Sandringham. Die kleine Prinzessin Charlotte ist jetzt eine anglikanische Christin.
Mit Wasser aus dem Jordan und zu den Orgel- Klängen von Georg Friedrich Händel ist mit Prinzessin Charlotte der jüngste Spross der britischen Royals, getauft worden. Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, nahm das neun Wochen alte Mädchen gestern in der Kirche St. Mary Magdalene im ostenglischen Sandringham in die Gemeinschaft der Christen auf. Zum Gottesdienst war nur der engste Familienkreis mit Queen Elizabeth II. zugelassen.
Vor der Kirche warteten 3500 Schaulustige auf die Royals. Sie wurden Zeuge des ersten öffentlichen Auftritts von Prinz William und seiner Frau Kate mit ihren beiden Kindern. Charlotte war nach dem Verlassen der Geburtsstation nicht mehr in der Öffentlichkeit zu sehen gewesen.
William und Kate hatten kurz vor der Taufe die Paten bekanntgegeben. Zum Kreis gehören Kates Tennis-Freundin Sophie Carter, Prinz Williams Klassenkamerad James Meade und Kates Cousin Adam Middleton. Auch Laura Fellowes, ein Spross aus der Spencer-Familie von Prinzessin Diana, sowie Thomas van Straubenzee, ein Grundschul-Freund Williams, wurden auserkoren, wie der Kensington Palast gestern mitteilte.
Herzogin Kate, in ein cremefarbenes Kleid mit passendem Hut gekleidet, fuhr ihr Töchterchen in einem Kinderwagen-„Oldtimer“ zur Taufkirche. Den Wagen hatte schon Queen Elizabeth für ihre Söhne Prinz Andrew und Prinz Edward verwendet. Prinz William führte den fast zwei Jahre alten Prinz George an der Hand. Der „große“ Bruder trug ein Outfit mit Hemd und roter, kurzer Hose, das stark an Kleidung erinnerte, die einst sein Vater als Kind getragen hatte.
Trotz des vergleichsweise familiären Rahmens steckte die Zeremonie voller Symbolik. Mit der Auswahl der Taufkirche zollte Prinz William seiner 1997 gestorbenen Mutter Prinzessin Diana Tribut: In St. Mary Magdalene, wo sich die Royals alljährlich zu Weihnachten versammeln, war die kleine Diana Spencer einst ebenfalls getauft worden.
Das Taufwasser kam als Geschenk des jordanischen Königshauses aus dem Jordan, wo Jesus Christus von Johannes dem Täufer getauft worden sein soll. Der Erzbischof von Canterbury als Oberhaupt der anglikanischen Kirche von England goss es aus dem „Lily Font“ über Charlottes Köpfchen. Dieser silberne Kelch wurde eigens für die Taufe aus der Schatzkammer der Kronjuwelen im Londoner Tower geholt. „Lily Font“ hat die Form eines Brunnens; das Gefäß hatten einst Königin Victoria und ihr deutscher Ehemann Prinz Albert für ihre älteste Tochter Victoria anfertigen lassen. Es ist das erste Mal, dass er London verlassen hat.
Ebenfalls an Zeiten Victorias erinnerte das Taufkleid. Es handelte sich allerdings um eine 2008 geschneiderte, originalgetreue Kopie aus Satin und edler Spitze, die auch schon Prinz George getragen hatte. Nach der kirchlichen Zeremonie luden die Eltern zum Tee. Dabei ging es wieder sparsamer zu: Die Royals reichten ihren Gästen ein „Stockwerk“ ihrer achtstöckigen Hochzeitstorte aus dem Jahr 2011. Die war damals in weiser Voraussicht so gebacken worden, dass einzelne Teile konserviert werden konnten. dpa