Köln. Der Schlagersänger verunglückt bei Dreharbeiten in Köln.

Inszeniert sich stets wie ein Hollywood-Star: Schlagersänger Michael Wendler, hier auf der Terrasse seiner Villa im Ruhrgebiet.
Inszeniert sich stets wie ein Hollywood-Star: Schlagersänger Michael Wendler, hier auf der Terrasse seiner Villa im Ruhrgebiet. © Lutz von Staegmann/WAZ

Michael Wendler (43) kennt Abstürze. Einst nannte sich der singende Speditionskaufmann aus dem Ruhrgebiet „König des Popschlagers“, sein erster Hit „Sie liebt den DJ“ verkaufte sich mehr als 150 000 Mal. Doch zuletzt sorgte er nur noch mit Pleite-Gerüchten und Betrugsvorwürfen für Schlagzeilen – und mit einem Kurzauftritt im RTL-Dschungelcamp 2014, über den sich Tausende von Internetnutzern lustig machten.

Jetzt hat der Kölner Privatsender Wendler wieder vor eine Kamera gelassen – mit schmerzhaften Folgen: Der 43-Jährige verunglückte am Dienstag während eines Drehs am Kölner Schokoladenmuseum. Er sollte für eine Großstadtdschungel-Mission abgeseilt werden, doch statt rechtzeitig vom Seil gestoppt zu werden, kam er mit der rechten Hand auf dem Boden auf. Diagnose: ein komplizierter Bruch des Handgelenks. Noch am Dienstag wurde Wendler fünf Stunden lang operiert, jetzt muss er vier Wochen Gips tragen. Sein Management sagte mehrere Konzerte ab.

Der Sänger ist einer von 27 Kandidaten in der Show „Ich bin ein Star – Lasst mich wieder rein“. Ehemalige Dschungelcamp-Bewohner spielen darum, wer bei der zehnten Staffel im nächsten Jahr wieder in den australischen Dschungel darf. Der Schlagersänger wolle nun trotz seiner Verletzung am Sommer-Dschungelcamp teilnehmen, sagte ein RTL-Sprecher gestern. Er werde voraussichtlich am 7. August in einer Liveshow auftreten.

Ob diese zweite Teilnahme an der großen Promi-Resteverwertung Wendlers Karriere ankurbelt? Jedenfalls brachte ihn der schmerzhafte Absturz auf die Titelseite der „Bild“-Zeitung. Die hatte sich zuletzt mit Wendler beschäftigt, als er das Dschungel-Camp im Januar 2014 nach nur vier Tagen auf eigenen Wunsch verließ. Im Internet erntete er für seinen divenhaften Auftritt reichlich Häme, galt fortan als Weichei.

Dieses Image dürfte Wendler gar nicht schmecken. So sagte er 2007 im Gespräch mit der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (WAZ): „Ich will an die Spitze der Charts, will Hollywood nach Deutschland holen. Die Leute sollen sagen: ,Jawoll, der Wendler ist geil‘“. Er bewohnte eine schneeweiße Villa in der Bergbaustadt Dinslaken und fuhr in einer weißen Stretch-Limousine zu Auftritten in Dorf-Discos und Schützenfestzelten vor. Zweimal pro Woche sang er am Ballermann auf Mallorca, verdiente 4200 Euro für eine halbe Stunde Playback. Altmeister Jürgen Drews prophezeite: „Der Wendler geht durch die Decke. Seine Power ist mir gleich aufgefallen, er erinnert mich an den jungen Jürgen Drews.“

Mittlerweile dominieren allerdings Helene Fischer und Andreas Gabalier die Szene. Michael Wendlers „Popschlager“ ist und bleibt Trash. Er unterlegt die angeblich selbst getexteten Rumpelreime (Zitat: „Am Kettenkarussell, da sahen wir uns wieder. Wie kann man nur so süß sein? Du, das haut den Wendler nieder.“) mit wummernden Techno-Bässen und maximal drei wechselnden Akkorden. Das reichte immerhin für die Auszeichnung mit der „Krone der Volksmusik“ 2009. Doch von da an ging es für Wendler bergab – bis auf das harte Pflaster vor dem Kölner Schokoladenmuseum. Die TV-Reihe „Der Wendler Clan“, in der Sat.1-Zuschauer an seinem Luxusleben teilhaben konnten, floppte.

2012 lieferte er sich einen bizarren Marken-Rechtsstreit mit dem unbekannteren Ruhrgebiets-Barden Frank Wendler. 2013 musste er sich vor laufenden Kameras mit Klienten des Fernseh-Anwalts Christopher Posch auseinandersetzen – sie fühlten sich von Wendler über den Tisch gezogen. Dann der desaströse Auftritt im Dschungelcamp, immerhin wohl gegen eine Millionengage von RTL.

Und nun der Sturz. Bei aller Empathie für den verletzten Sänger – seinem Bekanntheitsgrad schadet der Unfall gewiss nicht. In einem von Wendlers Liedern heißt es: „Auch wenn alle Stricke reißen, ich spring für dich vom Bungee-Turm.“

Autsch!