionelle Geburtstagsparade „Trooping the Colour“ abnahm, bei der mehr als 1500 Mitglieder der Streitkräfte an ihr vorbeimarschierten. Hinterher zeigte sich die königliche Familie auf dem Balkon des Buckingham Palastes. Dort stahlen der Queen zwei ihrer Urenkel die Schau: Prinzessin Charlotte, die einjährige Tochter von Prinz William und seiner Frau Kate, zeigte sich erstmals in der Öffentlichkeit und winkte in die Menge, während ihr Bruder Prinz George völlig fasziniert von der Flugzeugparade war, dem traditionellen Überflug von Maschinen der Royal Air Force zur Ehren der Queen.

Am Sonntag dann stand der eher informelle Abschluss der Feiern an: der „Patron’s Lunch“ für 10 000 Geburtstagsgäste auf der Mall, dem Prachtboulevard vor dem Buckingham Palast. Die Gäste rekrutierten sich aus den über 600 Wohlfahrtsorganisationen, deren Schirmherrin die Queen ist. Sie alle mussten freilich für das Vergnügen selber zahlen: 150 Pfund, umgerechnet rund 190 Euro, kostete ein Ticket. Dafür gab es einen Picknickkorb, den man hinterher mit nach Hause nehmen durfte, gefüllt mit Schweinepastete, einer Dose Pimm’s, geräuchertem Lachs, Fruchtsäften und anderen Köstlichkeiten. Rund

33 000 Tassen Tee und 40 000 Sandwiches wurden serviert, alles britische Produkte, wie der Caterer versicherte, zusammengetragen aus den vier Ecken des Königreichs.

Die Veranstalter waren umsichtig gewesen und hatten 12 500 Plastikponchos bereitgestellt, falls das Wetter nicht mitspielen sollte. Pünktlich zu Beginn öffnete dann auch der Himmel seine Schleusen. Doch das tat dem Enthusiasmus der Gäste keinen Abbruch, und sie lächelten trotzdem oder gerade deswegen. Denn was könnte dem Volkscharakter besser entsprechen, als bei strömendem Regen, in einen Plastikponcho gehüllt, ein Picknick zu veranstalten? „Typisch englisch“, kommentierte Anne Nutt, die sich bei Pfadfindern engagiert.

Unterhalten wurden die Leute von Militärkapellen und von einer Parade, die die sieben Jahrzehnte der Queen-Regentschaft zum Thema hatte. Ein Wagen dürfte der Königin besonders gefallen haben: Er stellte die königliche Yacht Britannia dar, mit der die Queen in den 50-er Jahren zu Staatsbesuchen segelte und mit der sie viele glückliche Erinnerungen verbindet.

Nach einer Weile ließ der Regen nach, wurde zu einem bloßen Nieseln und hörte schließlich ganz auf. Und dann kamen die ersten Mitglieder der königlichen Familie zur Party. Prinz Andrew und seine beiden Töchter Beatrice und Eugenie spazierten vom Palast aus Richtung Mall. Prinz William, seine Ehefrau Kate und sein Bruder Harry schlossen sich an und nahmen ein Bad in der Menge. Lächeln, Hände schütteln, ein Small Talk hier, ein kurzes Wort dort: Der Regen war vergessen, die Leute waren selig, einen Royal getroffen zu haben.

Um halb drei fuhr dann die Queen mit ihrem Ehemann Prinz Philip in einem offenen Range Rover vor. In ihrem magentaroten Kostüm sah sie besser denn je aus. Wie schafft sie es, mag sich da mancher gefragt haben, mit

90 Jahren noch so rüstig zu sein? Eine Antwort hat jetzt der ehemalige Leibkoch der Queen ausgeplaudert. Darren McGrady, der elf Jahre am Hof Elizabeths gekocht hatte, verriet, dass die Queen sich streng an eine Diät halte, die wenig Fett und Kohlenhydrate, aber viel Früchte und Gemüse beinhalte. „Sie nimmt überhaupt kein Brot zu ihren Mahlzeiten und rührt auch keine Kartoffeln, Reis oder Pasta an.“ Auch beim Alkohol halte sie sich zurück, aber, so McGrady: Sie mag gelegentlich ein Glas Gewürztraminer.